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Bestandsaufnahme Fast alle Bäume sind kerngesund

Im Rahmen öffentlicher Baumschauen wird derzeit jeder Baum in Wolmirstedt begutachtet.

Von Gudrun Billowie 28.10.2016, 01:01

Wolmirstedt l Erika Lentge und Lutz Habicht kennen buchstäblich jeden Baum in der Stadt. Zurzeit sind die beiden Rathausmitarbeiter unterwegs und betrachten jede Linde, jeden Ahorn und jede Kastanie genau. Eine Aufgabe, die nicht an einem Tag zu erledigen ist. Acht Tage lang laden sie zu öffentlichen Baumschauen ein.

Die Experten hatten sich auf viele Bürger gefreut, doch bisher hat nur ein einziger teilgenommen. Trotzdem sind die öffentlichen Baumschauen in Wolmirstedts Kernstadt und in Elbeu in den vergangenen Tagen gelaufen.

Eine Expertin ist Erika Lentge, die das Baumkataster Wolmirstedts führt. Etwa 2000 Bäume sind darin aufgelistet, so viele werden im Stadtgebiet gezählt. Damit die Bäume nicht verwechselt werden, hat jeder Baum eine Nummer bekommen. Die steht auf kleinen Plastikscheiben, die sind an einem der Äste befestigt. Bei jeder Baumschau vermerkt Erika Lentge den Zustand des Baumes, schreibt auf, ob es Pilze, trockene Äste oder Wildaustrieb gibt. Kehrt sie nach der Schau ins Rathaus zurück, wertet sie die Daten aus und entscheidet, wann notwendige Pflegemaßnahmen angesetzt werden. „Ist Gefahr im Verzug, handeln wir sofort“, sagt Erika Lentge.

Gefahr erkennt der zweite Experte, der Baumsachverständige Lutz Habicht, besonders an einem Ahorn. Der steht in der Meitzendorfer Straße, die zur Deponie in Elbeu führt. Lutz Habicht zeigt auf einen Zunderschwamm, dessen Fruchtkörper wie eine Konsole am Stamm klebt. „Wenn diese Pilze schon nach außen wachsen, ist die Standfestigkeit des Baumes erheblich gefährdet“, weiß er und empfiehlt, diesen Baum dringend zu fällen. Erika Lentges Mitleid mit dem alten Ahorn zerstreut er und erklärt, dass sich ein außen zeigender Pilz innen bereits erheblich ausgebreitet hat. Vermutlich ist der über eine große Wunde eingedrungen, die entstand, als einer der großen Äste entfernt wurde. Der Baum war anschließend nicht in der Lage, die fußballgroße Wunde schnell zu verschließen. Eindringende Feuchtigkeit bot den perfekten Nährboden für Fäulnis und Pilze. Der Blick in die Krone bestätigt, dass der Baum kaum noch Lebenskraft hat. „Gerade hier, wo so viele Autos vorbeifahren, ist es notwendig, solche bruchgefährdeten Bäume zu entfernen“, bekräftigt Lutz Habicht.

Ein Blick in die Allee offenbarte noch mehr Totholz, das sich trotzig in den Ästen der Bäume verkantet hat.

„Die meisten unserer Bäume sind jedoch gesund“, betont Erika Lentge. Da komme es nur darauf an, den Gehweg oder die Fahrbahn freizuhalten, das sogenannte Lichtraumprofil muss gewahrt sein.

Bei der Elbeuer Baumschau stand vor allem die Jersleber Straße im Fokus. Dort wachsen links und rechts der Straße Linden. Im östlichen Bereich werden sie regelmäßig zu Kopflinden geschnitten, im westlichen Bereich dürfen sie ausladender wachsen. Lutz Habicht und Erika Lentge vermerken die Bäume, deren Äste zu weit über den Gehweg ragen oder zu tief hängen. „Fußgänger und Fahrradfahrer müssen den Gehweg ungehindert passieren können“, nennt Lutz Habicht das Kriterium. Das ist nicht an jeder Stelle möglich, deshalb werden einige Bäume demnächst ein paar Äste hergeben müssen. Außerdem werden Kronen unter den Freileitungen ein Stück weit gekappt.

Beseitigt wird auch der Wildaustrieb. Der sprießt meist nach einer Verletzung der Wurzeln in Stammnähe aus dem Boden. „Der Wildaustrieb entzieht dem Baum Nährstoffe, wuchert aber auch in den Gehweg- oder Straßenbereich hinein“, erklärt Lutz Habicht, warum die kleinen Triebe entfernt werden müssen.

Bäume prägen das grüne Stadtbild Wolmirstedts und viele überzeugen gerade jetzt im Herbst mit ihrer Farbenpracht. Die Kehrseite der Medaille ist das herabfallende Laub, deren Beseitigung Bürger oft überfordert. Immer wieder wird die Idee laut, dafür Behälter bereitzustellen, so wie es in Nachbargemeinden wie Colbitz gehandhabt wird. Doch bisher hat es in diese Richtung noch keine konkreten Diskussionen oder Handlungsschritte gegeben.

Erika Lentge weiß nach den Baumschauen genau, welche Schnitt-, Pflege- und Fällarbeiten erledigt werden müssen. Je nach Bedarf werden Hebebühnen bestellt. Alle Bäume, deren Äste Schneemengen nicht standhalten würden, werden noch vor dem Wintereinbruch entfernt. Die anderen größeren Schnittarbeiten werden bis zum Februar ausgeführt. Bald darauf beginnt die Vogelbrutzeit, dann werden die Bäume nicht mehr durch Werkzeuge oder Maschinen behelligt.