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Grünanlagen Tote Bäume und blühende Inseln

Die toten Bäume von Wolmirstedt sind für die FDP-Stadträtin Gisela Gerling-Koehler ein grausiger Anblick. Sie fordert mehr Pflege.

Von Gudrun Billowie 28.09.2018, 01:01

Wolmirstedt l „Jedes Mal, wenn ich in Wolmirstedt an den Kreiseln vorbeifahre, kann ich schon gar nicht mehr hinschauen.“ Gisela Gerling-Koehler echauffiert sich vor allem über die trockenen Bäume. „Wenn ich sehe, wie sie die Köpfe hängen lassen...“ Auch für die Kreisel-Bepflanzung selbst fordert sie mehr Aufmerksamkeit. Die FDP-Stadträtin fragt: „Bin ich die Einzige, die das stört?“

Sabine Bednorz, die im Rathaus für den Wirtschaftshof und die Grünpflege zuständig ist, weiß um den Zustand der Pflanzen. Sie erinnert an den sehr heißen und trockenen Endlos-Sommer. „Der Wirtschaftshof und beauftragte Firmen haben den Pflanzen Wasser gegeben, allerdings nicht in jedem Fall und an jeder Stelle ausreichend, um die extremen Witterungsbedingungen auszugleichen.“

In der Tat wird der Sommer 2018 wohl unter den Schlagworten Supersommer, endlose Dürre, vergebliches Flehen nach Regen und Sonne satt in die Geschichte eingehen. Jeder Hobbygärtner weiß, dass seit dem Frühjahr kaum Regen gefallen ist, wie viele Gießkannen er getragen oder wie oft er den Wasserschlauch aufgedreht hat. Viele Rasenflächen sind irgendwann verdorrt, weil kein Mensch so viel wässern wollte. Ganz zu schweigen von den Landwirten, die mit Ernteausfällen von bis zu 70 Prozent kämpfen müssen, die angesichts winziger Maispflanzen und Minikartoffeln das Haareraufen bekamen.

Gisela Gerling-Koehler hat für die erschwerten Bedingungen des heißen Sommers wenig Verständnis. Sie habe die Wirkung der Kreisel im Glindenberger Ortschaftsrat angesprochen. „Und nicht mal dann hat sich jemand bemüßigt gefühlt, wenigstens die trockenen Bäume abzusägen und die vertrockneten Stauden herunterzuschneiden.“

Ihrer Beschreibung nach klingt es, als wäre ganz Wolmirstedt zur Wüste verdorrt. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch ein sehr differenzierteres Bild. Das Stadtgrün zeigt sich punktuell trotz des brandheißen Sommers ziemlich munter und buntblühend. Die Pflanztröge auf der Schlossdomäne, die großen Kübel in der Fußgängerzone sowie die allermeisten Bäume wachsen munter, schmücken ihre Kronen mit Herbstfrüchten.

Lediglich einzelne Exemplare haben den Sommer nicht überlebt. Das betrifft einige Ebereschen in der Nähe des Kreisverkehrs Samsweger Straße. „Dort kämpfen die Bäume und Pflanzen leider zusätzlich mit schlechtem Baugrund“, sagt Sabine Bednorz, „sie haben kaum Möglichkeiten, ihre Wurzeln tief in den Boden zu den natürlichen Wasseradern zu strecken.“

Die toten Bäume werden im Oktober entfernt, möglichst, wenn Regen die Erde aufgeweicht hat. Noch ist der Boden hart wie Beton und gibt die Wurzelballen nicht her.

Auch der Boden auf den Kreisverkehren ist für die Stauden nicht ideal. Viele zeigen sich dennoch robust, einige haben den Geist aufgegeben. „Bei normalen Witterungsverhältnissen wären die Pflanzen gut zurechtgekommen“, sagt Staudengärtner Jan Weinreich. Er hatte einst Pflanzen in die Kreisel gesetzt, die gewöhnliche Trockenperioden gut wegstecken. Doch dieser Sommer sprengte alles, was Grünexperten bisher gekannt haben. Der Gartenfachmann gibt sich sichtlich zerknirscht. „Manches ist uns entglitten.“ Nun denken er und die Verantwortlichen im Rathaus längst neu.

„Unser Fachdienst bereitet gemeinsam mit der Firma Weinreich die Aufarbeitung der Kreiselflächen vor“, sagt Sabine Bednorz. Stauden sollen im Oktober ersetzt und ergänzt werden. Jan Weinreich wälzt im Kopf bereits Pflanzbilder, die einem Klimawandel standhalten, der künftig auch in Wolmirstedt spürbar sein könnte. Sabine Bednorz und ihre Mitstreiter freuen sich schon auf diese Ideen.