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Fördermittel Gasheizung für die Schlosskapelle

Die Wolmirstedter Schlosskapelle soll eine Heizung bekommen. Der Fördermittelantrag ist gestellt.

Von Gudrun Billowie 15.09.2017, 01:01

Wolmirstedt l Die Schlosskapelle kann kuschliger werden. Den Sitzbereich sollen Deckenstrahler heizen. Damit können sich auch jenseits der Sommermonate Menschen im einst sakralen Gebäude trauen lassen, Lesungen oder Konzerte besuchen oder bei Tagungen wichtige Dinge besprechen. Fördermittel der europäischen Union sollen das möglich machen. Das Förderprogramm Leader hat einen Topf gefüllt, auf dem „Sachsen-Anhalt Kulturerbe“ steht. Bei sogenannten Nutzungserweiterungen von Kulturdenkmälern werden die Investitionen zu 90 Prozent gefördert.

Die Stadtverwaltung ist wild entschlossen, diese Chance zu ergreifen und hat den Fördermittelantrag gestellt. Wird dem zugestimmt, müssen von den gut 212.000 Euro der Gesamtinvestition nur gut 22.000 Euro aus dem Stadthaushalt fließen.

Die Heizung soll mit Gas betrieben werden, der Kessel im Keller der Kapelle einen Platz finden. Die Wärme soll über Deckenstrahler in den Raum strahlen, sodass im Sitzbereich eine behagliche Wärme entsteht. Anders als bei herkömmlichen Heizungen wird dadurch nicht mit Kondenswasser an den Wänden gerechnet. Das ist für den Erhalt der Kapelle ein wichtiges Kriterium, da Kondenswasser die Bausubstanz schädigen könnte.

Mit der Gasheizung ist die ursprüngliche Variante einer Pelletheizung vom Tisch. Die hätte zwar die bessere Ökobilanz gehabt, aber das externe Pelletlager hat viele Stadträte und Bürger befremdet. Es sollte am Fuß der Kapelle stehen, dort zwei der Parkplätze neben der Museumsscheune einnehmen. Trotz der sehr geringen Kohlendioxidemission von etwa 40 Gramm je Kilowattstunde dieser Pelletheizung wurde ein neuer Vorschlag gefordert.

Architekt Clemens Bach hat nun noch einmal den Einbau einer Gasheizung näher beleuchtet. Deren Kohlendioxidemission liegt mit 251 Gramm je Kilowattstunde zwar gut sechs Mal höher als bei der Pelletheizung, gilt aber immer noch als gering und umweltfreundlich. Vor allem ist der Einbau der Gasheizung mit relativ geringem Kostenaufwand umsetzbar, veranschlagt sind 66.000 Euro. Eine Gasleitung ist in Kapellennähe bereits vorhanden. Die Technik verschwindet weitestgehend aus dem Blickfeld der Besucher.

Die Deckenstrahler sollen in einer Zwischendecke angebracht werden. Damit der sakrale Eindruck in der Kapelle erhalten bleibt, soll sie über den gotischen Fenstern gespannt werden und gut 55.885 Euro kosten. Weitere Baunebenkosten belaufen sich auf 68.927 Euro, außerdem sind noch 22.000 Euro für werterhaltende Maßnahmen vorgesehen. Dazu zählen die Abdichtung des Bauwerkes, Sanierungsarbeiten an Außenwänden und Fenstern, an Innenwänden und im Dachbereich.

Denkmalfreunde wie Kreisdenkmalpfleger Erhard Jahn oder Kirchenführer Jörg Bonewitz hätten am liebsten das gesamte Geld für Sanierungsarbeiten verwendet. Die Förderrichtlinie sieht jedoch eindeutig vor, dass dem Geldfluss eine Nutzungserweiterung folgen muss. Die ist jedoch nur durch den Einbau der Heizung gegeben, weil die Kapelle dann auch in den Frühjahrs- und Herbstmonaten vermietet werden kann.w

Perfekt vermiet- und nutzbar wird das Gebäude sicher erst, wenn eine Toilette vorhanden ist. Deren Einbau ist mit den jetzigen Geldern nicht möglich. Dazu sollen zu einem späteren Zeitpunkt weitere Fördermittel akquiriert werden. Bisher nutzen Veranstaltungsbesucher entweder die Sanitäreinrichtungen im Bürgerhaus oder im Museum. Besonders bei festlichen Anlässen gehen aber vor allem die Frauen mit ihren hohen Absätzen nur ungern den Weg über das Kopfsteinpflaster bis zum nächsten Gebäude.

Das Problem hat die Verwaltung im Blick. Die stellvertretende Bürgermeisterin Marlies Cassuhn betont den Willen, das Gebäude gut an die nächste Generation zu übergeben: „Wir gehen davon aus, dass die Schlosskapelle im Eigentum der Stadt bleibt und als Eigentümer muss man investieren.“