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Bürgerhaus Zehn Jahre Kampf für eine Fluchttreppe

Nach zehn Jahre währendem Kampf bekommt das Bürgerhaus in Gutenswegen eine Fluchttreppe. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben zu.

Von Ariane Amann 13.10.2017, 23:01

Gutenswegen l Große Erleichterung machte sich am vergangenen Dienstag auf den Gesichtern einer Gruppe Gutensweger breit, als die Abstimmung zu Gunsten einer Fluchttreppe an ihrem Bürgerhaus ausfiel. Was so einfach klingt, hat aber eine immerhin zehn Jahre währende Vorgeschichte.

Bei einem Treffen an der ehemaligen Schule am Ackendorfer Weg in Gutenswegen erzählen die Gutensweger davon. „Unser ehemaliger Ortsbürgermeister Hans Thräne hat schon vor zehn Jahren dafür gekämpft, dass das Bürgerhaus eine Fluchttreppe bekommt“, erzählt Karin Börsch. Diese sei dann aber zu Gunsten einer Treppe am Samsweger Kindergarten verschoben worden. „Wir haben ja nicht geahnt, dass es so lange dauern würde, bis die Treppe tatsächlich kommt“, sagt Dagmar Jerratsch.

Jürgen Hahn aus Gutenswegen zeigt an der ehemaligen Grundschule auf die Treppe, um die es geht. „Die ist prima in Schuss, die muss nur umgesetzt und ein bisschen eingepasst werden“, sagt er. Vorbereitet sei der Zugang am Bürgerhaus auch schon: Aus einem Anbau sei ein Balkon gemacht worden, ein Durchbruch enthält eine Tür statt eines Fenstern. „Wenn die Treppe endlich am Haus ist, kann das Vereinsleben in Gutenswegen wieder Fahrt aufnehmen“, sagt er.

Auf ein Erlahmen des Vereinsleben hatten sich die beiden Ratsherren Lothar Chelvier und Andreas Leonhard bezogen. „Die Treppe ist nötig, damit wir das Obergeschoss überhaupt richtig nutzen können“, sagt Leonhard. Größere Veranstaltungen seien momentan im Bürgerhaus gar nicht zu bewältigen, das Karnevalshaus sei für viele Zwecke von Heimatverein und anderen Akteuren zu groß. Den Saal im Obergeschoss mit Bleiglasfenstern und Intarsienarbeiten in den Holztüren würden die Gutensweger nur zu gern wieder in regelmäßigen Betrieb nehmen.

Erika Tholotowsky, Bürgermeisterin der Gemeinde Niedere Börde, teilt die Meinung der Gutensweger nicht, das machte sie in der Sitzung des Gemeinderats am vergangenen Dienstag deutlich. „Ich sehe kein Erlahmen des Vereinslebens in Gutenswegen. Ich denke, das Geld wäre in einen zweiten, barrierefreien Eingang zum Vereinshaus des Karnevalsvereins besser investiert“, sagte sie. Zusätzlich verwies sie auf Mehrausgaben der Gemeinde, die von den beiden Stürmen Paul und Xavier auf dem Gebiet der Gemeinde verursacht worden waren. Die zusätzlichen Kosten für deren Beseitigung würden den Haushalt ebenfalls belasten.

Ratsherr Volker Niemann wies darauf hin, dass es sich beim Bürgerhaus in Gutenswegen um ein öffentliches Gebäude handele, das einen zweiten Fluchtweg benötigt. „Die Nottreppe macht Sinn. Man könnte mit wenig Aufwand die Treppe von der Schule umbauen. Die Anfertigung einer ganz neuen Treppe wäre bedeutend teurer.“

Andreas Leonhard, der den Antrag gemeinsam mit dem Gutensweger Ortsbürgermeister Lothar Chelvier in den Rat eingebracht hatte, wies darauf hin, dass die Treppe ja schon einmal habe angebracht werden sollen. „Das Geld dafür sollte da sein“, sagte er. Dass der Ratsbeschluss am Ende mit 16 Ja-Stimmen, nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung ausfiel, fand er auf Volksstimme-Nachfrage „ganz große Klasse“. Solange die Kindertagesstätte noch im Bürgerhaus sei, könne eine erweiterte Nutzung des Bürgerhauses eine Bereicherung für den ganzen Ort sein, sagt er. „Nicht alles geht übers Vereinshaus des Karnevalsvereins“, argumentiert er.

Und kommt auf den Saal im Obergeschoss zu sprechen, von dem bereits Dagmar Jerratsch und ihre Mitstreiter geschwärmt haben. Ein Schmuckstück sei der, und weil die Gemeinde sich immer gut um die Räume im Obergeschoss gekümmert habe, seien sie alle in gutem Zustand, auch der Saal. Dort wollen die Gutensweger mit dem Anbau der Treppe bald wieder Leben einziehen lassen.