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Corona-Krise Unternehmer schöpfen neue Hoffnung

Die Corona-Krise hat besonders Unternehmer hart getroffen. Gewerbetreibende aus Wolmirstedt ziehen ein Zwischenfazit.

Von Christian Besecke 28.07.2020, 07:34

Wolmirstedt l Viele Gewerbetreibende in der Stadt Wolmirstedt sehen trotz der Corona-Pandemie recht zuversichtlich in die Zukunft. Das hat eine nicht repräsentative Umfrage der Volksstimme in der Innenstadt ergeben. Gerade die Solo-Selbständigen gewinnen der aktuellen Situation Positives ab, denn zumindest sind die Geschäfte nun seit einigen Wochen wieder geöffnet. Für alle waren die angeordneten Schließungen ein Schlag ins Kontor, aus geschäftlicher wie aber auch sehr privater Sicht. Ausdrücklich gelobt wird auch das Verhalten der Kunden, die ihren Geschäften die Treue gehalten haben und wieder kommen.

Michaela Nestler betreibt ein Fotostudio auf der August-Bebel-Straße, sie ist Alleinunternehmerin. Das Kontaktverbot und die vorübergehende Schließung ihres Geschäfts hat sie mit der Beantragung der Coronahilfe abfedern können. „Das Geld ist auch zeitnah ausgezahlt worden“, sagt sie. Außerdem hatte sie dennoch Termine mit ihren Kunden, denn sie betreibt das einzige Fotostudio in Wolmirstedt. „Für Passbilder kommen die Leute zu mir“, erklärt sie. Außerdem hielt sie Kontakt über die Internetseite und das Telefon. Den April über bis zur Öffnung des Geschäfts sei es jedoch sehr ruhig gewesen. „Danach gab es einen Andrang in Sachen Passbildaufnahmen“, erzählt sie. „Viele Hochzeiten wurden auf das nächste Jahr verlegt, dennoch gab es auch auf diesem Gebiet Aufträge. Es wurde in einem kleineren Rahmen gefeiert.“ Michaela Nestler hat eine positive Lebenseinstellung, blickt daher optimistisch in die weitere Zukunft. „Pessimistisch sehe ich eher, dass die Ämter nach und nach mit Passbildautomaten ausgestattet werden“, bringt sie vor. „Sicher sind das dann auch Bilder, aber die handwerkliche Komponente geht dabei verloren.“ Für sie bedeutet das den Verlust „der täglich zu verdienenden Brötchen“, was durchaus existenzgefährdend sein kann.

Heike Fuldner-Moser ist die Inhaberin der Rathaus-Apotheke in Wolmirstedt, sie sieht die Coronazeit als eine echte Herausforderung für sich und ihr Team. „Jeder Tag ist eine Anstrengung für sich“, sagt sie. „Es müssen Hygiene-Vorgaben beachtet werden.“ Außerdem wurden Plexiglasblenden angeschafft und die Kunden durften die Apotheke zunächst nur einzeln betreten. Das sei herausfordernd für die Besucher wie auch für das Personal gewesen. „Das ganze zusätzliche Geschäft bei einem Apothekenbesuch ist von jetzt auf gleich weggebrochen“, erläutert sie. „Die Menschen kommen mit ihren Rezepten und holen nur das Nötigste. Vorher wurde doch schon einmal zur Kosmetik oder ähnlichen Dingen gegriffen.“

Zunächst habe eine große Nachfrage nach Desinfektionsmittel gegeben, dann nach Masken. „Noch heute vergeben wir nur maximal fünf Stück an einen Kunden“, erzählt sie. Speziell den Angestellten werde einiges abverlangt, das bestätigt Mitarbeiterin Britta Woronin. „Da stand für uns oft die Frage, wer denn da zu uns kommt“, sagt sie. „In dem Fall ist die dann eingeführte Maskenpflicht eine gute Sache. Aber all das belastet schon enorm.“

