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Gesundheit Neue Arztpraxis in Wolmirstedt

In Wolmirstedt siedelt sich eine neue Hausärztin an, die dringend gebraucht wird. 2018 kann sie praktizieren, dann ist der Bau fertig.

Von Gudrun Billowie 23.11.2017, 00:01

Wolmirstedt l Stadt sucht Hausarzt – diese Serie läuft seit Jahren in vielen ländlichen Regionen. In Wolmirstedt steuert sie gerade auf ein Happy End zu. Eine neue Hausärztin will sich niederlassen, der Grundstein für die neue Praxis ist gelegt.

Im Sommer 2018 soll eröffnet werden, doch solange müssen Bürger gar nicht auf einen Sprechstundentermin warten. Berit Lesniak praktiziert ab Montag, 4. Dezember, zweimal wöchentlich im Ärztehaus in der Burgstraße 18 bis 22, montags und donnerstags jeweils von 8 Uhr bis 12 Uhr und 13.30 bis 15 Uhr.

Das ist dringend nötig, denn viele Bürger finden keinen Platz in einer Hausarztkartei, auch wenn die Stadt zahlenmäßig als versorgt gilt. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Dazu hat sich die Situation im Sommer 2017 zusätzlich verschärft, als der Kinderarzt Dr. Bernhard Euchler seine Praxis zum 30. Juni aufgegeben hat. Neben Kindern hat er auch Erwachsene als Hausarzt behandelt.

Die frei gewordene Stelle wollte Berit Lesniak ab dem 1. Juli besetzen, doch es scheiterte an geeigneten Praxisräumen. Neue gibt es nicht und Übernahmen gestalten sich oft schwierig. „Die alten Praxen haben Bestandsschutz“, erklärt Dr. Burkhard John, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), „aber für neue Praxen gelten andere Standards.“

Das betrifft vor allem die Barrierefreiheit, auch die Anforderungen an Hygiene und die Räume. Unter diesen Gesichtspunkten war es schwierig, in Wolmirstedt geeignete Räume für eine neue Praxis zu finden. Eine Zeitlang war ein Teil der Kita „Storchennest“ in der Gipfelstraße im Gespräch. Die Idee wurde jedoch verworfen.

Nun also wird gebaut. Das ist nicht selbstverständlich, weiß Burkhard John, und bedankt sich ausdrücklich beim Investor. Klaus Hartkopf hat das Ruder in die Hand genommen und lässt im neuen Wohngebiet „An der alten Kegelhalle“ ein Haus entstehen, in dessen Erdgeschoss die Praxis einzieht, darüber zwei Wohnungen der gehobenen Preisklasse geboten werden, acht Parkplätze werden angelegt. Die Kassenäzrtliche Vereinigung (KV) wird die Praxisräume für ein paar Jahre mieten, die Ärztin Berit Lesniak wird bei der KV angestellt. Die Praxis wird groß genug gebaut, dass auch Assistenzärzte dort zeitweilig mitarbeiten können.

Das Modell, Hausärzte selbst anzustellen, wird die KV künftig öfter anwenden. „Viele Ärzte wollen sich nicht niederlassen“, hat Burkhard John erfahren, „doch in den nächsten Jahren müssen wir 800.000 Hausärzte ersetzen.“ Viele scheiden aus Altersgründen aus, auch in Wolmirstedt haben mehrere Hausärzte das Renteneintrittsalter schon lange überschritten.

John lobte zudem Bürgermeister Martin Stichnoth, weil der dieses Thema so hartnäckig verfolgt hat. „So langfristig denken nicht alle Bürgermeister.“ Das Stadtoberhaupt gab dieses Kompliment an seine Mitarbeiter weiter, die während seines Urlaubs zusammen mit Klaus Hartkopf Nägel mit Köpfen gemacht hatten. Trotzdem, noch ist nicht alles gut. Ein neuer Kinderarzt ist noch nicht gefunden und es fehlen weitere junge Ärzte. „Wir kennen die Probleme“ versichert Burkhard John, „wir müssen weiter sehen, wie wir junge Leute holen.“