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Coronavirus Große Betriebsamkeit hinterm Gartenzaun

Über Interessentenmangel kann der Hohenwarsleber Kleingartenverein nicht klagen - im Gegensatz zu anderen Vereinen.

Von Constanze Arendt-Nowak 11.04.2020, 01:01

Hohenwarsleben l Der Frühling lockt die Kleingärtner auf ihre „Scholle“. Bestes Beispiel dafür ist dieser Tage die Kleingartenanlage „Zu Erholung“ am Ortsrand von Hohenwarsleben. Selbst unter der Woche lehnten dieser Tage bereits am Vormittag die Fahrräder an den Gartenzäunen und wurde hinter Zäunen und Hecken fleißig gewerkelt. „Einige sind sogar mit der Frühjahrsbestellung schon fast durch“, weiß die Vorsitzende des Gartenvereins, Petra Skotnik. Trotz der Betriebsamkeit wird aber auf den nötigen Abstand auch beim Gespräch über den Gartenzaun geachtet. Grillpartys und ähnliches hat der Vorstand laut Aushang in den Schaukästen untersagt.

Von den 72 Kleingärten mit einer Fläche von 628 bis 725 Quadratmetern haben 63 einen Pächter. „Wir haben auch immer noch eine Nachfrage, aber bei den noch zur Verfügung stehenden Gästen müssten die Pächter bei Null anfangen“, so Petra Skotnik, die damit meint, dass die Gärten brachliegen und nur zwei mit einer Laube ausgestattet sind. Das macht sie für Interessenten uninteressant.

Dennoch heißt das nicht, dass diesen Gärten keine Beachtung geschenkt wird. Im Verbund kümmern sich die Kleingärtner das ganze Gartenjahr über um die Pflege dieser Gärten. „Sie werden begrünt, damit die Pflege einfacher ist“, erklärt die Vorsitzende weiter und freut sich, dass ihre Anlage so gut ausgelastet ist. Vom Kreisverband weiß sie, dass die Hohenwarsleber Anlage zu den Anlagen gehört, die am besten verpachtet sind. Seit Februar hat Petra Skotnik allein sieben Neuverpachtungen gezählt. Ein großes Plus vermutet sie in der Lage gegenüber des Wohngebietes in Hohenwarsleben, hier finden sich viele Interessenten, aber auch aus den umliegenden Orten und aus Magdeburg kommen die Pächter der Gärten. Pächter mit ausländischer Herkunft zeigen neuerdings hier ebenso ihre Freude am Kleingärtnern.

„Unsere Anlage wird im nächsten Jahr 75 Jahre alt. Unsere Ältesten, die den Verein damals mit aufgebaut haben, scheiden nach und nach aus gesundheitlichen oder Altersgründen aus“, kommt Petra Skotnik auf einen einsetzenden Generationswechsel zu sprechen. Zahlreiche junge Familien mit Kindern sind in der Mitgliederliste hinzugekommen. „Das zeigt aber auch, dass das Interesse an selbst angebautem Obst und Gemüse steigt. Es schmeckt anders als das aus dem Supermarkt.“

Der Vereinsvorstand hat aber immer ein Auge darauf, dass die Gärten nicht zu einer reinen Spielwiese werden. Mindestens ein Drittel des Gartens muss für den Anbau genutzt werden. Das kann auf einem Ackerstück erfolgen, in Form von Obstbäumen oder Beerensträuchern, in einem Gewächshaus oder in Hochbeeten. Auch Tierhaltung ist auf Antrag erlaubt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass hier und da Hühner gackern, Tauben fliegen oder auch Bienen summen. Der Rest der Gartenfläche kann dann für die Erholung genutzt werden, beispielsweise auch mit Laube oder Terrasse. Übernachtungen im Garten sind allerdings nicht gestattet, weil es dann ein Erholungsgarten statt eines Nutzgartens wäre, der anders besteuert werden müsste.

Obwohl die Hohenwarsleber Kleingärtner bei der Gestaltung ihrer Gärten nahezu frei sind, wurde vor etwa zwei Jahren damit begonnen, die Tannen, Wald- oder Brauchbäume zu entfernen. Bis 2023 sollen derartige Pflanzen verschwunden sein. Einerseits, weil sie laut Petra Skotnik hier nicht hingehören, andererseits weil sie Krankheiten verbreiten.

Was ihr bei den Anfragen oft auffällt, ist der Wunsch nach einem Strom- und einem Wasseranschluss. Deshalb haben die Mitglieder des Hohenwarsleber Kleingartenvereins beschlossen, in ihrer Anlage in Eigeninitiative eine Wasserleitung zu verlegen. Außerdem soll ein neuer Weg innerhalb der Gartenanlage angelegt werden, damit die Umwege um die Gartenanlage herum gespart werden können. Bei Arbeitseinsätzen sind stets viele Kleingärtner zur Stelle. Ein Problem haben die Kleingärtner allerdings jetzt – und das schon hinter dem eigenen Gartenzaun: Der Strauchschnitt stapelt sich, da Osterfeuer abgesagt worden und auch die Kleinannahmestellen an den Deponien geschlossen sind.

Dass die Hohenwarsleber Kleingartenanlage „Zur Erholung“ eine Ausnahme bildet hat auch Nils Funke festgestellt. Der Planer arbeitet derzeit im Auftrag der Gemeinde Hohe Börde an einem sogenannten Entwicklungskonzept für Kleingartenanlagen und weitere Gartenanlagen. Dabei werden elf vereinsbetriebene Kleingartenanlagen und neun sonstige Anlagen betrachtet, bei denen der Leerstand unterschiedlich hoch ist. Ziel ist nach Aussage von Rüdiger Schmidt, Leiter des Bauamtes der Gemeinde Hohe Börde, eine Bestandsaufnahme. Daran soll nicht nur der Bedarf an Kleingärten erkennbar sein, sondern auch Ideen zur Umnutzung und Neugestaltung der Flächen sollen daraus entwickelt werden können. Diese Machbarkeitsstudie wird gefördert.