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Fördergelder Schulen streben digitales Lernen an

Die Gutenberg-Schule Wolmirstedt hofft auf Fördergeld. Damit soll in schnelles Internet und Technik investiert werden.

Von Gudrun Billowie 18.03.2017, 00:01

Wolmirstedt l Leonie sitzt im Klassenraum der Gutenberg-Grundschule vor dem Computerbildschirm und rechnet. Ob sie Plus und Minus richtig eingesetzt hat, erkennt das Mädchen sofort. Neben ihr arbeiten drei weitere Kinder am Bildschirm, rechnen ebenfalls oder setzen fehlende Buchstaben in Lückentexte hinein. Geht es nach dem Willen der Erwachsenen, sollen bald viel mehr als diese vier Computer im Klassenraum stehen, vor allem neuere Modelle. Die Computer in Leonies „Eisbären-Lerngruppe“ wurden schon angeschafft, als Leonie noch nicht auf der Welt war, vor elfeinhalb Jahren. Die Chancen für eine Investition stehen gut.

Die europäische Union und das Land haben ein Förderprogramm aufgelegt. 13,3 Millionen Euro stehen bereit. Davon möchte die Gutenberg-Grundschule 200.000 Euro abbekommen, doch dazu muss eine hohe Hürde genommen werden. Die Stadt als Träger der Grundschule müsste 50.000 Euro als Eigenanteil beisteuern. Dafür ist jedoch kein Geld in den Haushalt eingestellt. Grundschulleiterin Doreen Haensch hofft trotzdem auf Hilfe.

Das Dilemma liegt in der Zeitschiene. Die entlockte Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU) ein böses Lachen. Das Land hat sein Förderprogramm erst Ende Januar aufgelegt, zu der Zeit war die Haushaltsplanung in Wolmirstedt abgeschlossen. Martin Stichnoth sagte sinngemäß, das Land hätte wissen müssen, dass es zu diesem Zeitpunkt für die Kommunen schwierig werden würde, den Eigenanteil bereitzustellen, zumal sich viele in der Haushaltskonsolidierung befinden. Auch in Wolmirstedt wurde und wird stets um jeden Euro gerungen. Der Bürgermeister machte Doreen Haensch dennoch Hoffnung: „Wir können über einen Nachtragshaushalt reden.“

Für Doreen Haensch ist es klar, dass die mediale Veränderung der Gesellschaft nicht vor dem Schultor anhalten darf. Für die Kinder bietet das Lernen am Computer mehrere Vorteile. „Die Technik unterstützt unser Konzept des individuellen Lernens“, erklärt die Schulleiterin, „Kinder, die Aufgaben eines Lernprogramms lösen, können das in ihrem eigenen Tempo erledigen und auch die Schwierigkeitsgrade wählen, die ihren Fähigkeiten entsprechen.“ Das unterstützt jedes Kind, auch diejenigen, die mehr Zeit benötigen, ebenso die Hochbegabten.

Für den Unterricht wurden zudem sogenannte Multi-Touch-Displays entwickelt, eine Art Tafel, an der acht Kinder gleichzeitig hantieren können, beispielsweise alle Primzahlen durch Berührung in einen Korb schieben. Solche interaktiven Tafeln lassen sich auch für den Frontalunterricht nutzen. Zudem können Schulen über den Bildungsserver Sachsen-Anhalt digitale Lernmaterialen untereinander austauschen.

Bis dahin liegt noch ein langer Weg vor den Schulen. In der Kultusministerkonferenz wurde bereits das Ziel definiert, dass bis 2021 jede Schülerin und jeder Schüler eine digitale Lernumgebung und einen Internetzugang vorfinden soll. Noch ist die Gutenberg-Schule von diesem Ziel weit entfernt. Neue Lernprogramme lassen sich auf den alten Rechnern oft weder installieren noch abspielen. Hinzu kommt eine schwächelnde Internetverbindung.

Helmut Thiel, Leiter der im selben Haus angesiedelten Gemeinschaftsschule, kann inzwischen mit Zahlen aufwarten. „Es dauert mindestens drei Minuten und zehn Sekunden, bis eine Internetverbindung auf den Computern steht, längstens müssen Schüler zwölf Minuten und 25 Sekunden warten.“ Durch diese Warterei gehen den insgesamt 438 Schülern im Schuljahr 12.900 Stunden verloren, mehr als durch Krankheit.

Deshalb möchte die Gutenberg-Schule nicht nur in neue Rechner, Tablets oder ähnliche Endgeräte investieren, sondern auch in einen Breitbandausbau, der großen Datenmengen gewachsen ist, sodass viele Schüler gleichzeitig im Internet arbeiten können.

Bis zum 31. März muss der Antrag gestellt sein. Auch spätere Antragstermine wurden genannt, doch „Gutenbergs“ möchte unter den ersten sein, um nicht als letzte vor einem leeren Fördertopf zu stehen. Deshalb ist zunächst der Stadtrat gefragt.