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Gesundheit Netzwerk legt Telemedizin-Projekt ad acta

Das Gesundheitsnetzwerk Barleben/Niedere Börde wollte in Ebendorf ein Telemedizin-Pilotprojekt starten. Aus dem Vorhaben wird nichts.

Von Vivian Hömke 16.08.2016, 01:01

Barleben l In anderen Ländern wie Israel oder Schweden gehört die Telemedizin bereits zum Praxisalltag: Per Videochat können Patienten Kontakt mit einem Arzt aufnehmen. Über diesen Live-Chat erfolgen auch die Beratung sowie die Diagnose, Rezepte können so ebenfalls ausgestellt werden.

Ein Pilotprojekt der Telemedizin wollten die Mitglieder des Gesundheitsnetzwerkes Barleben/Niedere Börde auch in Ebendorf umsetzen. Dort ist keine ärztliche Versorgung gegeben. Die Idee war es, das Projekt in den ehemaligen Räumen der Bibliothek im „Mühlenhof“ zu verwirklichen.

Zu bestimmten Sprechzeiten wäre eine Krankenschwester vor Ort gewesen, die die Vitalparameter wie den Blutdruck und den Blutzuckerwert erfasst und mittels moderner Medien dem Arzt übermittelt hätte. Für akute Notfälle sei die telemedizinische Versorgung jedoch nicht gedacht gewesen, sondern nur für Dauerverordnungen, erklärte Ulrich Korn, Vorsitzender des Gesundheitsnetzwerkes, im April.

Um ihr Pilotprojekt umzusetzen, hatte das Netzwerk Anfang des Jahres über die Mitteldeutsche Kommunikations- und Kongressgesellschaft Fördermittel bei einer Krankenkasse beantragt. Nun jedoch macht ihnen das Arzneimittelgesetz (AMG) einen Strich durch die Rechnung.

„Um den Patientenschutz weiter zu verbessern, wird im AMG geregelt, dass eine Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln grundsätzlich nicht erfolgen darf, wenn die Verschreibung offenkundig nicht nach einem direkten Arzt-Patienten-Kontakt ausgestellt wurde“, heißt es im Gesetzesentwurf vom März, der nun im August in Kraft getreten ist. Mit anderen Worten: Das Ausstellen von Rezepten nach einer Ferndiagnose per Videochat ist nicht erlaubt.

„Wir werden das Projekt nicht weiter verfolgen“, sagte Ulrich Korn auf Nachfrage der Volksstimme. „Es ist schade, ich war immer Feuer und Flamme dafür. Aber es muss der politische Wille da sein“, fügte er hinzu.

Den Antrag auf Fördermittel habe das Gesundheitsnetzwerk inzwischen zurückgezogen. Weitere Projekte seien derzeit nicht geplant, sagte Ulrich Korn der Volksstimme. Jedoch tausche sich das ehrenamtliche Team, dem unter anderem Ärzte, Apotheker, Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes und von Pflegediensten angehören, interdisziplinär aus. „Wenn jemand eine Frage hat, arbeiten wir zusammen“, sagte der Vorsitzende der Gruppe.