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Bürgerhaus Letzte Party des Schranke-Vereins

Wolmirstedt ist gut ins Jahr gestartet. Im Bürgerhaus gab es trotz Feierlaune einen Wermutstropfen. Der Schranke-Verein löst sich auf.

Von Gudrun Billowie 02.01.2018, 00:01

Wolmirstedt l Der geschmückte Schlosskeller war in der Silvesternacht voller Menschen. Gut einhundert Besucher ließen sich leckeres Essen schmecken und eroberten schon bei den ersten Takten der Musik die Tanzfläche. „Wir feiern hier mit Freunden“, strahlten Gritt und Heiko Multhaupt, die aus Hermsdorf gekommen waren. Es war ihre erste Silvesterfeier im Schlosskeller, die Atmosphäre gefiel ihnen sichtlich.

Für Frank und Franziska Tuchen aus Wolmirstedt gehört die Silvesterfeier im Schlosskeller hingegen schon lange ins Jahresrepertoire. Umso mehr betrüben Frank Tuchen die Entwicklungen, die es in jüngster Zeit im (Un)sinne des Bürgerhauses gegeben hat. „Wir finden es schade, dass die Stadt den Verein nicht so unterstützt, wie er es verdient hätte.“

Hintergrund: Der Schranke-Verein bekommt in diesem Jahr 4000 Euro weniger Zuschuss als im Vorjahr. Das war auf der Dezembersitzung des Stadtrates beschlossen worden. Abstimmung und Debatte liefen als „Vertragsangelegenheiten“ hinter verschlossenen Türen.

Nun stehen dem Schranke-Verein nur noch 6000 Euro für die kulturelle Arbeit zur Verfügung. Um die Kürzungen abzufedern, muss der Verein von den Mieteinnahmen durch Familienfeiern etc. statt der bisherigen 30 Prozent nur noch zehn Prozent an die Stadt abführen.

Das Abrechnungs- und Zuschussprozedere klingt kompliziert, scheint für einen Verein, der überwiegend ehrenamtlich das große Bürgerhaus auf der Schlossdomäne betreibt, schlichtweg überkandidelt. Bei solcherlei Vertragsungetümen bleibt die kreative Arbeit schnell auf der Strecke. Und mehr: „Wir werden am 11. Januar zur Mitgliederversammlung einladen und dort die Auflösung des Vereins bekannt geben“, sagt Vereinsvorsitzender Sebastian Filipp. Ende März soll der Schranke-Verein begraben werden, dann läuft der Vertrag der einzigen hauptamtlich Beschäftigten des Vereins aus. Die Kündigung hat Veranstaltungsorganisatorin Daniela Wirthgen Silvester bekommen. „Tolles Geschenk“, lächelt sie bitter und mixt tapfer hinterm Tresen die Getränke für die Silvestergäste.

Die Kürzungen der Zuschüsse für den Schranke-Verein waren vor allem von Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU) vertreten und mit den Stimmen der CDU befürwortet worden. Diese Partei verfügt über die Mehrheit im Stadtrat. Stadträte anderer Fraktionen distanzieren sich deutlich von diesem Beschluss. „Wie kann man bürgerschaftlichem Engagement so ins Gesicht schlagen“, gibt sich Gisela Gerling-Koehler (FDP) fassungslos und findet weitere Worte: „Die Vereinsarbeit wurde von der Stadt bürokratisch überorganisiert. Nun werden Strukturen tot gemacht, ohne neue zu haben.“ Dem Bürgermeister wirft sie vor: „Sollte er sich als Landrat verabschieden, hinterlässt er totes kulturell-bürgerschaftliches Engagement.“ Martin Stichnoth wird am 18. März bei der Wahl um den Landratsposten ins Rennen gehen.

Mangelnde Unterstützung ehrenamtlicher Arbeit erkennt auch Klaus Mewes (UWG). „Wo in anderen Kommunen Anerkennung und Unterstützung die Regel sind, gibt es in Wolmirstedt derzeit ein anderes Bild.“ Dabei seien, betont Klaus Mewes, ehrenamtliche Tätige sowie Kultur- und Heimatvereine die tragenden Säulen kulturellen Lebens. Er fordert ein radikales Umdenken, denn: „Nur eine attraktive Stadt mit ansprechenden Freizeit- und Kulturangeboten hat Zukunft.“

Die Silvesterfeier war die letzte öffentliche Veranstaltung des Schranke-Vereins. Aufgrund der Kürzungen wurde kein Veranstaltungsplan für das Jahr 2018 erarbeitet.