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Baustelle Archäologen finden alte Mauern

In der Baugrube des Hauses, das in der Friedensstraße 37 entstehen soll, suchen Archäologen nach Resten der alten Stadtmauer.

Von Gudrun Billowie 06.10.2015, 01:01

Wolmirstedt l Die Baugrube in der Friedensstraße 37 sieht aus wie eine Schatzkammer. Alte Feldsteinmauern, Ziegeltreppen und Scherben haben unter der Erde gut geschützt die Zeit überdauert. Ein Bagger hat das Erdreich für den Hausbau geöffnet und somit den Archäologen Einblick in die Stadtgeschichte möglich gemacht. „Das Grundstück liegt im Bereich der alten Stadtmauer und des Magdeburger Tors“, sagt Kathleen Vahl vom mobilen Team des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalts, „wir hatten gehofft, dass wir Reste der Fundamente finden.“

Diese Hoffnung hat sich bisher nicht erfüllt, die Erde behält ihr Geheimnis für sich. Für die Archäologen ist das überhaupt nicht enttäuschend. „Solange wir diese Reste nicht finden, besteht die Möglichkeit, dass sie weiterhin unangetastet im Erdreich verbleiben“, sagt die Archäologin. Sie werden jenseits der Baustelle nicht weitersuchen, denn Experten graben nur dort, wo der Boden aufgrund von Baumaßnahmen ohnehin offen ist.

Anstelle der Stadtmauer oder des Magdeburger Tors hat Kathleen Vahl andere Zeugen der Vergangenheit gefunden, nämlich Fundamente von „Wildemanns Kneipe“, ein Gasthaus, das zu DDR-Zeiten abgerissen wurde, vermutlich in den Siebziger Jahren. „Die Fundamente für diese Gaststätte stammen aus dem 19. Jahrhundert“, weiß Kathleen Vahl. Feld- und Ziegelsteine sind in den Mauerresten zu finden, eine aus Ziegelsteinen gemauerte Treppe führte einst in den Keller. Diese Treppe kann ziemlich genau in das 19. Jahrhundert datiert werden, weil die Abmessungen der gebrannten Ziegel der damaligen Norm entsprechen.

Die Archäologen haben aber auch Reste einer Bebauung gefunden, die bereits Ende des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. Ob die Wildemann-Gaststätte auf diesen alten Mauern errichtet oder deren Material für den Bau der Gaststättenmauern verwendet wurde, müssen die Archäologen erst anhand anderer Pläne deuten.

Bei der Grabung kamen verschiedene Erdschichten zum Vorschein. Über dem Lößboden liegt ein breiter Streifen Schwarzerde, in dem kleine Scherben konserviert waren. Kathleen Vahl hofft, dass sie bei fortschreitenden Bauarbeiten noch weitere entdeckt, damit sie diese Scherben zeitlich genauer einordnen kann. Bisher ist nur klar: „Das ist urgeschichtliche Keramik. Aber die Scherben sind zu klein, um sie genau zu datieren.“ Eine Wandungsscherbe mit einer Verzierung wäre das ideale Objekt.

Bisher haben die Archäologen etwa 1,40 Meter in die Tiefe schauen können. Ein paar Zentimeter mehr werden ihnen die Baumaßnahmen noch erlauben. Die Zusammenarbeit mit den Bauarbeitern in dieser baubegleitenden Grabung ist eng.

In der Friedensstraße 37 soll ein Einfamilienhaus in offener moderner Bauweise entstehen. Der Bauherr hat sich für eine ohreseitige Glasfront und Balkone entschieden. Mit dieser Architektur setzt der Neubau einen eigenen Akzent neben dem Nachbarhaus, einer liebevoll hergerichteten alten Schmiede.

Bis zum Beginn der Bauarbeiten wurde das Grundstück als wilder Parkplatz genutzt. Ronny Pfaff, Anwohner und berufener Bürger im Bauausschuss sorgt sich, dass sich mit Baubeginn die Parkplatzsituation in der Ecke Friedensstraße/Jungfernstieg verschärfe. Damit müssen sich Anwohner, Geschäftsleute und Kunden wohl abfinden. Weitere Parkplätze sind nicht geplant.