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Kneipensterben Wirte möchten die Kneipe im Dorf lassen

Bundesweit nimmt die Zahl der Wirtshäuser ab. In Samswegen und Dahlenwarsleben halten Wirte die Stellung.

Von Martin Walter 24.02.2019, 06:00

Samswegen/Dahlenwarsleben l Früher war alles besser. Dieser Spruch trifft nicht immer zu, scheint bei den Wirtshäusern der Region jedoch den Nagel auf den Kopf zu treffen. Immer weniger Menschen besuchen solche Lokale. Das hat Folgen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt zählte die Gemeinde Niedere Börde allein in dem Zeitraum von 2013 bis 2017 sechs Gewerbeabmeldungen, in der Gemeinde Barleben waren es sogar 13. Dies beinhaltet jedoch alle gastronomischen Gewerbe.

Doch einige Wirte stellen sich dem Trend entgegen, wollen die Tradition aufrecht erhalten. So etwa Carsten Dessau, der 2014 den Gasthof „Zum Krug“ gepachtet und das Gebäude schließlich 2017 erworben hat. „Der ‚Krug‘ war am Boden. Der vorige Pächter wollte ihn aufgeben“, sagt der 46-Jährige. Er ist gegenüber von dem Gebäude aufgewachsen und wollte nicht zulassen, dass es verwaist.

Der Umsatz komme in erster Linie vom Saal, in dem Familien- und Betriebsfeiern veranstaltet werden und der auch von den örtlichen Vereinen genutzt wird. Das Angebot werde gut gebucht. Im Kneipenbereich hingegen sehe es mau aus. Er habe einzelne Gäste am Wochenende, aber meistens „nur so vier bis acht“.

„Die meisten Leute haben Arbeit, am Geld liegt es wahrscheinlich nicht. Aber die Gesellschaft hat sich einfach verändert“, versucht er einen Grund zu benennen, warum immer weniger Menschen Kneipen besuchen. Den Krug möchte er dennoch nicht aufgeben. „Ich blicke positiv in die Zukunft“, sagt er.

Stefan Buhtz ist da pessimistischer. „Das einzig Positive ist, dass ich den Laden bereits 15 Jahre am Laufen halten kann“, sagt der 47-Jährige, der „Buhtzis Kneipe“ in Dahlenwarsleben betreibt. Zwar habe er einige treue Stammgäste und auch in Dahlenwarsleben nutzen die Vereine die Räumlichkeiten für Veranstaltungen. Doch auch er bemerke, dass immer weniger Leute sein Wirtshaus besuchen. Das habe mannigfaltige Gründe. Die Kaufkraft sinke, zudem pendeln immer mehr Menschen und hätten dann schlicht nicht mehr die Zeit und Lust, nach der Arbeit in die Kneipe zu gehen. Kneipenbesuche seien zudem negativ behaftet.

Gastwirten würden aber auch viele bürokratische Hürden in den Weg gelegt. Besonders wurmt ihn, dass er sein Lokal 22 Uhr schließen muss, da sich die Nachbarn ansonsten gestört fühlen könnten. Seit Jahren versucht er Ausnahmeregelungen für einige Tage im Jahr zu erwirken, bislang erfolglos. „Mein Herz hängt an dem Job und ich würde gerne mehr anbieten, aber ich darf nicht“, sagt er kopfschüttelnd.