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Kirchenfest St.-Josef-Gemeinde feiert doppelt

Die katholische Gemeinde St. Josef feierte in Wolmirstedt das 80. Kirchweihfest sowie den 160. Gemeindegeburtstag.

Von Gudrun Billowie 14.06.2016, 01:01

Wolmirstedt l „Wir sind eine Minderheit, aber genau deshalb können wir Dinge sagen, die für die Gesellschaft wichtig sind “, machte Ordinatsrat Thomas Kriesel in seiner Festpredigt am Sonntagvormittag deutlich, „unsere Aufgabe ist es, Gott und die Menschen zusammenzubringen.“

Für den Festgottesdienst der katholischen Gemeinde St. Josef gab es gleich zwei Anlässe. Zum einen wurde diese Gemeinde vor 160 Jahren, im Jahr 1856, gegründet. Damals wurden 24 katholische Familien gezählt. Das waren vor allem Arbeiter, die aus dem Eichsfeld, aus Ost- und Westpreußen nach Wolmirstedt gezogen waren. Vertreten waren Weber, Schneidermeister, Schmied und sogar ein Pfefferküchleinmeister.

Bei diesen Familien wuchs der Wunsch nach einer eigenen Gemeinde und sie bemühten sich sogar selbst um einen Pfarrer, bis schließlich der Bischof von Paderborn einen zweiten Priester nach Groß Ammensleben schickte, der die Gottesdienste in Wolmirstedt abhielt.

Diese Zahlen, Fakten und geschichtlichen Verbindungen hat Peter Zülicke, Pfarrer im Ruhestand, in einer Festschrift zusammengefasst. Bilder, Zeitungsausschnitte, alte Briefe und Urkunden dokumentieren die Geschichte der Gemeinde, aber auch den zweiten Grund des Jubiläumsfestes, die Weihe der katholischen St. Josefs-Kirche vor 80 Jahren, am 24. Mai 1936.

Schon damals waren mit Weihbischof Augustinus Baumann Würdenträger nach Wolmirstedt gekommen. Auch zum Festakt am Freitagabend anlässlich der doppelten Jubiläumsfeier wurden Ehrengäste begrüßt. Innenminister Holger Stahlknecht war gekommen, ebenso Landrat Hans Walker und Bürgermeister Martin Stichnoth (alle CDU), Superintendent Uwe Jauch und der evangelische Pfarrer Dieter Kerntopf. Bischof Gerhard Feige hat Grußworte geschickt, die verlas Peter Zülicke im Gottesdienst. „Diese 160 Jahre zeigen, wozu Menschen fähig sind, wenn sie sich in Gott verankern“, würdigte der Bischof den Weg, den die Gemeinde über die Jahre aus eigener Kraft gegangen ist.

Hans Walker gab mit auf den weiteren Weg: „Ich wünsche der Gemeinde, dass sie in der Geschichte der Stadt Spuren hinterlässt.“ Der Landrat erinnerte daran, dass Kirche zu Wendezeiten Schutz, Geborgenheit und Kraft gespendet hatte, einen Raum, in dem sich Menschen sicher fühlen konnten. „Auch jetzt ist Kirche bei der Auseinandersetzung mit Andersgläubigen gefragt.“

Die katholische Gemeinde ist da auf dem Weg. Regelmäßig lädt sie geflüchtete Menschen zum Spieleabend ein und war oft Gastgeber für das „Quasselcafé“ des Integrationsbündnisses.

Bürgermeister Martin Stichnoth weiß in der katholischen St. Josefs-Gemeinde viele Christen, die das Leben der Stadt bereichern und hofft, dass das auch künftig so bleibe.

Sonntag kam die Gemeinde nach dem Festgottesdienst zur Feier auf dem Kirchhof zusammen. Dabei gab es die Gelegenheit, miteinander und mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Dazu gehörten auch Vertreter der evangelischen und der neuapostolischen Gemeinde, die im christlichen Alltag ohnehin sehr oft zusammenrücken, beispielsweise beim ökumenischen Frauenfrühstück, zu dem regelmäßig eingeladen wird.

Die Wolmirstedter katholische Gemeinde pflegt seit der Wende eine Partnerschaft mit der katholischen Gemeinde der Partnerstadt Wunstorf.

Der Wunstorfer Johannes Grobelsky war beim Gemeindefest dabei und kann sich noch gut daran erinnern, wie die Suche nach einer ostdeutschen Partnerstadt schließlich in Wolmirstedt endete. „Wir haben uns viele Städte angeschaut und Wolmirstedt war dabei nicht oben auf dem Topf.“ Doch hier sei der Funke übergesprungen, der in Halberstadt oder Haldensleben nicht gezündet hatte, weiß Johannes Grobelsky. Der inzwischen verstorbene Wolmirstedter Martin Karcher sei dabei das ausschlaggebende Bindeglied gewesen.

Zur katholischen Gemeinde St. Josef gehören rund 500 Christen, den Gottesdienst besuchen 60 bis 70 Katholiken. Seit 2010 gehört St. Josef zur Pfarrgemeinde St. Christopherus, die sich zwischen Helmstedt und der Elbe erstreckt.

Monika Ginzel ist eines der sehr aktiven Gemeindemitglieder. „Die Kirche ist für mich ein Ort, wo die Gegenwart Gottes in unserer Welt tiefgründiger spürbar wird als anderswo“, bekennt sie, „gern erlebe ich das in der Gemeinschaft im Zusammenhang mit den sonntäglichen Predigten, wo Glaubenswissen, Lebenshilfe, Trost und Zuversicht vermittelt werden. Die Freude am Dasein kommt keinesfalls zu kurz, da wir auch oft in gemütlicher Runde beisammen sind.“