1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Gartenvereine suchen Vorsitzende

Große Probleme Gartenvereine suchen Vorsitzende

Wolmirstedter Kleingartenvereine haben zunehmend Schwierigkeiten, den Vorstand zu besetzen.Das kann teuer werden.

Von Gudrun Billowie 21.01.2016, 00:01

Wolmirstedt l Hildburg Tolk ist die stellvertretende Vorsitzende der Kleingartensparte „1947“. Am 19. März wird dort ein neuer Vorstand gewählt. Das bereitet der 71-Jährigen Kopfzerbrechen, weil der Vorsitzende Walter Niebling aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurücktreten wird. Auch Schatzmeister und Schriftführer werden nicht weitermachen, ebenfalls wegen der schwindenden Gesundheit und weil der Garten aufgegeben wurde. Nachfolger sind nicht in Sicht.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Gartensparte am Friedensring. Hans-Georg Zander, der diese Sparte über zehn Jahre führte, wird sich ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder zur Wahl stellen. Auch dort ist die Nachfolge offen.

Armin Bartz, der Kreisvorsitzende der Kleingärtner, kann kein Patentrezept aus der Schublade ziehen. Er sieht das Problem vor allem darin, dass Kleingärten vor allem von älteren Bürgern bewirtschaftet werden, die sich solche Arbeit nicht mehr auf den Tisch ziehen möchten. Die jüngeren Kleingärtner, die es durchaus gibt, sind beruflich und familiär zu stark eingespannt, um das Ehrenamt auszuüben.

Findet sich kein arbeitsfähiger Vorstand, kann das für alle Vereinsmitglieder finanzielle Folgen haben. „Das Amtsgericht kann festlegen, dass der Verein extern verwaltet wird“, sagt Armin Bartz. Das kann beispielsweise durch ein Steuerbüro geschehen. Die Kosten dafür müssen auf alle Mitglieder umgelegt werden. Will sich ein Verein auch dazu nicht durchringen, wird er im schlimmsten Fall aufgelöst.

Armin Bartz empfiehlt den Vorständen der Kleingartenvereine, sich Ärger vom Hals zu schaffen. „Der Verein muss zusammenrücken und sich von denen, die finanziell säumig sind oder ihren Garten verloddern lassen, radikal trennen.“ Selbst wenn das ein paar leerstehende Gärten bedeutet, so könne das die Arbeit eines Vorstandes deutlich erleichtern.

Einen Puffer gegen Kleingartenpächter, die Ärger bereiten, hat der Vorstand von „1947“ bereits eingebaut. „Wir verpachten an neue Mitglieder erst einmal nur für ein Jahr“, sagt Hildburg Tolk, „außerdem fordern wir eine Sicherheitsleistung.“ Das ist eine Art Kaution, die dann eingesetzt wird, wenn der Garten so verlassen wird, dass der Vorstand Arbeit und Kosten aufbringen muss.

Neben solchen Entscheidungen eines Vorstands sieht Armin Bartz vor allem die Arbeit des Vorsitzenden und des Schatzmeisters als unerlässlich an. „Sie müssen Zugpferde sein, schließlich müssen sie dafür sorgen, dass der Verein die Pacht an den Bodeneigentümer zahlt.“ In Wolmirstedt sei das bei 80 Prozent der Fläche die Kommune.

Außerdem wird auch von Kleingartenvereinen die Grundsteuern A und B gefordert, die im Zuge der Haushaltskonsolidierung ab 2016 um zehn Prozentpunkte erhöht wurde. „Wir zahlen an die Stadt eine gute fünfstellige Summe“, sagt Armin Bartz.

In Wolmirstedt gibt es 18 Kleingartenvereine mit rund 800 Gärten. Finanzielle Unterstützung der Stadt bekommen sie nicht. „Wir arbeiten wie eigenständige Unternehmen, die sich Verein nennen und für alles zuständig sind“, macht Armin Bartz deutlich. Allerdings nennt er auch die Vorteile des Kleingartenwesens, nämlich die niedrige Pacht im Gegensatz zu Erholungsgrundstücken. Allerdings muss die kleingärtnerische Nutzung nach den Vorgaben des Bundeskleingartengesetzes gewährleistet sein.

Im Hinblick auf neue Vorstandsmitglieder bleibt den Vereinen sogar ein finanzielles Lockmittel. „Bis zu 720 Euro Aufwandspauschale sind steuerfrei“, sagt Bartz. Der Kreisvorsitzende ist optimistisch, dass sich die Vereine, denen der Vorstandskollaps droht, ganz schnell neu finden.