Marion Baumgarten, Inhaberin des Bücherfreunds in Wolmirstedt, konnte auch in den Zeiten der Beschränkungen ihr Geschäft weiter führen. „Das war gut“, schätzt sie ein. „Dennoch war ein Sinken der Kundenzahlen zu bemerken.“ Etliche Stammkunden hielten ihr die Treue. Die Zahlen haben sich auch jetzt noch nicht wieder nach oben entwickelt. „Das mag auch an der Maskenpflicht liegen“, vermutet sie. „Ich sehe das ja an mir selber beim Einkaufen im Supermarkt. Da wird wesentlich schneller der Markt durchquert, Hauptsache man kann nach dem Einkauf endlich die Maske wieder abnehmen.“ Die Inhaberin schätzt ein, dass andere Geschäfte sicherlich mehr Probleme hatten und haben, da sie schließen mussten. „Wir müssen mit den Vorgaben jetzt erst einmal leben und uns daran halten“, sagt sie.

Eine weitere Unternehmerin äußert sich nur anonym gegenüber der Volksstimme. „Mich hat es voll erwischt“, sagt sie. „Das Geschäft musste geschlossen werden und meine Mitarbeiter gingen in Kurzarbeit.“ Das sei notwendig gewesen, da einfach die Rücklagen für eine so große Pause fehlten. Mittlerweile sei das Geschäft wieder angelaufen und der Kundenstrom gehe wieder in normale Verhältnisse.

Dennoch rechne sie mit einem Umsatzeinbruch in diesem Jahr. Sie hat die Coronahilfe beantragt und auch bekommen, wenn auch ein wenig spät. „Ohne diese Zahlung wäre es ganz eng geworden“, sagt sie. „Jetzt schauen wir aber wieder positiv in die Zukunft, wenn ich auch nicht glaube, dass wir alles überstanden haben.“ Marion Fricke betreibt das Geschäft „Mode by Paula M“ in der Bahnhofstraße. Sie hat das 25. Geschäftsjubiläum während des „Shutdowns“ gefeiert. „Wir haben am 18. März geschlossen und am 20. April wiedereröffnet“, sagt sie. „Die ersten beiden Tage nach der Schließung musste ich mich erst einmal an den Zustand gewöhnen. Das war mental nicht einfach.“ Die beiden Angestellten gingen dann sofort in Kurzarbeit, das hatte die Inhaberin auch so angemeldet. Die Genehmigung bis zum 31. Dezember erhielt sie auch recht schnell. Auch die Auszahlung der Corona-Soforthilfe lief bei ihr recht problemlos über die Bühne. „Die ganze Situation hat uns natürlich beschäftigt, schließlich sind wir in der Firma so etwas wie eine große Familie“, erzählt sie weiter. „Das gilt auch für die drei Pauschalkräfte.“

Die sechs Wochen der Schließung hat sie nahezu jeden Tag im Geschäft verbracht. „Ich habe den Kontakt zu den Kunden und den Zulieferern gehalten.“ Die Letzteren hätten sich in etlichen Fällen sehr kooperativ gezeigt. Andere wiederum pochten auf die abgeschlossenen Verträge. Ohne gewisse Rücklagen hätte die Unternehmerin die Zeit aber nicht so leicht überstanden. Außerdem habe ja noch der erhoffte Umsatz gefehlt. „Für mich war es eine tolle Erfahrung, dass die Kunden uns immer wieder Mut zugesprochen haben.“ Zur Wiedereröffnung gab es dann nette Worte, Briefe und Karten und auch schon einmal eine Flasche Sekt. „Und die Kunden kommen seither auch wieder zu uns“, sagt Marion Fricke. „In dem Fall sind die kleinen Boutiquen vielleicht auch etwas im Vorteil.“ Während Besucher hier nach dem Besuch direkt die Masken an der frischen Luft wieder abnehmen können, sei das in großen Einkaufszentren nicht möglich.

Die Inhaberin schaut positiv in die Zukunft. „Ich habe schon wieder die Sommerkollektion für das nächste Jahr bestellt“, verrät sie. „Die wird dann zum Ende des Jahres schon geliefert. Als Unternehmer muss man positiv an die Sache herangehen.“