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Baumschnitt Kritik wegen Baumstutzung

Die Obstbäume zwischen Bebertal und Rottmersleben sind umfangreich gestutzt worden. Klaus Lüdemann kritisiert das scharf.

Von Vivian Hömke 12.02.2020, 00:01

Berbertal/Rottmersleben l Der radikale Baumschnitt entlang der Allee zwischen Bebertal und Rottmersleben lässt Klaus Lüdemann keine Ruhe. „Die Schnittwunden an den Bäumen sind so groß, sie hätten sofort versiegelt werden müssen“, betont der Bebertaler. Tatsächlich sind die frischen Schnittstellen teilweise mehr als handgroß und nun sich selbst überlassen, zwischen den Bäumen türmen sich Haufen mit Schreddergut. Ist das noch gewöhnlicher Baumschnitt?

Rückblick: Von Ende Januar bis Anfang Februar haben Mitarbeiter des Eigenbetriebes Straßenbau und -unterhaltung des Landkreises Börde die Obstbäume umfangreich beschnitten. Dies solle vor allem der Verkehrssicherheit dienen, das Personal sei geschult, hatte Betriebsleiterin Karin Neuendorf erklärt.

Klaus Lüdemann kann darüber nur den Kopf schütteln. „Die Bäume sehen aus wie Kleiderständer, und wer das als geschultes Personal liegen lässt, den sollte man entlassen“, schimpft der Bebertaler. Zusammen mit Gartenbaumeister Heinz Raeke begutachtete er vergangene Woche erneut die Obstgehölze auf dem Gieseberg. Auch zwei Mitarbeiterinnen des Natur- und Umweltamtes des Kreises bat er hinzu.

„Das ist eine Katastrophe“, sagt Heinz Raeke mit Blick auf die beschnittenen Bäume. Der Bebertaler arbeitete früher selbst als Obstplantagenbauer. Einige der Birnenbäume zwischen Bebertal und Rottmersleben habe er selbst gepflanzt. „Sie waren so gut im Ertrag und hatten solch ein gutes Blatt“, sagt er wehmütig. Die Baumkronen seien teilweise bis in vier Metern Höhe gestutzt und damit auch Nistplätze für Vögel zerstört worden, gibt Heinz Raeke zu bedenken.

Auch Hecken, die als Windschutzstreifen dienten, seien in Mitleidenschaft gezogen worden. „Die Pflaumenbäume und Hecken sind im Frühjahr die ersten Pollenproduzenten für die Bienen, auch sie wurden radikal gekürzt“, pflichtet Klaus Lüdemann ihm bei. Dagegen hätten eher einige Bäume am Anfang der Straße in Bebertal einen Schnitt nötig, sagt er.

Landkreissprecher Uwe Baumgart verweist auf Volksstimme-Nachfrage erneut auf die Verkehrssicherheit. Der Pflegeschnitt an Straßenbäumen sei erforderlich, um Gefahren für Nutzer der Straße abzuwenden. „Der Landkreis Börde ist Baulastträger für ein rund 595 Kilometer umfassendes Kreisstraßennetz. Dazu gehört auch die ‚Birnbaum-allee‘ Rottmersleben. Als Baulastträger hat der Landkreis entlang seines Kreisstraßennetzes hinreichend für alle Angelegenheiten der Verkehrssicherheit – nicht nur für Fahrzeuge, sondern auch für Fußgänger und Radfahrer – zu sorgen“.

Beauftragt sei damit der Eigenbetrieb Straßenbau und -unterhaltung. „Die Arbeiten werden, wie in Rottmersleben, durch dafür qualifiziertes Personal des Eigenbetriebes Straßenbau und -unterhaltung ausgeführt. Der Landkreis hat zu diesem Zweck beim Eigenbetrieb einen Baumsachverständigen beschäftigt“, heißt es weiter. Das mit der Pflege beauftragte Personal sei theoretisch und praktisch an verschiedenen forstwirtschaftlichen Einrichtungen geschult worden, sagt Uwe Baumgart.

Die Obstbäume zwischen Bebertal und Rottermersleben seien im vergangenen Herbst vom Eigenbetrieb zweimal begutachtet worden – einmal mit Blätterkleid, einmal ohne Laub an den Zweigen. Äste, die beschnitten werden sollten, seien damals gekennzeichnet worden. „Es handelt sich in Rottmersleben um einen planmäßigen und vor allem erforderlichen Baumschnitt. So das Ergebnis der zwei Baumschauen“, rechtfertigt Karin Neuendorf, Leiterin des Eigenbetriebes Straßenbau und -unterhaltung, den Baumschnitt. Die Bäume seien um die 100 Jahre alt und damit verstärke sich der Pflegeaufwand, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Auch die Kosten dafür seien erheblich.

Allerdings, so betont Karin Neuendorf, stehe die Sicherheit an oberster Stelle. „Wir haben sämtliches Totholz entfernt. Damit die Standsicherheit der Bäume gewährleistet werden kann, mussten auch angemessene Maßnahmen an gesundem Holz durchgeführt werden. Wir wissen, dass einige Bäume im Inneren schon hohl sind. Das heißt, wir müssen hier verstärkt kontrollieren, um unserer Verantwortung gerecht zu werden“, fügt die Betriebsleiterin hinzu. Müsse ein Baum altersbedingt irgendwann gefällt werden, würden Ersatzpflanzungen erfolgen, heißt es weiter.

Klaus Lüdemann gibt sich mit diesen Aussagen nicht zufrieden und will sich mit der Thematik nun direkt an den Landrat wenden.