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Bahnhof Pläne für Haus an der Bahn liegen vor

Das Bodelschwingh-Haus hat seine Pläne für das Wolmirstedeter Bahnhofsgebäude konkretisiert. Darin soll eine Cafeteria Platz finden.

Von Gudrun Billowie 20.09.2017, 01:01

Wolmirstedt l Das Bahnhofsgebäude erscheint wie eine alternde Diva. Die einstige Pracht ist noch erkennbar, der Charakter des Hauses prägt das gesamte Bahnareal. Dennoch: Dem Verfall der Fassade ist bestenfalls mit leistungsstarker Kosmetik beizukommen, innen bedarf es gar einer größeren Operation. Die scheint demnächst zu gelingen, denn das Bodelschwingh-Haus legt Pläne vor, die im Einklang mit dem Förderprogramm Revita realisierbar erscheinen.

Werden diese Pläne in die Tat umgesetzt, kehrt in das Bahnhofsgebäude das Leben zurück. Bis der Zug kommt, sollen Reisende eine angenehme Zeit in einer Cafeteria verbringen. Die will das Bodelschwingh-Haus betreiben, behinderte Menschen sollen dort arbeiten. „Neben Kaffee und anderen Getränken wollen wir auch leichte Speisen anbieten, zum Beispiel Wraps“, sagt Bodelschwingh-Haus-Vorstand Swen Pazina. Mit dieser Auswahl soll keine Konkurrenz zu anderen Anbietern in Bahnhofsnähe entstehen, sondern ein ergänzendes Angebot.

Die Café-Küche soll ein zentraler Servicepunkt im Gebäude sein, von dort aus soll es drei Ausgabestellen geben: eine zum Wartebereich, die andere in die Cafeteria, die dritte nach draußen.

Reisende, die Informationen oder Zugtickets benötigen, werden Veränderungen bemerken. Fahrkarten soll es künftig in Bahnsteignähe geben, dieser Servicebereich der Bahn wird am Laufweg der Reisenden platziert, an der Stirnseite des Gebäudes, dort, wo gegenüber der Eingang des Tunnels liegt.

Der Wolmirstedter Bahnhof dient Pendlern als Basisstation, viele kommen mit dem Fahrrad und lassen es tagsüber dort stehen. Diesen Reisenden soll mehr Komfort geboten werden. „Es wird abschließbare Fahrradboxen geben“, sagt Swen Pazina und zieht noch einen weiteren Trumpf: „Wir wollen eine Fahrradwerkstatt einrichten, inklusive einer Fahrradwäsche.“

Radfahrer können also morgens, bevor sie zur Arbeit fahren, ihr Rad abgeben, das Licht reparieren oder den Schlauch wechseln lassen und abends ein blitzblankes, funktionstüchtiges Fahrrad entgegennehmen. Auch diese Werkstatt soll Arbeitsplätze für behinderte Menschen schaffen.

Selbstverständlich werden im Bahnhof weiterhin Fahrkarten verkauft, die üblichen Bahnangebote werden weiterhin vorgehalten. Außerdem können sich Besucher mit Infomaterial eindecken. Swen Pazina möchte zwar nicht so weit gehen, dass es im Bahnhofsgebäude ein städtisches Touristeninformationszentrum geben wird, aber zumindest Broschüren und Informationsblätter sollen dort ausliegen.

Trotz Wartefläche, Cafeteria und Fahrradwerkstatt bietet das Gebäude noch weitere Flächen, ein 80 Quadratmeter großer Raum samt 60 Quadratmeter Nebenflächen kann noch für Dienstleister oder anderes Gewerbe vermietet werden.

Eine der ursprünglichen Ideen ist hingegen inzwischen vom Tisch. Die Bibliothek wird im Bahnhofsgebäude nicht unterkommen. Das Mekka für Leseratten bleibt weiterhin auf der Schlossdomäne bestehen.

Die Pläne des Bodelschwingh-Hauses gelten nur für das Erdgeschoss, die Wohnungen im Obergeschoss bleiben als solche erhalten.

Im Oktober will das Bodelschwingh-Haus den Fördermittelantrag beim Land stellen. Wird der positiv beschieden, soll im Sommer Baubeginn sein.

Das Revita-Programm wurde vom Land Sachsen-Anhalt bereits 2006 aufgelegt. Es dient der strategischen Revitalisierung von Bahnhofsgebäuden und verhalf bereits vielen Bahnhöfen zu neuem Glanz. Meist sind die Eigentümer Kommunen oder kommunale Gesellschaften. „Diese Eigentümer werden mit einer bis zu 80-prozentigen Förderung unterstützt, wenn das Bahnhofsgebäude modernisiert wird und dabei öffentliche sowie verkehrliche Funktionen aufnimmt“, heißt es darin. Diesen Anforderungen entsprechen die Pläne des Bodelschwingh-Hauses zum Großteil, der Rest wird in Eigenregie hergerichtet. Die Einrichtung für behinderte Menschen hatte das Gebäude im Juni 2015 für 74.000 Euro ersteigert.

Sollten die Gelder des Revita-Programms fließen, kann der gesamte Bahnhofskomplex ab 2020 hochmodern daherkommen. Die Bahn will 2019 selbst mit dem Bau eines Tunnels samt Fahrstuhl beginnen, die Nasa erwägt zusammen mit der Stadt den Tunnel bis in die Ladestraße, Richtung Glindenberger Straße zu verlängern und auch dort das Umfeld neu zu gestalten.