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Breitbandausbau Letzte Chance für die Niedere Börde

Die Niedere Börde lässt sich nur schwer für den Breitbandausbau begeistern. Die Ortsbürgermeister schütteln die Köpfe.

Von Juliane Just 01.07.2018, 09:00

Groß Ammensleben l Es ist eine große Chance für die Bewohner der Niederen Börde. Der Breitbandausbau könnte mittels Glasfaserkabeln schnelles Internet in die zehn Ortschaften bringen. Doch bis zum ersten Spatenstich müssen 60 Prozent der Grundstückseigentümer zustimmen. Davon sind die Ortschaften weit entfernt. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Schulterzuckend saßen die Breitbandengel der Firma DNS:NET, die das künftige Netz betreiben wollen, am Mittwoch der Informationsveranstaltung in Grooß Ammensleben. Es war wieder eine Veranstaltung, zu der kaum Gäste kamen, die sich fürs Breitband interessierten. Wieder eine Veranstaltung, bei der die Ortsbürgermeister ratlos die Köpfe schütteln. Was kann getan werden, um die Bewohner zur Zusage zum Breitbandausbau zu animieren?

Der Hintergrund: Damit die Bauarbeiten für das moderne Glasfasernetz, das bis an die Häuser angeschlossen werden soll, beginnen kann, müssen Grundstückseigentümer dem Bau vorab zustimmen. Der Anschluss bis zum Haus ist für sie gratis. Sie schließen einen Vertrag mit dem Betreiber DNS:NET ab – für die ersten beiden Jahre, in denen das Highspeed-Internet bei ihnen ankommt. Bauherr ist die Gemeinde.

Die Zeit drängt. Die erste Frist für die Breitband-Anmeldung ist mit dieser Woche offiziell beendet. Nun haben sich die Beteiligten geeinigt, dass es zwei Wochen Aufschub gibt. Danach kostet der Anschluss 550 Euro. Beginnen die Bauarbeiten, wird es noch teurer. Doch vom ersten Spatenstich sind die Ortschaften noch weit entfernt.

„Der Breitbandausbau ist ein gravierendes, wichtiges Thema. Internet ist nicht nur Wirtschaftsfaktor, sondern auch Bestandteil einer modernen Wohngemeinschaft“, sagt Stefan Müller, der künftige Gemeindebürgermeister der Niederen Börde. Er brachte an, dass die Gemeinde ohne Internet nicht ausreichend für die Zukunft gewappnet sei. Die Ortsbürgermeister stimmten ihm zu.

Doch die Einwohner der Niederen Börde kämpfen mit anderen Sorgen. Viele Senioren nutzen kein oder kaum Internet, die teils lahmen Übertragungsraten reichen ihnen aus. Doch dass ihre Immobilien an Wert verlieren, wenn kein Internet anliegt, vergessen viele. Einige monieren auch den künftigen Preis von 50 Euro für das Internet. Andere sind unsicher, ob nach den Bauarbeiten, bei denen mitunter Einfahrten aufgerissen werden müssen, danach wieder jeder Stein so liegt wie davor. Sorgen, die unberechtigt sind.

Um einen letzten, großen Aufruf zu starten, haben sich die versammelten Bürgermeister auf ein Anschreiben an die Einwohner geeinigt – das dritte zum Breitbandausbau. Dort sollen nochmals die Vorteile geschildert werden. Kommen die 60 Prozent nicht zustande, könnte das Vorhaben in letzter Sekunde noch gekippt werden.

„Wir haben alle Informationen unter die Menschen gebracht. Wir wissen nicht, was wir noch machen sollen“, sagt Jens Strahlendorff, Mitarbeiter von DNS:NET. Bisher habe er noch keine Gemeinde erlebt, die sich so vehement gegen den Breitbandausbau stemmt.

Nun müssen die Ortsbürgermeister alle Hebel in Bewegung setzen, um bis zum 15. Juli so viele Anmeldungen wie nötig einzuholen. Die Breitbandengel haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, wie Jens Strahlenforff sagt: „Wir sind guter Dinge. Vielleicht schaffen es die Einwohner der Niederen Börde in letzter Sekunde, die 60 Prozent zu erreichen.“

 

Weitere Informationen zum Breitbandausbau in der Niederen Börde sowie die nötigen Formulare gibt es unter www.breitbandengel.de