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Gartenspaziergang Auf Wolmirstedts grünen Pfaden

Ein abendlicher Spaziergang durch Wolmirstedts Altstadt fand regen Zuspruch. Anette Pilz und Jörg Bonewitz führten die Gruppe.

Von Juliane Just 30.07.2018, 01:01

Wolmirstedt l Wie sah Wolmirstedt früher aus? Was hat die Menschen hier bewegt? Und was hat es mit der kleinsten Straße auf sich? Fragen, die die Besucher des abendlichen Spazierganges am Freitag, beantwortet bekamen. Anette Pilz, Museumsleiterin, und Jörg Bonewitz luden zu einer Tour entlang der historischen und gärtnerischen Pfade ein – diese Mal allerdings aufgrund der Hitze ohne mittelalterliche Gewänder.

Von der Schlosskappelle spazierten die 40 Teilnehmer über die Burgstraße zum Junkerhof, machten an der Amtsbrücke ein Picknick und schlenderten weiter zur Villa Möbes. Mit Witz und Charme führten die Museumsmitarbeiter die Interessierten durch das Programm.

So berichtete Anette Pilz mit Halt an der Bronzefigur der Schäfergruppe auf der Schlossdomäne vom Wolmirstedter Durchschnittsmenschen. Dieser war laut eines Dokumentes aus dem Jahr 1930 etwa 33 Jahre alt, verheiratet und hatte zwei Kinder. Er maß etwa 1,74 Meter und hatte im Monat 200 Reichsmark zu Verfügung. Er verspeiste 261 Kilogramm Brot und Mehl im Jahr, 498 Kilogramm Kartoffeln und 93 Kilogramm Fleisch. Dazu trank er etwa 90 Liter Bier. „Da haben sich die Wolmirstedter doch ein wenig verändert“, sagt Anette Pilz und schmunzelt.

In der Reitbahnstraße berichteten die Museumsmitarbeiter von der einstigen Seidenraupenzucht, die etwa 120 000 Tiere in der Aufzucht hatte. Da die Tiere nur mit Maulbeerblätter gefüttert wurden, gab es einst Plantagen im Kreis Wolmirstedt. Dort arbeiteten die Kinder in den Ferien – so war sichergestellt, dass sie keinen Blödsinn machten.

Auch das Fischerufer, die kleinste Straße Wolmirstedts, sahen die Besucher. Dass hier einst Fischer, Schäfer und unzählige Brauereien ihren Platz fanden, ist heute kaum noch denkbar. „Dabei gab es nicht viele Trunkenbolde hier“, sagt Anette Pilz. Das Bier wurde damals als Nahrungsquelle und Kalorienlieferant gesehen, ein Genussmittel wurde es später.

Der mit Leckereien gefüllte Bollerwagen, den Jörg Bonewitz hinter sich herzog, wurde anschließend bei einem Picknick an der Ohre geplündert. „Wir freuen uns, dass es so gute Resonanz auf die Spaziergänge gibt“, sagt Anette Pilz. Mit 40 Personen war auch der Spaziergang erneut ausgebucht.