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Geschichte Wilfried Lübeck arbeitet Bauernleben auf

Der Autor aus Groß Ammensleben hat ein neues Buch herausgegeben - Erzählungen von der Gründung der DDR-Produktionsgenossenschaften.

Von Gudrun Billowie 21.08.2017, 01:01

Groß Ammensleben l Wilfried Lübeck sitzt oft in Archiven und studiert Akten. Seine Erkenntnisse fasst er zusammen und publiziert sie, damit auch andere davon erfahren. Sein neuestes Werk heißt „Wir wollen freie Bauern bleiben“. Darin erzählt Wilfried Lübeck von LPG-Gründungen und Zwangskollektivierung im Bezirk Magdeburg in den Jahren 1959 und 1960. Das Buch ist im Mitteldeutschen Verlag in der Studienreihe der Landesbeauftragten erschienen.

Wilfried Lübeck hat für dieses Buch etwa 10.000 Archivseiten durchgearbeitet. Die stammen aus der Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit und des Rates des Bezirkes Magdeburg.

Damit der Leser in die historischen Zusammenhänge hineingezogen wird, erzählt der promovierte Historiker zuvor von der Bodenreform. Er berichtet, wie sich alteingesessene, gut situierte Bauernfamilien in Börde und Altmark gegen die Zwangskollektivierungen stemmten und zudem unter der schlechten materiellen Versorgung der Maschinen und Traktorenstationen litten.

Aufgrund des Widerstands ließ die Stasi die Bauern auf „politische Zuverlässigkeit“ prüfen. Auch die „operative Bearbeitung der Tierärzte“ wurde angeordnet. Die Folge: Bis 1959 verließen 50 Tierärzte den damaligen Bezirk Magdeburg gen Westen. Außerdem beschuldigte die Stasi einige Bauern der Hetze. Viele suchten daraufhin Zuflucht in den Kirchengemeinschaften.

Wilfried Lübeck geht in seinem Buch auch auf den damaligen Kreis Wolmirstedt ein. Dort seien die Bauern nur sehr schleppend in die LPGs eingetreten. Ausbaden mussten das die LPG-Vorsitzenden. Besonders die in Rogätz und Colbitz seien sehr unter ideologischen Beschuss geraten, hat Wilfried Lübeck herausgefunden.

Auch Wolmirstedt fiel in Ungnade. Lübeck hat die Kritik aufgeschrieben: „Wolmirstedt gehört zu den Kreisen mit den größten Rückständen auf allen Gebieten der politisch-ideologischen Arbeit und auf dem Gebiet der Ökonomie.“

Die Mitarbeiter der Staatssicherheit bespitzelten daraufhin besonders die Bauern, wollten wissen, wie sie zur Kirche stehen, welche Verbindungen sie untereinander pflegen, wie die Familienangehörigen die DDR bewerten, ob sie Besuch aus dem „Westen“ empfangen.

Das Buch Dr. Wilfried Lübecks kann als Sachbuch gelten, es enthält Bilder, zeigt Dokumente, Tabellen. Wer tief in die Bauerngeschichte dieser Zeit mit all ihren Facetten und Fakten eintauchen möchte, wird mit dem 224-Seiten starken Werk ausführlich bedient.