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Frauen Frauenpower in Wolmirstedt

In Wolmirstedt spricht kaum jemand über eine wie eine Frauenqoute, denn hier schwingen die Damen der Schöpfung ohnehin das Zepter.

Von Christian Besecke 14.08.2020, 01:01

Wolmirstedt l Das Stadtoberhaupt bestätigt, dass es einen hohen Frauenanteil in der Ohrestadt gibt. „Es ist tatsächlich so“, sagt sie. „Die weitaus meisten Selbstständigen in der Innenstadt sind Frauen.“ Einen haargenauen Anteil kann sie allerdings nicht benennen. „Die Recherchearbeit würde einen unserer Mitarbeiter wohl eine gehörige Zeit beschäftigen“, sagt Marlies Cassuhn. „Die Daten müssten einzeln abgefragt werden und das kann dauern.“ Aber auch ohne den genauen Nachweis ist die Beweisführung möglich.

„Man muss nur einmal durch die Geschäfte der Stadt bummeln und dort nach den Inhabern fragen, in den meisten Fällen ist dies eine Dame“, ist sich die Bürgermeisterin sicher. Das findet sie persönlich ganz gut, ohne irgendwelche feministischen Anleihen ins Feld führen zu wollen. „Eigentlich kommt es doch darauf an, wie gut jemand seine Sache macht“, erklärt die Bürgermeisterin. „Dabei ist es völlig gleich, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt.“ Dem Stadtoberhaupt imponiert in erster Linie der Unternehmergeist und der Wille zum Erfolg. Den bringen die engagierten Frauen in der Stadt auf jeden Fall mit, denn etliche von ihnen sind schon lange Jahre in ihrem Metier erfolgreich oder haben mit ihren Unternehmen gar expandiert.

Anita Lehmann führt den Blumenladen „Blattwerk“ in der August-Bebel-Straße schon sieben Jahre an diesem Ort. Auf ihrem Spezialgebiet ist sie seit neun Jahren aktiv und selbstständig. Zuvor war sie in einem medizinischen Beruf tätig. „Allerdings habe ich mich schon immer für die Floristik interessiert“, erzählt sie. „Als sich dann aber die Chance bot, habe ich sie ergriffen.“ Begonnen hat sie mit einem kleinen Lädchen und ist dann expandiert. „Mein Lebensmotto ist: Wenn sich ein Türchen schließt, dann öffnet sich ein neues“, sagt sie. Damit bringt sie schon einmal die positive Einstellung mit, die bei einer Selbständigkeit vonnöten ist.

Susanne Kützing betreibt das Bistro „Zum Käffchen“ seit dreieinhalb Jahren auf dem zentralen Platz in Wolmirstedt. Sie ist mit Mut durch die Corona-Beschränkungen gegangen und sieht ebenfalls positiv in die Zukunft. „Die Gäste haben mir die Treue gehalten und das ist wichtig“, betont sie. Mandy Ennulat führt seit sechs Jahren ein Nagelstudio gleich schräg gegenüber. „Insgesamt war ich jetzt knapp neun Jahre selbstständig“, berichtet sie. Bereut hat sie den Entschluss nicht. Wichtig sei ihr, dass sie Spaß bei der Sache habe und die Kunden zufrieden sind. Das bestätigt Veronika Schröder aus Samswegen nur zu gern, denn sie lässt sich gerade die Fingernägel machen und ist eine Stammkundin.

Marion Fricke betreibt das Geschäft „Mode by Paula M“ in der Bahnhofstraße. Sie hat den 25. Geschäftsgeburtstag während des Corona-Shutdowns begangen. Die Inhaberin schaut weiterhin positiv in die Zukunft. „Ich habe schon wieder die Sommerkollektion für das nächste Jahr bestellt“, verrät sie. „Die wird dann zum Ende dieses Jahres schon geliefert. Als Unternehmer muss man positiv an die Sache herangehen.“

Die hohe Zahl von Frauen als Unternehmerinnen in der Wolmirstedter Innenstadt können die befragten Selbstständigen nur bestätigen. Ihnen fallen spontan die Friseurläden, Physiotherapien, Floristik-Geschäfte, Mode-Boutiquen und Brillen-Fachgeschäfte ein. Selbst Lotto- und Tabakläden sind in Wolmirstedt in Frauenhand. „Wenn wir uns zum Mädelsabend treffen, dann sind tatsächlich alle teilnehmenden Frauen hier in Wolmirstedt und Umgebung selbstständig“, sagt Anita Lehmann. „Da habe ich mir eigentlich noch nie wirklich drüber Gedanken gemacht – aber es ist tatsächlich so.“

In den meisten Fällen handelt es sich dabei um den Handel- oder Dienstleistungssektor. „Ich finde, das ist schon eine ganz schöne Hausnummer“, äußert sich Marlies Cassuhn. „Tatsächlich ist das in Deutschland bei größeren Unternehmen in den Führungspositionen aber nicht so.“ Allerdings verlange so ein Beruf oft noch mehr persönlichen Einsatz. „Mit der Verantwortung für eine Familie im Rücken, hätte ich die Aufgabe als Bürgermeisterin nicht übernehmen wollen“, sagt sie. „Es kommt immer auch auf einen verlässlichen Partner an.“ Das scheinen die Powerfrauen in der Wolmirstedter Innenstadt gut gelöst zu bekommen. Von allen Bürgermeistern in Deutschland sind übrigens nur knapp 13 Prozent Frauen.