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Feierabend Geschenke aus der Textilwerkstatt

Welchen Hobbys es in Wolmirstedt gibt, testen wir in der Reihe „Feierabend - Was nun?“. Dieses Mal: die Textilwerkstatt.

Von Gudrun Billowie 03.03.2017, 00:01

Wolmirstedt l In der Textilwerkstatt von Gisela Krohn gibt es keine Vorgaben. „Wer hierher kommt, entscheidet selbst, welche Handarbeit die richtige ist“, sagt die Textilkünstlerin, die ihre Werkstatt in der Burgstraße 1 betreibt, „ich dränge niemanden.“ Selbst entscheiden, das kann auch erst mal bedeuten, zuzuschauen und gar nichts zu tun. Solange, bis es klick macht und die Finger jucken, weil sie stricken, häkeln, nähen oder filzen wollen.

Gudrun Kutza hat sich für das Häkeln entschieden und zeigt kleine Eulen, die demnächst den Osterstrauß zieren oder den Enkelkindern eine Freude bereiten. Dafür wurde knallbunte Wolle um Styroporkugeln gehäkelt und an diese Kugelkörper tierische Merkmale wie Rüssel, Langohren oder Mäuseschwänze gefügt. Der Anblick der kunterbunten Wolltiere entfacht spontan gute Laune.

Karin Hintz indes arbeitet mit Nadel und Faden. Sie möchte eine Patchwork-Decke gestalten. Dafür werden viele kleine Stoffquadrate zu einem großen Stück zusammengefügt. „Patchwork ist Geometrie“, betont Gisela Krohn. Bevor solch geometrische Formen entstehen, ist es wichtig, exakte und gerade Nähte hinzubekommen. Die richtige Technik dafür zeigt Gisela Krohn - sofern sie gefragt wird. Auch dabei drängt sie sich niemandem auf. Ebenso hilft sie bei Farbzusammenstellungen, erläutert das Prinzip des Farbkreises, erklärt, welche Farben einen starken Kontrast bilden.

Monika Palme setzt lieber auf Harmonie. Sie möchte einen Tischläufer in warmen Braun- und Rottönen gestalten und überlegt, wie sie die unterschiedlichen Farbquadrate anordnen könnte. Sie breitet die erdig wirkenden Stoffstücke auf dem Tisch aus und ordnet sie in verschiedenen Variationen an. Karin Hintz und Angelika Hißnauer schauen mit und geben Tipps, schließlich kommt auch Gisela Krohn hinzu und ermutigt zu einer gewissen Unordnung. Monika Palme genießt es, gemeinsam zu beratschlagen, das beste aller Muster herauszufinden, schließlich soll der Tischläufer ein Geschenk werden.

Und wenn das Genähte am Ende doch nicht gefällt? „Unser wichtigstes Hilfsmittel ist der Nahttrenner“, gesteht Gisela Krohn. Alles, was schief geht, wird wieder aufgetrennt und neu zusammengenäht. „Oft würden andere die Fehler gar nicht bemerken“, sagt Karin Hintz, „aber es fällt einem selber bei jedem Hinschauen auf.“

In der Runde sitzt auch Shirin Achmed-Karim. Sie nimmt ihr Kopftuch auch während der Handarbeitszeit nicht ab. „Ich mag es“, sagt sie, „mit den anderen Frauen zu reden, mein Deutsch immer weiter auszufeilen.“

In der Burgstraße 1 lebte einst der Holzpantoffelmacher Adolf Weß, der 1899 geboren und über 100 Jahre alt wurde. Seine Werkstatt ist nach dessen Tod ins Museum gezogen, doch mit der Textilkunst wird das Handwerk an sich in diesem Haus fortgeführt.

Die Werkstatt ist jeden Montag ab 14 Uhr geöffnet. Die Handarbeiterinnen kommen in jeweils zwei Gruppen. Wer mitmachen möchte, kann einfach hereinschauen.