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Handel Brauchen Läden Stühle vor der Tür?

Die Corona-Regeln besagen, Geschäfte und Dienstleister in Wolmirstedt dürfen nur eine bestimmte Anzahl Kunden in ihren Räumen aufnehmen.

Von Gudrun Billowie 07.07.2020, 01:01

Wolmirstedt l Die Abstandsregelungen der Corona-Pandemie bedeuten auch, dass Geschäfte und Dienstleister wie Frisöre ihre Warteflächen entfernt oder zumindest reduziert haben. Das soll verhindern, dass zu viele Menschen aufeinander treffen, eine Ansteckung ausgeschlossen wird. Wäre es da nicht angebracht, draußen Tisch und Stühle zu drapieren, damit Wartende sich nicht die Beine in den Bauch stehen?

„Das ist gar nicht nötig“, hat Ines Gierlich festgestellt, „bei uns können die Abstandsregeln eingehalten werden.“ Sie kümmert sich darum, dass Menschen eine passende Brille bekommen und der Kundenstrom gestalte sich in der Regel so, dass niemand draußen warten muss. Kann jemand doch einmal nicht sofort drankommen, darf er im Separee Platz nehmen.

Gleichmäßig über den Tag verteiltes Kommen und Gehen erlebt auch Mandy Neubauer-Zufelde. Sie betreibt einen Blumenladen und hat seit Beginn der Corona-Krise nur einmal erlebt, dass Menschen draußen Schlange standen, am Muttertag. „Ansonsten sind die Leute von sich aus sehr diszipliniert und halten Abstand.“ Es kommen im Alltag ohnehin nur so viele Menschen gleichzeitig in den Laden, wie hineindürfen. Die Floristin hat beobachtet, dass der Mund-Nasen-Schutz nicht so gern getragen wird.

So einen Schutz muss Anja Allner schon von Berufs wegen nutzen, auch außerhalb von Corona-Zeiten. Die Podologin gewinnt den Abstandsregeln viel Positives ab. „Es gibt keinen Stress im Wartebereich mehr.“ Dafür sorgt eine einfache Idee: Sie hat draußen eine Klingel angebracht. Nur, wer einen Termin vereinbart hat, wird eingelassen.

Und die Begleitpersonen? Schließlich kommen zur Podologie oft kranke Menschen. „Begleitpersonen fragen wir, ob sie noch einen Weg erledigen möchten“, sagt Anja Allner. Die meisten haben das Bringen und Abholen ihrer Lieben schon von vornherein geplant. Wer dennoch warten muss, darf Platz nehmen, allerdings mit Mund-Nasen-Maske, anders geht es nicht. „Zu uns kommen viele, die einer Risikogruppe angehören.“ Insgesamt erlebe sie großes Verständnis.

Das bestätigt auch Andreas Lücke, in dessen Geschäft sich ein Kosmetiksalon befindet. Vor der Corona-Pandemie haben Angehörige der Kunden manchmal am kleinen Tisch gewartet, bis die Kosmetikbehandlung beendet war. Das ist nun vorbei. „Wir können leider keinen lange warten lassen“, sagt er, „auch Kaffee und Zeitschriften bieten wir nicht mehr an. Stattdessen fragen wir, ob noch ein Weg anliegt.“

Probleme habe damit niemand. Deshalb sieht Andreas Lücke es auch als unnötig an, Tische und Stühle draußen aufzustellen. Der Geschäftsinhaber räumt aber ein: „Schön wäre es schon.“ Vor allem, weil dadurch das Stadtbild lebendiger erscheinen könnte.

Allerdings hätte das für die Geschäftsinhaber einen Preis. Tische und Stühle vor dem Geschäft gelten als Sondernutzung der Fußgängerzone und diese Sondernutzung muss im Rathaus ordentlich beantragt werden. Die Mitarbeiter prüfen, ob die örtlichen Gegebenheiten dafür geeignet sind. Gilt die Fläche vor dem Geschäft als geeignet, bleibt beispielsweise noch genügend Raum für eine Feuerwehrdurchfahrt, dürfen Tische und Stühle vor die Tür stehen. Gegen Gebühr.

Für jeden angefangenen Quadratmeter Straßenfläche sind monatlich fünf Euro fällig, mindestens aber 30 Euro. Allerdings habe infolge der Corona-Maßnahmen noch kein Geschäftsinhaber im Rathaus den Wunsch nach Möbeln vor der Tür geäußert.