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Jahrestag Spätaussiedler ehren die Gefallenen

Spätaussiedler in Wolmirstedt haben an das Ende des zweiten Weltkrieges erinnert. Sie legten Blumen und Gestecke am Ehrenmal nieder.

Von Gudrun Billowie 11.05.2016, 01:01

Wolmirstedt l Am Ehrenmal im Stadtpark erwuchs am Montag ein Meer aus Blumen. Vor allem Menschen, die aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion hierher gekommen sind, legten dort Sträuße und Gestecke nieder. „Der neunte Mai gehört zu den wichtigsten Feiertagen“, ist Volodya Valchutynskyy überzeugt. Vor 71 Jahren kapitulierte Deutschland vor der Roten Armee, nach Moskauer Zeit am 9. Mai. In Deutschland gilt der 8. Mai als Tag der Befreiung.

Die sogenannten Spätaussiedler leben seit den 1990er Jahren in Wolmirstedt und haben sich im Verein Meridian zusammengefunden. In der Fabrikstraße gibt es einen Vereinsraum, darin widmeten sie dem 9. Mai eine Feier, in der die russische Seele die erste Geige spielte. Volodya und Ludmilla Valchutynskyy, Josef Beckermann sowie Ryta Bartsytska sangen russische Lieder, die von Soldaten erzählten, vom Krieg, von der Sehnsucht nach Hause und dem Abschied von „meinem Mädchen“. Mit geballten Händen bekräftigten sie: „Nie wieder Krieg“ und darauf erhoben sich alle von ihren Plätzen, hielten das Glas zum Anstoßen in der Hand.

Bei denen, die der Musik zuhörten, flossen Tränen, die verstohlen weggewischt wurden, einige sangen die Lieder beinahe lautlos mit und immer wieder gab es reichlich Applaus. Dazu waren die Tische reich gedeckt, es gab gebackene Kartoffeln, Salate, Käse, Gurken, Tomaten und Radieschen zum Knabbern und jeder sorgte für jeden, so als dürften die Teller niemals leer werden.

Jeder im Raum hat eigene Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg, hat Vater oder Onkel verloren. Volodya Valchutynskyy drückt das so aus: „Jede Familie hat ihre Helden.“ Sein Onkel war 20 Jahre alt, als der in den Krieg ziehen musste und nicht mehr zurückkehrte. Ludmilla Valchutynsky war selbst in Stalingrad, da war sie gerade zwei Jahre alt, und somit ist sie in ihrer Erinnerung an die eigene sehr frühe Kindheit am 9. Mai tief berührt.

Der Verein „Meridian“ besteht schon seit vielen Jahren, der gleichnamige Chor ist schon beim Stadtfest und beim Fest zum 140. Geburtstag des Wolmirstedter Gemischten Chores aufgetreten.

Der nächste Auftritt wird am 4. Juni sein. Da wird ab 12 Uhr in der Katharinenkirche ein Fest der Kulturen gefeiert, das vor allem von Spätaussiedlern organisiert wird.