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Hochwasserschutz Frechdachs unterhöhlt den Elbdeich

Ein Dachs hat sich den Elbdeich bei Glindenberg als Wohnung gewählt. Aus Sicherheitsgründen soll er verschwinden.

Von Gudrun Billowie 16.02.2019, 00:01

Wolmirstedt l Die Morgensonne scheint auf den neuen Deich an der Elbe. Das Stück zwischen Glindenberg und Heinrichsberg wurde im Juli 2016 fertiggestellt und der Öffentlichkeit übergeben. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, ist der Deichkörper mit einem grünen Graspelz bewachsen, dem Wald links und rechts sind die massiven Rodungen kaum noch anzusehen. Alles scheint gut und doch klafft eine große Wunde am Deichkörper. Dort wurden erneut Bäume gefällt, Erde großflächig abgetragen und wieder befüllt. Der Grund: Ein Dachs hat seine Wohnung in den Hochwasserschutzwall verlegt.

Meister Grimbart hat den Eingang von der Wasserseite gegraben. Zum ersten Mal wurde der Bau zum Ende des vergangenen Jahres bemerkt. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) hat sofort regiert, ist mit schwerem Gerät angerückt und hat ein Drahtnetz unter der Erde verlegt. Selbst Bäume mussten gefällt werden.

Der Dachs hatte sich unter den Wurzeln hindurchgegraben, die Hohlräume waren so groß, dass die Standsicherheit eines Baumes gefährdet war. „Der Baum hätte auf den Deich fallen können, das wäre sowohl für das Bauwerk, aber auch für Menschen gefährlich geworden“, sagt Christian Pluder, der als Bereichsingenieur beim LHW für das Glindenberger Deichstück verantwortlich ist.

Den Dachs haben jedoch weder die Bauarbeiten noch das Drahtnetz wirklich verschreckt. Bereits im Januar hatte er sich einen neuen Eingang gegraben und dafür das gerade wieder hergerichtete Deichstück genutzt. „Der ist wirklich hartnäckig“, sagt Christian Pluder. Anders als ein Fuchs, der sich von den Baumaßnahmen vertreiben ließ.

Wie aber geht es nun weiter mit dem Dachs? „Das werden wir mit einem Jäger besprechen“, sagt Christian Pluder. Das Ergebnis wird in der nächsten Woche bekanntgegeben.

Die Jagdzeit für Dachse ist eigentlich vorbei. Sie dauert vom 1. August bis zum 31. Januar, inzwischen ist die Schonzeit angebrochen. Der Grund: Die Hauptpaarungszeit ist der Februar, die Dachse könnten also gerade mitten im Techtelmechtel stecken. Womöglich hatte der Herr Dachs auch deshalb den Drang, unbedingt eine Wohnhöhle anzulegen. Geht es ihm nun an den Kragen? „Für eine Bejagung außerhalb der Saison bedarf es einer Sondergenehmigung der Jagdbehörde“, weiß Margitta Kriebel, Vorsitzende der Wolmirstedter Jägerschaft.

Der Deich dient dem Hochwasserschutz, diese Aufgabe darf Christian Pluder nicht aus den Augen verlieren. Zurzeit ist der Wasserstand in der Elbe normal, das erlaubt eine gewisse Gelassenheit. „Würde Hochwasser drohen, müssten wir sofort reagieren.“

Der Dachs hat seine Wohnung etwa am Kilometer 5,3 angelegt. Das ist sehr nah am Kilometer Sechs, der Stelle, die beim Hochwasser 2013 abgerutscht war. In der Nacht des 12. Juni 2013 war von Land und aus der Luft mit großem Aufgebot ein Deichbruch verhindert worden.

Nach dieser Erfahrung war klar, der Deich muss Din-gerecht ausgebaut werden. Er wurde auf dem alten Deich in der Zeit von August 2014 bis Juni 2016 auf 4,4 Kilometer Länge auf vier bis sechs Meter erhöht, die gesamte Deichaufstandsfläche von 6,5 Hektar auf 13 Hektar verdoppelt. Um Platz für den breiteren Deichfuß zu schaffen, wurde ein zwölf Meter breiter Waldstreifen entfernt. Das Ganze kostete 6,8 Millionen Euro.