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Dankeschön Polizisten suchen nach Papa Li

Ein Dankeschön gab es am Mittwoch für Polizisten in Barleben. Sie hatten bei der Suche nach einem Vermissten geholfen.

Von Julia Schneider 20.07.2017, 01:01

Barleben l Nervosität, Anspannung und viele Tränen gab es am Dienstag bei Familie Li aus Barleben. „Mein Vater macht gern lange Spaziergänge – und zwar jeden Tag. Aber diesmal kam er einfach nicht zurück“, erzählt Hongzhuan Li, die als Lehrerin und Leiterin des Fachbereiches Chinesisch am Barleber Ecole-Gymnasium arbeitet. Ihr Vater Xinyun Li ist derzeit aus China zu Besuch. Egal wo er ist: Er erkundet die Gegend gern zu Fuß. „Seine Spaziergänge dauern oft bis zu drei Stunden, das ist nichts Ungewöhnliches“, sagt Hongzhuan Li. „Aber diesmal war er über neun Stunden weg!“.

Die Tochter machte sich große Sorgen und rief die Polizei an. Die Beamten nahmen ihr Anliegen sehr ernst. Sofort machten sich der Barleber Regionalbereichsbeamte Wolfgang Friedrich und seine Kollege Uwe Kehler aus der Niederen Börde auf den Weg. Zu Fuß suchten sie unter anderem den Ebendorfer Steinbruch ab, denn dort wollte Xinyun Li hingehen. „Dort war er auch. Dann hat er aber den falschen Rückweg genommen und sich verlaufen. Er ist bis zum Barleber See und zurück gegangen und glücklicherweise wieder aufgetaucht“, schildert Tochter Hongzhuan. Als die Freudentränen über die Rückkehr des Vaters versiegt waren und die Tochter ihm von der Suche der Polizisten erzählte, die rund vier Stunden lang für ihn im Einsatz waren, war für den Senioren klar: Er möchte sich unbedingt bedanken und auch entschuldigen.

Deshalb stattete er den Beamten gestern einen Besuch ab und hatte warme Worte für sie übrig. „Die deutsche Polizei ist auf jeden Fall toller, als die in China“, lobte Xinyun Li und hatte extra das Wort „Entschuldigung“ geübt. Der Ernst seiner Lage war dem Senior, der ohne Wasser, Geld oder Telefon unterwegs war, durchaus bewusst. „Wäre es später geworden und die Dämmerung hätte eingesetzt, hätten wir andere Suchmaßnahmen ergreifen müssen“, schilderte auch Wolfgang Friedrich und nannte den Einsatz eines Polizeihubschraubers als Variante. Dem Regionalbereichsbeamten zufolge müsse sich die Polizei gar nicht so selten mit der Suche nach Vermissten beschäftigen. Noch immer gilt beispielsweise ein Mann aus Barleben als vermisst, dessen Fährte Spürhunde bis zum Adamsee zurückverfolgten. „Dort kam dann eine Tauchgruppe der Landesbereitschaftspolizei zum Einsatz, konnte jedoch nichts finden“, schildert Jo- achim Albrecht, Sprecher des Polizeireviers Börde. Deshalb gilt der 63-jährige Bernd Joachim Engelhardt noch immer als vermisst, Hinweise nimmt die Polizei entgegen.

Laut Albrecht sei die Zahl der Vermissten im Landkreis Börde jährlich vergleichsweise hoch, weil der Landkreis überdurchschnittlich viele Kinder- und Jugendeinrichtungen, wie Kinderheime, beherbergt, und die Beamten es deshalb öfter mit Ausreißern zu tun hätten.

Wie die Polizei vorgeht, komme laut Albrecht immer auf die jeweilige Person und die Situation an. In der Regel suchen die Beamten zunächst zu Fuß oder mit dem Streifenwagen. Wird der Vermisste in einer bestimmten Zeit nicht gefunden, kann beispielsweise ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera geordert werden. Maßnahmen wie der Einsatz von Spürhunden oder Tauchern sowie die Öffentlichkeitsfahndung werden oft in letzter Konsequenz ergriffen.