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Farsleber Künstler Weihnachtsgeschichte in einer Amphore

Andreas Bruns baut ganz besondere Weihnachtskrippen. Der Farsleber stellt die Weihnachtsgeschichte mit großer Liebe zum Detail dar.

Von Gudrun Billowie 20.10.2015, 01:01

Wolmirstedt l Die Weihnachtsgeschichte hat es Andreas Bruns angetan, die Geburt des Jesuskindes im ärmlichen Stall, hinter dem sich der Reichtum des Morgenlandes erhebt. Für diese Geschichte baut er die Kulisse, immer wieder und nach ausschließlich eigenen Entwürfen. In seinem jüngsten Werk hat der 46-jährige Farsleber die Verbindung zwischen der Geburt des Jesuskindes und dem Mittelmeerraum als Geburtsort auf die Spitze getrieben. Er bildet die biblische Begebenheit in einer Amphore ab.

Das Gefäß dient als Hülle, an die Andreas Bruns beherzt den Trennschleifer angesetzt hat. Am Ende entstanden zwei Räume. Im Fußteil der liegenden Amphore kauern Maria und Josef allein mit dem Neugeborenen im Stall, der Bauch der Amphore bietet Platz für Prunk und brausendes Leben.

Andreas Bruns hat Mauern, Säulen, Fenster, Treppen und Dächer modelliert, unzählige Details, die diese Kulisse so wirken lassen, als wäre sie echt und schon seit Jahrhunderten so. Dafür verarbeitet er altes Holz, das er findet, wenn er mit dem Fahrrad in der Natur unterwegs ist, Äste, Treppenstufen verfallener Häuser, Treibholz vom Strand. Er schleift und beizt, bis es noch älter wirkt, als es ist.

Oder er fertigt Steinimitate, die deshalb verwittert wirken, weil er den Kunststoff mit Farbpigmenten behandelt. Nichts soll gerade, geleckt oder neu aussehen, die Krippenställe sollen wirken, als wären sie seit Jahrhunderten bewohnt, das Inventar so, als hätte jemand etwas liegengelassen. „Ich weiß zu Beginn ungefähr, wie der Krippenstall aussehen soll“, sagt Andreas Bruns, „aber viele Details entwickeln sich erst bei der Arbeit.“

Die dauert für ein Exemplar mitunter zehn Wochen, inklusive schlafloser Nächte. Manchmal muss er die Arbeit ein paar Tage liegen lassen, bis sich das Unterbewusstsein den weiteren Fortgang selbst ausgemalt hat. Und da wäre ja auch noch die Arbeit als Servicetechniker für Getränkeautomaten, ein Job, bei dem er viel unterwegs ist.

Die Leidenschaft zum Krippenbau packte Andreas Bruns vor 13 Jahren. Damals bekam er von seinen Eltern einen Krippenstall geschenkt. „Der war sehr simpel und ich sagte meinem Vater, das könne ich auch.“ Daraufhin hat er sich auf Weihnachtsmärkten umgeschaut und fand in Magdeburg einen Regensburger, der hochwertige Krippen anbot. Auch diesem Mann steckte er, dass er selbst solche Krippen bauen werde und beide schlossen eine Wette ab. Andreas Bruns solle im nächsten Jahr ein Ergebnis vorweisen.

„Dieser Mann ist heute mein bester Freund“, sagt der Farsleber. Durch ihn habe er bayerische Krippenbauer und Schnitzer kennengelernt, in deren Werkstätten er sich viele Tricks abgeschaut habe. Er bewundert ihre Handwerkskunst und staunt, wie sehr die süddeutsche Bevölkerung den Wert der handgefertigten Werke schätzt. Doch derlei Kunsthandwerk lässt sich auch in Farsleben ausüben. Es braucht einen Raum, das richtige Werkzeug und Material.

Nach dem Abschluss der Wette begann Andreas Bruns tatsächlich, Krippenställe zu bauen. Er beschäftigte sich mit der Weihnachtsgeschichte und tastete sich an die Arbeit heran. Er probierte verschiedene Materialien und Techniken aus, manches ging schief, Andreas Bruns verwarf, riss ein und baute neu. Zunächst entstanden Krippenställe in Form alter Bauernhäuser. Der abgeblätterte Putz, ein Hackklotz, in dem eine Axt steckt, ein Brunnen, ein Zaun oder eine winzige Bank sollen das Leben zu Beginn der Zeitrechnung symbolisieren. Lediglich die Menschen und Tiere kauft er als hölzerne Figuren, setzt sie in das liebevoll modellierte Wohnumfeld hinein.

„Das Besondere ist immer die Beleuchtung, sie gibt den Krippenställen die Wärme“, sagt Andreas Bruns. Er beleuchtet sein Werke, aber auch die Krippen des Regensburgers, direkt auf dem Weihnachtsmarkt, wenn die Kunden das wünschen.

Zehn Jahre nach Beginn der Leidenschaft für den Bau von Krippenställen verlor Andreas Bruns die Lust am Normalen. „Ich wollte ungewöhnliche Krippenställe bauen“, sagt er und kaufte sich eine Holzlaterne. Dahinein bastelte er das Ambiente eines Stalls, indem das Jesuskind auf die Welt kam. Und schließlich wuchs während eines Italienurlaubs die Idee, eine Amphore in eine Stadt zu verwandeln.

Andreas Bruns arbeitet nicht auf Auftrag, er verkauft seine Krippenställe nicht, sie werden bestenfalls verschenkt und sollen im Besitz der Familie verbleiben. „Meine Frau, unsere Eltern und unsere Tochter wissen, wie lange ich daran arbeite“, sagt er, „sie wissen die Krippenställe zu schätzen.“

Noch grübelt er, was er demnächst bauen wird. „Je mehr es auf Weihnachten zugeht, umso mehr denke ich nach. Mal sehen, was die Eingebung sagt.“