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Kunst Keramik im Garten zeigt die Seele

Die Arbeit mit Ton füllt das Leben von Brigitte Ebell-Karl beinahe aus. Der Rest bleibt für Malerei, Sport und Reisen mit ihrem Mann Heinz Karl.

Von Gudrun Billowie 24.07.2015, 01:01

Wolmirstedt l Im Garten von Heinz Karl und Brigitte Ebell-Karl lebt Fantasie. Unter einem Rosenbogen träumt der Hirtengott Pan. Wer dem Pfad neben dem Buchsbaumherz folgt, gelangt an eine Mauer, an der das Relief des Weingottes Bacchus befestigt ist. Über dessen rechte Augenbraue kriecht eine Schnecke, unter dem Bacchus speit eine Keramikkatze Wasser, so als hätte sie sich am Abend zuvor zu sehr am vergorenen Rebensaft ergötzt. Die Keramikfische scheinen sich mit einem Sprung über die Funkien in Sicherheit zu bringen.

Die Keramiken hat Brigitte Ebell-Karl geschaffen, in ihrer Werkstatt auf dem Hof, aber auch in Magdeburger Keramikzirkeln oder der Hundisburger Ziegelei. Mit den Figuren drückt sie sich selbst aus, es sind in Form gebrachte Empfindungen. „Man kann nur das gestalten, was in einem drin steckt“, sagt sie, „andere Künstler zu kopieren, das geht gar nicht.“

Brigitte Ebell-Karl hat längst ihren eigenen Stil entwickelt, lebt dabei auch ihre Lust am Dämonischen aus. Hin und wieder steckt ein Satan zwischen dem Efeu. „Teufel verkörpern nicht unbedingt das Böse“, sagt sie, „sie können frech und auch pfiffig sein.“

Ein aristokratisch wirkender Luzifer-Kopf steht im Haus vor dem Spiegel. Wer darin die Rückseite dieses Kopfes betrachtet, dem gruselt der Tod entgegen. „Sollte der wirklich leibhaftig in unserem Haus vorbeischauen, wird er sich schnell wieder verziehen, weil er sieht, ein Tod ist schon da“, lacht die Künstlerin.

Brigitte Ebell-Karl ist gerade 70 Jahre alt geworden. Mit ihrem Mann Heinz lebt sie seit 1994 in Glindenberg. Jemand hatte das Paar auf die Idee gebracht, dass es schön wäre, aus der Magdeburger Neubauwohnung in ein Haus einzuziehen. Die Haushälfte stand zum Verkauf. „Wir kannten Glindenberg gar nicht. Aber wir dachten, gucken können wir ja mal“, erzählt Brigitte Ebell-Karl. Damals zeigte Glindenberg noch nicht das Gesicht von heute. „Es war Nebel und es gab glitschige Straßen“, erzählt sie, „aber als wir das Haus gesehen haben, wussten wir, daraus können wir etwas machen.“

Im Berufsleben hat sie das Gästehaus der Universität geleitet und immer schon in der Freizeit eigene Werke geschöpft. Zu DDR-Zeiten hat sie als sogenannter Kunstkader eine Ausbildung genossen. „Unsere Arbeiten von damals ähneln sich sehr“, sagt Brigitte Ebell-Karl, „wir haben wohl mit gleichen Augen gesehen. Inzwischen hat sich jeder der damaligen Teilnehmer individuell entwickelt.“

Den Mut, eigene Wege zu gehen, vermitteln sie und ihr Mann in einer offenen Werkstatt des Magdeburger Vereins „Figur und Topf“. Am liebsten aber arbeitet Brigitte Ebell-Karl in ihrer eigenen Werkstatt auf dem Hof, besonders im Sommer. Im Winter ist es dort zu kalt, die Werkstatt lässt sich nicht heizen. Derzeit warten auf dem Arbeitstisch weiße Köpfe darauf, gebrannt zu werden. Manche Gesichter träumen, andere schauen sehr nachdenklich in die Welt, es gibt lächelnde Gesichter und alle Nuancen dazwischen. „Ich freue mich auf den Moment, in dem sie fertig sind“, sagt Brigitte Ebell-Karl, „ich sehe sie schon an ihrem vorbestimmten Platz im Garten liegen.“