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Kaninchenzucht Alte Rituale haben sich erhalten

Niederndodelebens Kaninchenzüchter haben den 90. Geburtstag ihres Vereines gefeiert.

Von Constanze Arendt-Nowak 27.07.2017, 01:01

Niederndodeleben l Bevor die elf verbliebenen Mitglieder auf den Tag genau den 90. Geburtstag des Kaninchenzuchtvereins Niederndodeleben (-Schnarsleben) begingen, hatten sie mächtig in der Geschichte gestöbert. Unter anderem wurden Zuchtbücher gewälzt. Und so konnte der Vorsitzende Hen-drik Arendt auch gleich richtigstellen, dass die Zahl von zwölf Gründungsmitgliedern, von der bisher immer gesprochen wurde, nicht stimmen konnte. Dokumente aus dem Jahr 1927 weisen die Namen von sieben Kaninchenliebhabern auf, die unter Vorsitz von Walter Siesing, den Kaninchenzuchtverein gründeten. Erst ein Jahr später waren es elf Gleichgesinnte.

Von bis zu 42 Mitgliedern in der Nachkriegszeit und von 31 Mitgliedern plus zehn Jugendzüchtern konnte Hans-Dieter Schrader berichten, der bis heute die Zuchtbücher – und damit wahre Zeitzeugen – führt. Diesen „Hochzeiten“ stehen aber auch Tiefstände bei den Mitgliederzahlen gegenüber. Auch die Rassevielfalt befand sich in der 90-jährigen Geschichte stets im Wandel. So ist auffällig, dass besonders in den Anfangszeiten, als Hunger und Not sehr verbreitet waren, viele Kaninchen gehalten wurden, um den Speiseplan durch das Fleisch der Tiere zu bereichern. Bewusst wurden sogenannte Wirtschaftsrassen, die schnell wuchsen, gewählt.

Der Vorsitzende, der bereits Anfang der 1980er-Jahre als Mitglied der damaligen Jugendgruppe mit dem Verein in Berührung kam, ging aber auch darauf ein, dass das Hobby der Kaninchenfreunde lange Zeit nicht allein aus der Zucht bestand. Da die Futtergrundlage stets gesichert werden musste, wurde von den Vereinsmitgliedern zu DDR-Zeiten ein Ackerstück nahe des Sportplatzes bewirtschaftet sowie Straßengräben und das Schwimmbad zur Heugewinnung gemäht. Auch an die Einsätze zum Rübenhacken, die durch die damalige Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) mit der Lieferung von Stroh entlohnt wurden, konnten sich Hendrik Arendt und seine Vereinskollegen noch genau erinnern.

Der Erfolg stellte sich ein, so dass die Niederndodeleber Kaninchenzuchtfreunde auch bei Kreis-, Bezirks- und Landesschauen in den vorderen Reihen mitmischten. Als größten Erfolg der Vereinsgeschichte nannte der Vorsitzende das Erringen des Paul-Voigt-Gedächtnispreises in den Jahren 1957, 1959, 1962 und 1964. „Das ist gleichzusetzen mit dem Gewinn der Bezirksmeisterschaft zu damaliger Zeit“, erklärte Hendrik Arendt.

Die monatlichen Versammlungen, bei denen Beschlüsse in der Gemeinschaft gefasst und alles ordentlich protokolliert wurde, sowie regelmäßige Stallkontrollen bei den Zuchtfreunden sind bis heute erhalten geblieben. Die Vergnügen, bei denen die Zuchtfreunde und ihre Familien zu einer kameradschaftlichen Gemeinschaft zusammengerückt sind, sind heute weniger geworden. Aber zum 90. Vereinsgeburtstag durfte auch das nicht fehlen. Ihre Glückwünsche überbrachten unter anderem der CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Behrens, Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU) sowie Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel. Alle drei sind dem Verein schon seit vielen Jahren verbunden und stets auch bei den jährlichen Ausstellungen anwesend. Zu den Gratulanten zählten weiterhin Christian Blappert als 2. Vorsitzender des Landesverbandes der Kaninchenzüchter Sachsen-Anhalt sowie Achim Bartels als 2. Vorsitzender des Kreisverbandes der Rassekaninchenzüchter Börde-Ohrekreis.

Sie wurden so auch Zeuge verschiedener Ehrungen. So wurden Rolf Küster und Hans-Dieter Schrader für ihre 40-jährige Mitgliedschaft geehrt. Rolf Küster erhielt zudem ebenso wie Gerhard Warnke die Ehrenmitgliedschaft