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Lesung Raketenschießen in DRK-Uniformen

Wilhelm Schlüter aus Rogätz hat seine Erlebnisse in Uniform in einem sehr unterhaltsamen Buch aufgeschrieben.

Von Burkhard Steffen 28.06.2017, 11:46

Rogätz l Das Interesse ist groß. Zahlreiche Zuhörer sind in den Saal des Bootshauses der Rogätzer Kanuten gekommen, um bei der Autorenlesung mit Wilhelm Schlüter dabei zu sein.

Eigentlich wollte der Rogätzer, Jahrgang 1944, nach dem Abitur studieren. Doch als Sohn eines Handwerksmeisters war das in der DDR gar nicht so einfach. So meldete sich der jungen Mann erst einmal bei der Nationalen Volksarmee (NVA).

Am 4. Mai 1963 begann auf dem Bahnsteig 1 des Magdeburger Hauptbahnhofes das drei Jahre währende Abenteuer. Wilhelm Schlüter wurde Raketensoldat. „Bei der Artillerie heißt es aber nicht Soldat, sondern Kanonier und auch nicht Kompanie, sondern Batterie“, klärte der Autor seine Zuhörer auf. Aus Gründen der Geheimhaltung wurde von den Mittelstreckenraketen auch nur von „Munition“ gesprochen. „Alles war geheime Verschlusssache“, berichtete Schlüter, „ sogar unsere Aufzeichnungen mussten wir nach jedem Unterricht abgeben.“

Die Schilderungen des Armeealltages mit MKE (Militärische Körperertüchtigung). Exerzieren, Politunterricht oder Stuben- und Revierreinigen weckten bei vielen Zuhörern Erinnerungen. „Ich habe damals zeitweilig Tagebuch geführt“, begründet Schlüter seine detaillierten Berichte.

„Unsere Raketen waren 14 Meter lang bei einem Durchmesser von einem Meter. Sie erreichten eine Gipfelhöhe von 90 Kilometern und eine Reichweite bis zu 190 Kilometer“, nannte der Autor auch einige technische Daten. „gut, dass sie nie zum Einsatz gebracht werden mussten.“

Besonders interessant war das Kapitel, in dem Wilhelm Schlüter von einem scharfen Raketenschießen in Kasachstan berichtet. „Unsere Vorgänger mussten dabei noch DRK-Uniformen anziehen, damit sie nicht als deutsche Soldaten erkannt wurden“, so Schlüter, „auch wir durften nicht über diesen Einsatz sprechen. Offiziell waren wir auf einer Übung in Sachsen.“

Mit deftigem Humor durchsetzt ist das Buch aber auch ein wichtiges Zeitdokument. Für Wilhelm Schlüter gab es nach der gut dreistündigen Lesung herzlichen und verdienten Applaus.