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Innenstadt Was kommt, wenn Rossmann geht?

Ende April eröffnet der Drogeriemarkt in der Julius-Bremer-Straße in Wolmirstedt und zieht die jetzige Filiale leer.

Von Gudrun Billowie 10.03.2020, 00:01

Wolmirstedt l Der Drogeriemarkt in der August-Bebel-Straße gilt als florierendes Geschäft. „Das ist eine prädestinierte Lage“, schätzt auch Bürgermeisterin Marlies Cassuhn ein. Das Zusammenspiel aus Ärzten, einer Apotheke, Bäcker, Fleischer, Mode- und Blumengeschäft in diesem Komplex sowie das Rathaus und WWAZ-Gebäude gegenüber zieht Menschen an. Auf der anderen Seite liegt der Zentrale Platz mit seinem Pavillon, in dem ein gutgehendes Café betrieben wird, der Post, Sparkasse und weiteren Geschäften.

Nun will Rossmann ausziehen, hat in der Julius-Bremer-Straße selbst einen Markt gebaut. Der bietet wesentlich mehr Verkaufsfläche, dazu Parkplätze an. Doch was bleibt in der August-Bebel-Straße, wenn Rossmann geht? Wird der Kundenstrom schwächer oder gibt es bereits einen Anwärter, der ähnlich gut in dieses Gesamtkonzept passt?

Das Gebäude gehört der AWG und die rührt sich schon lange. Geschäftsführer Steffen Mairose weiß, wie wichtig es ist, dieses Ladengeschäft neu zu beleben und darüber hinaus zu blicken. Allerdings will er das nicht allein. „Bei der Neuvermietung der Flächen möchten wir die Vorstellungen der Wolmirstedter einfließen lassen.“ Eine Diskussionsgrundlage legt Steffen Mairose vor.

„Ich könnte mir vorstellen, in einem Teil des Ladengeschäfts einen Mittagstisch anzubieten.“ In einer Art Kantine, die gemütlich eingerichtet ist und somit keineswegs nach Kantine aussieht, sollen Gerichte angeboten werden, die unter der großen Überschrift „Gesunde Ernährung“ stehen. Er sieht den Bedarf an dieser Stelle gegeben, glaubt, dass sich das vorhandene Angebot rund um die August-Bebel-Straße und den Zentralen Platz noch ergänzen ließe, gerade weil in diesem Areal viele Menschen beschäftigt sind, die sich über eine warme, leichte Mahlzeit am Mittag freuen.

Heike Fuldner-Moser betreibt die benachbarte Apotheke und weiß, wie wichtig gesunde Ernährung ist. „Wir würden das Projekt mit Aktionen rund um die Ernährungsberatung unterstützen“, stellt sie sich vor. Außerdem gefalle ihr die Idee, mit Essens-Coupons für ihre Mitarbeiter das Geschäft anzuschieben.

Solche Möglichkeiten hat Marlies Cassuhn nicht. Im Rathaus wird mit Steuergeldern gearbeitet, Mitarbeitern davon ein Mittagessen mitzufinanzieren, sei schlichtweg nicht möglich. Aber sie kann sich gut vorstellen, dass so ein Angebot angenommen wird. „Ich glaube, die Leute setzen auf Qualität.“ Angebot und Nachfrage müssen übereinstimmen. Der Auszug von Rossmann wird auch im Rathaus bedauert, doch es gab keine Alternative. Der Drogeriemarkt wollte in Wolmirstedt wachsen, notfalls auch auf der grünen Wiese. Das Ausweichen stünde einer lebendigen Innenstadt noch weiter entgegen, deshalb wurde das Areal in der Julius-Bremer-Straße angeboten.

Die Belebung der Innenstadt gilt ohnehin als Dauerbaustelle mit nicht allzu rosiger Perspektive. Vor allem Dienstleister haben sich dort angesiedelt, es gibt Frisöre, Versicherungen, auch ein paar Einzelhandelsgeschäfte, aber auch leere Schaufenster. Im Zeitalter des Internethandels und wegen der Nähe zur Landeshauptstadt mit ihren Einkaufstempeln glaubt derzeit kaum jemand, dass sich der Trend in Wolmirstedt noch einmal hin zur Flaniermeile umkehren lasse. Und doch: Steffen Mairose setzt auf die Kleinstadt.

Der AWG-Chef hat perspektivisch die Weiterentwicklung des gesamten Zentralen Platzes im Blick. Der gehört ebenfalls der AWG und bietet genug Raum zum Verweilen, doch noch fehlen offenbar ein paar Angebote.

Von Susanne Kützing, der Café-Betreiberin im Pavillon, weiß er, dass Familien gern kommen, Eis essen, die Kinder aber schnell drängeln, weil es ihnen zu langweilig ist. „Wir wollen den Zentralen Platz familienfreundlicher gestalten, er soll ein attraktiver Anlaufpunkt werden.“ Auch an dieser Stelle wünscht er sich Ideen der Bürger, will wissen, was ihnen den Aufenthalt versüßen könnte.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Menschen dort gern zusammenkommen, wenn das Fest der Nachbarn gefeiert wird. Das soll es auch in diesem Jahr Anfang September geben, es wird schon fleißig geplant. Doch auch an den anderen Tagen des Jahres soll dieser Platz seinem Namen alle Ehre machen, der Zentrale Platz soll ein zentraler Platz sein.

Bürger können unter der E-Mail-Adresse redaktion.wolmirstedt@volksstimme.de mitreden.