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Friedhöfe Weniger Raum für letzte Ruhestätte

Die Friedhöfe in Wolmirstedt sind zu groß, die Trauerhalle zu klein. Außerdem hat sich die Bestattungskultur geändert.

Von Gudrun Billowie 11.03.2020, 00:01

Wolmirstedt l Die Friedhöfe der Zukunft werden ein anderes Gesicht tragen, als bisher gewohnt. Immer weniger Erdbestattungen, dafür mehr Urnengräber, Urnengemeinschaftsanlagen, Wiesen für anonyme Bestattungen, womöglich Friedwälder werden zunehmend Platz finden. Und doch wird es zunehmend leere Fläche geben. Schon jetzt werden auf allen Friedhöfen Wolmirstedts nur 20 bis 41 Prozent der Flächen für Bestattungen verwendet. Allein diese genutzten Flächen werden durch die Bestattungskosten refinanziert. Alles andere wird aus dem Stadthaushalt bezahlt. Es gibt also mehrere Gründe, um neu zu denken.

Die Verwaltung hat ein Konzept vorgelegt. Darin sind vor allem drei Dinge enthalten. Erstens: Friedhöfe sollen weiterhin als Orte der Trauer und der Erinnerung wirken. Zweitens: Die Flächen auf den Friedhöfen sollen besser aufgeteilt werden, und zwar in Grünflächen und in Bestattungsflächen. Bisher sind die Bestattungsanlagen auf den Friedhöfen weitgehend verstreut, diese Streuung soll langfristig aufgehoben werden. Dafür sollen jedoch auf gar keinen Fall Gräber umgesetzt oder Verstorbene umgebettet werden. Das Konzept ist langfristig angelegt, sodass Grabstellen wie vereinbart auslaufen können.

Drittens: Friedhöfe sollen auch in Zukunft wirtschaftlich geführt werden. Dazu zählt unter anderem, zusammenhängende Rasenflächen zu schaffen, die sich ungehinderter mähen lassen. Erwogen wird auch, noch pflegeleichtere Wildblumenwiesen anzulegen. Außerdem erwägt die Stadt, Flächen an die Kirche zurückzugeben.

Der jetzige Zustand wurde von Stadt- und Landschaftsplanerin Katrin Schube vermessen, gezählt und als Datenbank vorgelegt. Diese Bestandsaufnahme soll Grundlage für weitere Planungen sein. Vertreter der Ortschaftsräte steuerten bereits Ideen bei. Der Glindenberger Fritz-Georg Meyer regte an, über einen Tierfriedhof nachzudenken. Für viele Menschen ist das Haustier wie ein Familienmitglied, sie würden es womöglich gern würdevoll bestatten lassen.

Der Farsleber Ortsbürgermeister Rolf Knackmuß forderte, dass die Ortschaftsräte bei der künftigen Friedhofsgesatltung mitreden können. Gerade die Auswahl der Zäune oder die Gestaltung der Trauerhalle sei eine Ortsangelegenheit.

Der Elbeuer Ortsbürgermeister Guido Kratzenberg kann sich zudem vorstellen, dass es neben den bisher in Wolmirstedt üblichen Urnengemeinschaftsanlagen andere Möglichkeiten gibt, vielleicht in Form einer Stele, auf der Namenstafeln angebracht sind. Solche Stelen gibt es bereits auf den Friedhöfen benachbarter Dörfer.

Sylva Heiland aus Mose kann sich für den örtlichen Friedhof auch noch weitere Möglichkeiten der Bestattung vorstellen, eine sogenannte grüne Wiese zum Beispiel.

Viele Diskussionsbedarf gibt es hinsichtlich der Trauerhalle auf dem Wolmirstedter Friedhof. Die Plätze darin reichen manchmal nicht aus, deshalb hat die KWG.WWP-FDP-FUWG-Fraktion des Stadtrates vorgeschlagen, die Möglichkeit eines Neubaus zu prüfen und selbst drei Standorte vorgeschlagen, unter anderem auf dem Gelände des Stadion des Friedens.

Die Verwaltung hat diese Varianten geprüft und zwei eigene Vorschläge hinzugefügt. Im Rathaus wird favorisiert, an die bestehende Trauerhalle eine festinstallierte, arkadenähnliche Überdachung zu setzen und mit Heizstrahlern auszustatten. Ein Neubau wird unter anderem aus Kostengründen skeptisch betrachtet, zumal die Erfahrung zeigt, dass bei etwa 16 Beerdigungen pro Jahr die Trauerhalle nicht ausreicht.

Über die Zukunft der Friedhöfe wird ab sofort in den politischen Gremien diskutiert.