1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Sommerkino wohl einmalige Sache

Corona Sommerkino wohl einmalige Sache

Das Sommerkino auf der Freilichtbühne in Wolmirstedt wird wohl keine Wiederholung erleben. Zu hoch sind die Kosten.

Von Christian Besecke 11.09.2020, 01:01

Wolmirstedt l Seit März drehte sich auch bei Discjockey Fabian Schmelzer wegen der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen kein Rad mehr. „Das war gleichzusetzen mit einem Berufsverbot“, sagt er. Nach über 30 Jahren, in denen der musikbegeisterte Mann jedes Wochenende zwischen Flensburg und Rosenheim unterwegs war und Musik auflegte, fiel ihm dann doch die Decke auf den Kopf, wie er erzählt.

„Open Air Kino war zu Sommerbeginn die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas in Richtung Veranstaltung zu unternehmen, wobei alle Verordnungen eingehalten werden konnten“, resümiert der Discjockey. So kam ihm die Idee, auf der Freilichtbühne in Wolmirstedt regelmäßig Open Air Kino anzubieten. Der Weg dahin war für den Veranstalter mit einigen Hindernissen versehen, denn er absolvierte einen regelrechten Hürdenlauf an Behördenbesuchen und -anfragen. Letztendlich hatte er aber sein Ziel erreicht, das Sommerkino konnte kommen. Zu beachten waren jedoch die Vorgaben der Landesregierung und es mussten die entsprechendes Hygienevorgaben beachtet werden, die sich in einem zu erarbeitenden Konzept niedergeschlagen haben. Darin sahen Schmelzer und sein Team aber nicht das Problem.

Für Wolmirstedt war die ganze Sache zudem eine echte Premiere. Zwar hat es in der Vergangenheit schon einige Filmvorführungen gegeben – auch unter freiem Himmel – aber nie in dieser Größenordnung. Der Veranstalter und seine Unterstützer hatten sich mit dem Angebot im Vorfeld schon einiges ausgerechnet – jedenfalls vom Zuspruch her.

Die Freilichtbühne in der Ohrestadt bot sich für das Unternehmen als geradezu ideal an, die Zuschauer konnten mit dem nötigen Abstand voneinander sitzen und die Auflagen waren erfüllt. So gab es acht Wochen lang „Kino unter Mond und Sternen“, welches Fabian Schmelzer mit allem, was zum Kino gehört, organisierte. Meist waren es drei Filme, die an den Wochenenden über die große LED-Wand flimmerten. Das waren Streifen aus allen Bereichen, am besten waren die Familienkomödien wie zum Beispiel „Die Hochzeit“ oder „Känguru Chroniken“ besucht.

Die Resonanz der Menschen, welche zu den Veranstaltungen kamen, wäre – im Nachhinein betrachtet – durchgehend sehr gut gewesen, so Schmelzer. „Manchen Gästen hat es so gut gefallen, dass sie mehrmals vor Ort waren, ein paar wenige wurden zu richtigen Dauerfreilichtkinoguckern. Das hat uns als Veranstalter natürlich sehr gefreut.“ Und er betont dankbar: „Möglich war das alles aber nur, weil einige Sponsoren etwas Geld beigesteuert haben und unser Personal komplett auf Lohn verzichtet hat.“ Auch der Stadt, die für die Nutzung der Freilichtbühne einen Sonderpreis gewährte, sei er dankbar.

Nicht zuletzt sorgte auch der Verleiher der großen LED-Wand mit einem Freundschaftspreis dafür, dass diese Möglichkeiten des Freiluftkinos geschaffen werden konnte, kostet die diese Wand doch regulär 1 800 Euro pro Wochenende. „Eine Summe, über die wir gar nicht hätten nachdenken brauchen“, sagt Fabian Schmelzer. Aber durch Corona war diese Wand sowieso nicht im Verleih und allen konnte so geholfen werden.

Dennoch sei die Flimmerei vor der Ohre nur mäßig befriedigend angelaufen, die Veranstalter seien zunächst enttäuscht gewesen, dass trotz toller Filme, Top-Wetter und einmalig schöner Location nur wenige Besucher kamen.

Die Überlegung, vorzeitig aufzuhören, stand im Raum. Schmelzer berichtete auch in seinem Zwischenfazit in der Volksstimme schon von den Problemen. Aber dann wurde beschlossen, doch durchzuziehen und Veranstaltungsflagge zu zeigen – koste es, was es wolle.

In den letzten Wochen waren die Veranstaltungen dann auch besser besucht. „Es war sehr viel Arbeit und ein großer Zeitaufwand, haben wir doch die Bewachung über den gesamten Zeitraum selbst ausgeführt, eine zusätzliche Bezahlung von Security wäre nicht machbar gewesen. Aber trotz allem hat es Spaß gemacht“, erzählt Schmelzer.

Unter dem Strich könnte es finanziell dennoch eng werden, befürchtet er. Die Filmverleiher verlangen zwischen 38 und 50 Prozent der Kartenerlöse, dazu kämen noch die Toilettenmiete an das Bürgerhaus und die Rechnung für den Strom stehe noch aus.

„Die könnte am Ende auch saftig werden, da die LED-Wand natürlich sehr viel Energie verbraucht“, so die Befürchtungen des Discjockeys. Je nachdem, mit wie viel Euro die Stromrechnung zu Buche schlage, könne es auch sein, dass unter dem Strich nicht nur nichts übrig bleibt, sondern die Veranstalter sogar noch draufzahlen müssen.

Die Frage steht im Raum, ob es eine Wiederholung dieser bislang einmaligen Idee im nächsten Sommer geben wird? Fabian Schmelzer ist skeptisch: „Eine Wiederholung wird es wahrscheinlich nicht geben, da die Kosten im nächsten Sommer – dann hoffentlich ohne Corona – wieder im normalen Bereich liegen werden,“ resümiert er. Dann seien die Miete für Freilichtbühne, LED-Wand und die weiteren Kosten nicht mehr aus den Eintrittsgeldern zu finanzieren Aber hoffnungsvoll fügt er hinzu: „Sollte sich aber ein finanzkräftiger Sponsor finden, soll es an uns nicht liegen …“