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Förderverein Bücherschrank macht Bibliothek Konkurrenz

Der Wolmirstedter Bibliotheksförderverein hat ein öffentliches Bücherregal aufgebaut. Leider wird es oft zur Entsorgung missbraucht.

Von Martin Walter 18.02.2019, 00:01

Wolmirstedt l Bibliotheksleiterin Bastienne Schröter und der Vorsitzende des Bibliotheksfördervereins „Lesezauber“ Heinz Natzel stehen vor dem Bücherschrank im Foyer des Einkaufszentrums Lindenpark und schütteln die Köpfe. Schon wieder hat jemand ein altes, zerfleddertes Buch ins Regal gestellt.

Der Bücherschrank, welcher im Sommer 2015 vom Förderverein aufgestellt wurde, hat zwar den Zweck, dass Menschen dort ausgelesene Bücher einstellen und diese von anderen interessierten Lesern mitgenommen werden können. Doch dass sich zwischen ordentliche Bücher auch alte und vor allem schmutzige und verschlissene Bücher gesellen, sei nicht der Sinn dahinter. Gerade bei Haushaltsauflösungen werde das Regal von solchen Mängelexemplaren überschwemmt.

„Wer alte Bücher hat, die zwar in einem schlechten Zustand, aber auch zu schade zum Wegwerfen sind, kann sie bei einem Antiquariat abgeben“, rät Bastienne Schröter. Die Schmöker im Bücherschrank sollten hingegen „eine gewisse Qualität“ haben.

„Wenn man hier ein Buch herauszieht, sollte man danach keine schmutzigen Hände haben. Wir wollen die Leute zum Lesen animieren und nicht davor abschrecken“, sagt die Bibliotheksleiterin. Auch dass sich immer wieder CDs und sogar alte Videokasetten zwischen die Bücher mischen, widerspreche dem Gedanken dahinter.

Doch auch das Gegenteil sei der Fall. Nämlich, dass zum Teil völlig neuwertige Bücher ins Regal gestellt werden. „Dadurch ist der Bücherschrank inzwischen eine Konkurrenz zur Bibliothek geworden. Das war so eigentlich nicht gedacht“, sagt Bastienne Schröter. Diese Werke seien in der Bücherei besser aufgehoben. Deren Leiterin steht trotz dieses Wermutstropfens voll hinter dem Konzept des Bücherschranks.

Und das Angebot wird auch sehr gut angenommen. Das sei vor allem dem Ort zu verdanken, der stark frequentiert ist. Und in der Tat bleibt alle paar Minuten jemand stehen und lässt seinen Blick über die Buchrücken schweifen.

Der Platz im Foyer bietet noch einen weiteren Vorteil. Da der Bücherschrank innerhalb des Gebäudes steht und nur zu den Öffnungszeiten des Einkaufszentrums zu erreichen ist, sei er geschützt. „Zu Vandalismus ist es deshalb zum Glück noch nicht gekommen“, sagt Heinz Natzel.

Die große Zahl potentieller Leseratten, die hier bei ihrem Weg zum und vom Einkaufen vorbeikommen, ist auch der Grund, warum der Lesezauber-Förderverein dort zweimal im Jahr einen Buchverkauf veranstaltet.

Der nächste dieser Flohmärkte findet am Sonnabend, 30. März, statt.