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Erntedank Erstes Fest in Gersdorf seit Jahren

Gersdorf feierte am Sonnabend nach Jahrzehnten erstmals wieder ein Erntedankfest.

Von Gudrun Billowie 12.10.2015, 01:01

Gersdorf l Der Umzug, der sich nach dem Erntedankgottesdienst durch Gersdorf zog, war klein, aber oho. Alle voran fuhr ein Traktor mit der Erntekrone. Dem folgten Dorfbewohner, Pfarrer Johannes Könitz, Landwirte mit weiteren Traktoren und Kameraden der Feuerwehr. Die jüngsten Gersdorfer wurden von Tagesmutter Heike Graunke in einem geschmückten Wagen geschoben. Der Zug mündete in den großen, herbstlich geschmückten Vierseitenhof der Familie Conert.

Dort war bereits ein Kuchenbuffet aufgebaut, über dem Feuer schwenkte ein Kessel voll Gulasch, Kaffee war in Thermoskannen verwahrt. „Eine schöne Sache“, sagt die Gersdorferin Nancy Adam (36), „der Umzug war für die Kinder toll und das Fest führt das Dorf mehr zusammen.“

Das Zusammenführen ist das Ansinnen des Kulturvereins „Gersdorfer Kessel“. „Wir wollen das Dorfleben aktivieren“, sagt Vorstandsmitglied Hans Thede. Vereinsvorsitzender Thomas Beringer zählt stolz die Aktionen auf, die allein in diesem Jahr auf die Beine gestellt wurden. Osterbasar, Maifeuer und ein Kinderfest zum Kindertag. Die nächste Aktion soll ein Flohmarkt sein. Am 18. Oktober können hübsche benutzte Dinge im Dahlenwarsleber Gasthof den Besitzer wechseln.

Die Erntekrone wurde von acht Gersdorfer Frauen gefertigt. Dafür dankte ihnen der Vereinsvorstand ganz herzlich. Dank in Form eines Präsentkorbes gab es auch für die Hofbesitzer Martina und Rudolf Conert, weil sie ihr Anwesen der Dorfgemeinschaft an diesem Tag zur Verfügung gestellt hatten. Auf dem Hof lebt mit der 90-jährigen Ruth Maier auch die älteste Gersdorferin. Sie ist die Mutter der Hofdame und zeigte sich sehr froh über die Belebung des Anwesens.

Während die allerjüngsten Gersdorfer nach dem Umzug aus dem Krippenwagen stiegen und zu ihren Eltern zurückkehrten, zeigten sich die größeren Kinder mit ihrem Federvieh. Mehrere Hähne und Wachteln waren ausgestellt. Besonders beeindruckte der große Hahn des William Guse. „Ein Amrock“ erklärt der 14-jährige Gersdorfer, der sich regelmäßig im Samsweger Geflügelzüchterverein mit Gleichgesinnten austauscht. Der neunjährige Bastian Schulz präsentierte ein Wachtel, ein schönes Tier, das er gern zeigte. Die beteiligte sich allerdings nicht am Wettkrähen der Hähne. Sieger sollte derjenige Hahn werden, der innerhalb einer Stunde am meisten kräht. Die Hähne ließen sich lange bitten, lediglich der Amrock von William Guse bemüßigte sich ein paar Mal, ein beeindruckendes Kikeriki über den Hof zu schicken. Die anderen Hähne ließen sich davon jedoch kaum zum Mitmachen provozieren. „Schade“, sagt William, „sie haben den ganzen Vormittag gekräht.“

Dem Umzug und Erntedankfest war ein Erntedankgottesdienst mit Pfarrer Johannes Könitz vorausgegangen. Darin erinnerte er an das Glück, von der Natur so reich beschenkt zu werden und mahnte gleichzeitig zum Teilen mit Menschen, denen es nicht so gut geht.

Zum Kulturverein „Gersdorfer Kessel“ gehören derzeit 38 Mitglieder. „Wir hoffen, dass wir demnächst die 40er Marke knacken“, sagt Hans Thede. Vorsitzender Thomas Beringer freut sich über die große Beteiligung am Vereinsleben, sorgt sich aber auch um die Finanzierung kommender Aktivitäten. Im Zuge der Haushaltskonsolidierung sieht sich die Gemeinde Niedere Börde gezwungen, die Miete für die Nutzung des Bürgerhauses zu verdoppeln. „Das bringt uns an unsere Grenzen“, sagt Thomas Beringer. Trotz dieser dunklen Wolken herrschte beim Fest gute Stimmung. Hans Thede sagte: „Wir machen weiter.“