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Fördermittel Heizung für die Kapelle liegt auf Eis

Der Fördermittelantrag für eine Heizung in der Wolmirstedter Schlosskapelle wird vorerst nicht gestellt. Die Unstimmigkeiten sind zu groß.

Von Gudrun Billowie 14.10.2017, 01:01

Wolmirstedt l Die Schlosskapelle wird vorerst keine Heizung bekommen, der Fördermittelantrag wird nicht gestellt. Jedenfalls nicht in der aktuellen Frist, die am 20. Oktober endet. Zu groß sind die Unstimmigkeiten, die sich im Laufe der Debatte ergeben haben. Vor allem das fehlende Nutzungskonzept bereitet vielen Stadträten Bauchschmerzen.

Um den Förderrichtlinien gerecht zu werden, muss die Kapelle zu mindestens 80 Prozent kulturell genutzt werden. Klassische Kulturveranstaltungen wie Konzerte oder Lesungen gibt es dort jedoch seit zwei Jahren nicht mehr, derzeit finden dort ausschließlich Trauungen statt. Angesichts dieser Entwicklung wollte eine Arbeitsgruppe aus Stadträten sicher stellen, dass dort in Zukunft Kultur erlebbar wird und ein Nutzungskonzept formen. Die Leitung des Arbeitskreises wurde Klaus Mewes übertragen.

Im Laufe der Debatte ergab sich, dass statt einer Heizung der Einbau einer Toilette bevorzugt wird. Das Kuddelmuddel schien immer größer zu werden. Nun zieht die stellvertretende Bürgermeisterin Marlies Cassuhn die Bremse und schlägt vor, den Antrag auf Eis zu legen und in einem Jahr wieder zu stellen. Bis dahin kann sich der Stadtrat eine tragfähige Position erstreiten. Doch von vorn.

Für die Nutzungserweiterung der Schlosskapelle standen aus dem europäischen Förderprogramm „Leader“ 212.000 Euro zur Verfügung. Die Stadt sollte davon lediglich zehn Prozent als Eigenanteil tragen, also gut 20.000 Euro. Das ist nicht viel angesichts der Gesamtinvestition für die Heizung, doch der Stadtrat blieb skeptisch.

Der Fördermittelantrag sollte nur gestellt werden, wenn ein tragfähiges Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzept vorliegt, wenn es also eine Vorstellung davon gibt, wer die Schlosskapelle wie oft und wofür nutzen wird. Andernfalls, fürchten sie, wäre das Geld in den Sand gesetzt.

Das sakrale Gebäude ist schon lange kein Gotteshaus mehr, ist als Kirche nicht mehr geweiht. Die Verwaltung hatte eine ganze Reihe Nutzungsvorschläge aufgelistet, darunter Tagungen, Lesungen, Puppentheater oder Ausstellungen. Allerdings blieb unklar, wer solcherlei Veranstaltungen organisieren wird, ob die Stadt, Firmen oder Vereine als Veranstalter auftreten werden.

Fragwürdig auch: Viele der aufgeführten Veranstaltungen werden bereits in den anderen Gebäuden der Schlossdomäne - in der Bibliothek, im Bürgerhaus und im Museum - angeboten. Stadträte befürchteten, dass bereits etablierte Veranstaltungen lediglich örtlich verlagert werden.

Deshalb bildeten sie aus Vertretern fast aller Fraktionen eine Arbeitsgruppe. Klaus Mewes, Kurt Prilloff, Heinz Maspfuhl, Rüdiger Lautner und Rebecca Lange wollten ein Nutzungskonzept austüfteln, das aufzeigt, welche neuen Ideen und Akteure der Schlosskapelle neues Leben einhauchen können, damit der Einbau der Heizung Sinn macht.

Innerhalb von zwei Sitzungen wurden diese Ideen und Akteure tatsächlich zusammengetragen, weiterhin ein Gesamtkonzept für die Domäne und eine überregionale Vernetzung gefordert. Einen Haken hat die Sache jedoch: Die potentiellen Veranstalter, die auf der Liste stehen, wissen nichts davon, mit ihnen ist nicht gesprochen worden.

Trotzdem hatte sich Marlies Cassuhn bereit erklärt, diese Vorschläge als Grundlage zu benutzen und daraus bis zum 17. Oktober ein Nutzungs- und Bewirtschaftungskonzept zu stricken. Doch das wird es vorerst nicht geben.

Der Grund: Kurz darauf entflammte im Arbeitskreis eine weitere Debatte, nämlich darüber, ob vor der Heizung nicht besser eine Toilette eingebaut werden solle. Am Ende stimmten die Mitglieder mehrheitlich für den Toiletteneinbau.

Damit ist das Grundkonzept in Frage gestellt. Der Architekt müsste neu planen und kalkulieren. Auch politisch lässt sich nicht einfach umschwenken. Der Stadtrat hat dem Einbau der Heizung zugestimmt, sofern ein Nutzungskonzept vorliegt. Um den Toiletteneinabu nach vorn zu ziehen, wäre ein neuer Beschluss nötig. Der Stadtrat tagt jedoch erst im Dezember, die Antragsfrist für die Förderung endet am 20. Oktober. Damit ist der Fördermittelantrag vorerst vom Tisch.

Marlies Cassuhn, die sämtliche Vorbereitungen zum Förderantrag federführend begleitet hat, nimmt nun Dampf aus der Debatte und schlägt vor, den Antrag um ein Jahr zu verschieben. Um einen tragfähigen Beschluss zustande zu bringen, empfiehlt sie, Ende November ein Gespräch mit potentiellen Nutzern anzuberaumen, in einem Folgegespräch im Januar die Vorstellungen zu konkretisieren.

Nach diesem Fahrplan könnte Stück für Stück das von den Stadträten geforderte Nutzungskonzept gestrickt und ein Fördermittelantrag gestellt werden, einer, den alle mittragen. Ob in dieser Reihenfolge verfahren wird, muss allerdings noch abgestimmt werden.