1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Tiere aus Schaumstoff im Visier

Bogenschießen Tiere aus Schaumstoff im Visier

Eine Gruppe von Bogenschützen geht am Rande der Hohen Börde ihrem Hobby nach. Dabei kommen ihnen nicht nur Sympathien entgegen.

Von Constanze Arendt-Nowak 03.08.2016, 01:01

Niederndodeleben l Die Natur hat sich die ehemalige Sandgrube in der Börde wieder zurückerobert. Bäume, Gräser und Kräuter sprießen, die Vögel zwitschern. Gerade so ein Gelände finden fünf Bogenschützen aus Niederndodeleben, Haldensleben und Hundisburg ideal, um ihrem Hobby nachzugehen und auch für Wettkämpfe zu trainieren. „Solch naturbelassenes Gelände ist schön“, sagt Anke Kasner aus Haldensleben, die dem Bogensport seit etwa fünf Jahren nachgeht.

Doch sie weiß auch, dass Bogenschützen, die der Disziplin 3-D-Parcours nachgehen, nicht überall beliebt sind. Viele Jäger hätten Bedenken, dass sie mit Pfeil und Bogen auch auf lebende Tiere schießen. Dagegen aber verwehrt sie sich ebenso wie ihre Mitstreiter. „Wir achten die Natur und hinterlassen auch keinen Müll.“ Der Bogensport sei kein Schießsport, sondern ein Rasensport.

Anke Kasner, ihr Mann Gerald Kasner, Silke Föhlinger, ihr Lebensgefährte Michael Dyllong sowie Nicki Maschke lieben beim 3-D-Parcours besonders die Herausforderungen, die das natürliche Gelände ihnen bietet. Da kann es schon einmal passieren, dass durch die Struktur des Geländes die Entfernung falsch eingeschätzt wird oder ein Baum oder ein Ast das Sichtfeld auf das Ziel stört.

Bevor sie das Training starten, platzieren sie größtenteils lebensgroße Tiere aus Schaumstoff im Gelände. Das Eichhörnchen ist sogar ein bisschen überdimensioniert und das Wildschwein hat Räder unter den Füßen. „Wir sind auch nur tagsüber unterwegs“, erklärt Silke Föhlinger, die bezüglich der Befürchtungen der Jäger auch betont, dass die Bogenjagd in Deutschland grundsätzlich verboten ist.

Am liebsten wäre der Gruppe, die sich dem Sportverein Wacker Lindstedt in der Altmark angeschlossen hat, wenn sie ein Gelände offiziell zur Verfügung gestellt bekäme, wo sie ihrem Hobby nachgehen könnte. „Vielleicht haben ja auch Gemeinden Flächen, auf denen wir üben können“, wirft Anke Kasner eine Idee in die Runde. Und letztlich ist die Übung auch nicht nur Spaß an der Freude, denn sie vertreten die Region auch auf Meisterschaften. So war Anke Kasner im Juni bei den Europameisterschaften im Salzburger Land in Österreich, am übernächsten Wochenende wollen sich Anke und Gerald Kasner im bayrischen Ballhausen der Konkurrenz bei den Deutschen Meisterschaften stellen. Auch Michael Dyllong kann schon auf einen Deutschen Meister-Titel verweisen.

„Bei einem Turnier wird im Parcours, den man in der Gruppe abläuft, auf etwa 20 bis 40 Tiere geschossen. Je nachdem, wie man trifft, erfolgt die Bewertung“, beschreibt Anke Kasner einen Wettbewerb. Dabei kann die Strecke unterschiedlich lang sein. Aber egal ,wie lang die Strecke und wie groß der Parcours ist, den Bogenschützen liegt die Sicherheit ebenso am Herzen wie die Vermeidung von Beeinträchtigungen der Natur. „Unser Bogensport erzeugt weder Lärm noch Müll und speziell bei Turnieren werden zum Schutz der anderen Schützen und Besucher die Ziele sogar mit einem natürlichem oder künstlichen Pfeilfang versehen. Auch nehmen wir keine baulichen Maßnahmen oder andere Veränderungen im Gelände vor. Die Beeinträchtigung der Natur, Umwelt und der Anwohner sind zu vernachlässigen“, erklärt Michael Dyllong und hofft auch auf Verständnis von Außenstehenden. In anderen Regionen Deutschland sei der Bogensport mehr verbreitet als in Sachsen-Anhalt.

Dabei fallen den beiden Damen und den drei Herren, die gern noch mehr Mitstreiter finden würden, eine Reihe von positiven Aspekten ein, die auch dem eigenen Wohlbefinden zugutekommen. Die Bogenschützen sind ständig an der frischen Luft, wenn sie ihrem Hobby nachgehen. Das Training bietet Möglichkeiten, sowohl die Konzentration, den Orientierungssinn als auch die Kraft zu verbessern. „Der Spaß steht im Vordergrund und es ist auch Entspannung im Alltag, wenn man nicht runterkommt, trifft man nichts“, weiß Silke Föhlinger. Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass Bogensport ein Sport für die ganze Familie ist, hat sie selbst doch schon Kinder und Bekannte dafür begeistern können. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. „Wenn es einen packt, geht es los“, fügt sie hinzu.