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Kommunalpolitik Ebendorfer sind verärgert

Nach dem Willen des Gemeinderates Barleben soll der Ebendorfer Steinbruch verkauft werden. Das sorgt für Unmut.

Von Regina Malsch 29.06.2016, 23:01

Ebendorf l Ihr großer Steinbruch am östlichen Ortsausgang liegt den Ebendorfern am Herzen. Hier geht man gern mal spazieren, wird geangelt oder an heißen Tagen auch mal gebadet – wie im Wildnisbruch im Technologiepark trotz offiziellem Badeverbot. Außerdem dient es der Feuerwehr zur Löschwasserentnahme

Nun aber soll das 14 000 Quadratmeter große Areal verkauft werden. Der Barleber Gemeinderat hat dazu am 20. Juni einen Beschluss gefasst. Danach ist die Verwaltung beauftragt, ein Gutachten erstellen zu lassen und dann eine Ausschreibung zum Verkauf des Ebendorfer Steinbruchs vorzunehmen.

Der Ortschaftsrat hatte dies bereits Anfang 2015 mehrheitlich abgelehnt. Hauptargument war die Löschwasserentnahme und die Tatsache, dass sich auf dem Gelände viele Stellplätze für das benachbarte Sportzentrum befinden. Vier Tage vor der Gemeinderatssitzung gab es nochmals eine Anhörung. Erneut mehrheitlicher Widerspruch.

„Wir sind sehr enttäuscht, dass unser eindeutiges Votum von Barleben missachtet wird“, sagt Wido Wischeropp, stellvertretender Ortsbürgermeister von Ebendorf. Den zwei Haupteinwänden des Ortschaftsrates wurde zwar entsprochen – die Stellplätze sollen im kommunalen Bestand bleiben und die Löschwasserentnahme gesichert werden – aber es geht ja um mehr, wie Wido Wischeropp betont. Berücksichtigt werden sollte, dass das Areal das einzige in Barleben unter Schutz gestellte geologische Naturdenkmal ist.

Der Steinbruch ist für die Ortschaft so bedeutend, dass die zwei Felswände das Wappen von Ebendorf prägen. Es gibt noch zwei kleinere Steinbrüche, die sich bereits in privater Nutzung befinden und nicht mehr öffentlich zugänglich sind. „Das sollte mit dem letzten Steinbruch nicht geschehen“, fordert Wischeropp. Die Ebendorfer Steinbrüche seien von historischer Bedeutung. Sie lieferten die Grauwacke, mit der viele ältere Gebäude der Region gebaut wurden.

Erst jüngst wurde für die Gestaltung des Kreisverkehrs zwischen Barleben und Ebendorf Grauwacke als regionaltypisches Material gewählt. Außerdem, so berichtet der stellvertretende Ortsbürgermeister, gehört es zur Ortsgeschichte, dass die älteren Generationen in dem Steinbruch Schwimmunterricht hatten. Wie die Chronik berichtet, waren es bis 1964 insgesamt 373 Freischwimmer, die hier ihre Prüfung ablegten. Ein weiteres Argument, den Steinbruch nicht in private Hände zu geben: Die Jugendfeuerwehr hält an dem Ort immer mal ihre Übungen ab, da sie hier optimale Bedingungen vorfindet.

Barleben begründet den angestrebten Verkauf mit Gefahrenabwehr sowie Sicherungskosten, die sie aufgrund der schwierigen Haushaltslage vermeiden möchte. Bäume am Rande des Ufers mussten schon öfters von einer Fachfirma gesichert werden. Die geplante Einzäunung des Geländes konnte aus finanziellen Gründen nicht beauftragt werden, wie es in der Beschlussvorlage heißt.

Wischeropp hält dagegen: „Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wir haben im letzten Jahr einen Sponsor gefunden, der uns entlang der Barleber Straße einen neuen Zaun finanziert hat. Aufgebaut haben ihn Kameraden der Feuerwehr.“

Bleibt die Frage, was ein potentieller Käufer mit dem Areal anfangen könnte? Denkbar wäre laut Wischeropp ein privates Angelgewässer oder ein reines Privatgewässer eventuell mit einer Gartenlaube. Größere Bebauung sei laut Flächennutzungsplan bisher nicht möglich, auch wenn der Platz das hergibt. In jedem Fall müsste das weitläufige Gelände von dem Besitzer eingezäunt werden, um die Öffentlichkeit auszuschließen.

Das wäre für Ebendorf ein schwarzer Tag, denn der Steinbruch ist, so Wischeropp, „unverzichtbarer Teil der Identität unserer Ortschaft. Er ist Mittelpunkt unseres Wappens. Viele Ebendorfer setzen sich deshalb persönlich für den Erhalt ein und fordern, den Steinbruch als öffentlichen und frei zugänglichen Raum zu erhalten.“