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Kinderbetreuung Kitas kämpfen gegen Personalnot

In der Niederen Börde stößt die Kinderbetreuung an ihre Grenzen. Der Grund: die Corona-Verordnungen.

Von Sebastian Pötzsch 21.06.2020, 01:01

Groß Ammensleben l Bereits die ersten Monate der Corona-Pandemie hatten für Eltern wie für Erzieher und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung große Herausforderungen bedeutet. Wegen der Ansteckungsgefahr waren Kitas, Schulen und Horte geschlossen worden. Eltern konnten nicht arbeiten, weil sie ihre Knirpse zu Hause betreuen mussten. Dann kam die Notbetreuung, allerdings nur für Kinder, deren Eltern nachweislich in systemrelevanten Berufen arbeiten. Hier war viel Organisationstalent gefragt – sowohl auf Seiten der Erzieher als auch im Bereich der Verwaltung. Alle Beteiligten sehnten sich nach einem Ende der Beschränkungen.

Seit dem 26. Mai gilt nunmehr landesweit der eingeschränkte Regelbetrieb in Kindertagesstätten. Eltern können nun zwar arbeiten gehen, doch für die Einrichtungen selbst bedeutet dies harte Einschnitte. So müssen strenge Hygienevorschriften umgesetzt werden.

„Wir halten uns dabei an die Empfehlungen des Landesjugendamtes“, erklärt die zuständige Fachbereichsleiterin bei der Gemeindeverwaltung, Daniela Baars. Demnach sollen Kinder ausschließlich in festen Gruppen, in einem bestimmten Gruppenraum und von nur einer Bezugsperson betreut werden. Zudem ist der Kontakt verschiedener Gruppen zu vermeiden.

Dies gilt im übrigen auch für die Raumnutzung: So sind Funktionsräume, Garderoben, Sanitärräume und Außengelände nur zeitversetzt zu nutzen. Außenbereiche können auch mit Absperrmaßnahmen in mehrere Bereiche aufgeteilt werden, sodass sich mehrere Gruppen unter freiem Himmel bewegen können.

Im Übrigen wurde auch die „Selbstbedienung“ der Kinder zu den Mahlzeiten aufgehoben, um unnötige Kontakte zu vermeiden und Abstandsregelungen einzuhalten. So hat die Übergabe von Geschirr und Speisen über das Personal zu erfolgen – möglichst ohne Kontakt zum Küchenpersonal. „Unsere Arbeit ist sehr eingeschränkt und die Kinder dürfen vieles nicht mehr selbst erledigen. Damit geht viel Selbstständigkeit verloren“, merkt Daniela Baars an.

Und sie sagt: „Das bringt natürlich enorme Personalprobleme mit sich, die sich jetzt während Sommer- und Urlaubszeit noch verstärken.“ So müssen aktuell für jede Gruppe zwei Erzieherinnen vorgehalten werden, eine betreut die Knirpse von morgens an, die andere über den Nachmittag. Dass Zusammenschließen von Kindern mehrerer Gruppen zu einer Morgengruppe, wie sonst üblich, ist aktuell nicht erlaubt.

„Doch das können wir personell nicht abdecken“, hebt die Fachbereichsleiterin hervor. Deshalb musste die Verwaltung unpopuläre Entscheidungen treffen und die Öffnungszeiten der Kindereinrichtungen verkürzen. Das ist ohne die Erlaubnis des Landkreises eigentlich so nicht möglich. Doch noch bis voraussichtlich 6. Juli gilt ein entsprechender Erlass der zuständigen Behörde zur Einschränkung der Öffnungszeiten.

Dennoch sind laut Daniela Baars die Kuratorien der einzelnen Einrichtungen in die Entscheidungen mit einbezogen worden. Mit dem Einverständnis der Eltern würden aktuell die Kinder der „Villa Kunterbunt“ in Gutenswegen sowie der Kitas „Ohrewichtel“ und „Fuchsbau“ in Samswegen nur von 6 bis 16 Uhr betreut. „Die Eltern der Kita ‚Parkstrolche’ haben den Plänen nicht zugestimmt“, führt die Verwaltungsmitarbeiterin aus. Weil für diesen speziellen Fall allerdings eine Zustimmung des Kuratoriums nicht erforderlich ist, „mussten wir uns leider gegen die Eltern entscheiden“, so Baars.

Das hat wohl bei einigen Müttern und Vätern für reichlich Unmut gesorgt. Laut der Fachbereichsleiterin haben sogar Arbeitgeber der Eltern angerufen und sich beschwert. Daher wirbt Daniela Baars um Verständnis. „Wir können die gesamte Betreuungszeit personell einfach nicht abdecken“, wiederholt sie noch einmal. So bittet sie die Eltern, ihre Kinder tatsächlich nur für die Tageszeit in die Kita zu bringen, während sie selbst arbeiten müssen, „also nur, wenn wirklich notwendig.“