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Grubenwehr Retter unter Tage begehen Jubiläum

Die Grubenwehr im Kaliwerk Zielitz begeht ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum. Aktuell gehören ihr 63 Mitglieder an.

Von Burkhard Steffen 25.09.2018, 07:00

Zielitz l Die Grubenwehr kommt nach Explosionen oder Bränden unter Tage zur Rettung und Bergung von Menschen sowie zur Erhaltung von Maschinen und Anlagen zum Einsatz. „Die Arbeit in der Grubenwehr ist freiwillig und ehrenamtlich. Die Kameraden begeben sich wenn nötig selbst in Gefahr, um Kollegen zu helfen und ihnen des Leben zu retten. Der Einsatz bei Havarien oder Unglücken braucht neben sehr guter Fitness auch ein Höchstmaß an Fachkenntnis, um unter psychischer und körperlicher Belastung als Team die richtigen Entscheidungen zu treffen“, macht Dirk Weinreich deutlich.

Weinreich leitet seit dem Jahr 2010 als Oberführer die Grubenwehr im Kaliwerk Zielitz. Seine Vorgänger waren Rolf Knackmuß (1998 bis 2010), Peter Beining (1970 bis 1998) und Erwin Rudolf (bis 1969).

Im Jahr 1963 fasste die DDR-Regierung den Beschluss zum Aufbau des Kaliwerkes Zielitz. Nach erfolgreicher Erkundung der Kalilagerstätte wurden ab 1965 die Schächte eins und zwei durch Mitarbeiter des VEB Schachtbau Nordhausen abgeteuft und der Aufbau der Werkanlagen durch eine Aufbauleitung koordiniert.

„In dieser Zeit waren 34 Mitglieder der Grubenwehr vom Schachtbau Nordhausen für die Aufgaben der Grubenwehr zuständig“, berichtet Dirk Weinreich von den Anfängen, „im Jahr 1968 wurde dann der VEB Kalibetrieb Zielitz gegründet. Damit begann auch der Aufbau einer eigenen Grubenwehr mit 44 Mitgliedern.“

Mit der Aufnahme der Produktion 1973 entwickelte sich die Grubenwehr Zielitz personell und in der technischen Ausrüstung weiter. Das erste Grubenlöschfahrzeug wurde 1975 in Betrieb genommen. Die Entwicklung der pneumatischen Dämme zur indirekten Brandbekämpfung im Bergbau begann 1978 und wurde mit der Patentvergabe 1980 abgeschlossen.

„Im Laufe der fünf Jahrzehnte sind die Anforderungen an die Grubenwehr-Mitglieder erheblich gewachsen. Die Ausrüstung zur Brandbekämpfung hat sich weiterentwickelt und wurde modernisiert. Auch die Atemschutzgeräte sind durch modernere ersetzt worden“, berichtet Weinreich.

Bei der technischen Hilfeleistung und zur Personenrettung sind Schere, Spreizer und Hydraulikzylinder dazugekommen. Seit 2011 wird durch die Grubenwehr auch das Auf- und Abseilen trainiert. „Dadurch sind wir in der Lage, Personen auch aus größeren Höhen oder Tiefen zu retten“, sagt der Oberführer der Zielitzer Grubenwehr.

Neben Dirk Weinreich gehören 6 stellvertretende Oberführer, 8 Gerätewarte, 22 Truppführer und 26 Wehrmänner zur Grubenwehr des Kaliwerkes Zielitz. Die Ausbildung der Anwärter erfolgt in einem Wochenlehrgang bei der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Leipzig, in Hohenpeißenberg oder in Clausthal-Zellerfeld. Die wiederkehrenden theoretischen und praktischen Fortbildungen der Grubenwehr-Mitglieder werden in Zielitz durch den Oberführer durchgeführt. „Praktische Übungen erfolgen immer mit einem Atemschutzgerät über mindestens zwei Stunden Dauer“, erläutert Dirk Weinreich. Übungsthemen sind beispielsweise das Bergen von Personen, die direkte oder indirekte Brandbekämpfung, beispielsweise durch pneumatische Dämme, das Arbeiten unter Sichtbehinderung oder technische Hilfeleistung mit Bergungstechnik.

Die Weiterqualifizierung der Wehrmänner zum Truppführer, Gerätewart oder Oberführer wird dann wieder von den Hauptstellen übernommen. Alle vier Jahre nach einem Grundlehrgang muss ein Wiederholungslehrgang absolviert werden.

Wie wichtig die Grubenwehr ist, beweist die Zahl von 49 Einsätzen in den vergangenen 50 Jahren. So mussten die Mitglieder der Grubenwehr 33 Mal zu Brandeinsätzen ausrücken. Dazu kamen unter anderem die Bergung von verunglückten Personen, aber auch Hilfeleistungen in anderen Grubenbetrieben.