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Mitgliedervotum Trotz Kürzungen - Verein macht weiter

Der Wolmirstedter Schranke-Verein macht weiter. Das haben die Mitglieder beschlossen - obwohl die Stadt die Zuweisungen gekürzt hat.

Von Gudrun Billowie 15.01.2018, 00:01

Wolmirstedt l Das Votum war eindeutig: Der Schranke-Verein macht weiter. Die Kündigung der hauptamtlichen Mitarbeiterin gilt nicht mehr. „Die haben wir zurückgezogen“, sagt Sebastian Filipp, Vereinsvorsitzender der Schranke. Somit bleibt alles, wie es war, die Vereinsauflösung ist vom Tisch. Vorerst für ein Jahr.

Zwei wesentliche Gründe haben den Verein dazu bewogen, weiter zu bestehen. „Es haben sich Sponsoren gemeldet, die den weiteren Verfall der Kultur nicht dulden wollen“, sagt Sebastian Filipp. Sie wollen nicht genannt werden, fürchten aber, einmal Weggebrochenes sei nur schwer wieder zu kitten. Die in Aussicht gestellten Gelder sollen reichen, um die Lücke im Budget zu schließen. Diese Lücke ist entstanden, weil der Verein 4000 Euro weniger bekommt, als im Jahr zuvor. Das hatte der Stadtrat im Dezember mehrheitlich beschlossen.

Der zweite Grund fürs Weitermachen ist der Zuspruch der Bevölkerung. „Viele haben uns gesagt, dass sie etwas beisteuern möchten, haben Mut gemacht“, sagt Sebastian Filipp. Diesen Zuspruch nimmt der Verein als Auftrag, die Arbeit fortzusetzen, zumindest 2018.

Und dann schwingt in der Mitgliederversammlung noch etwas im Raum, eine Stimmung, die besagt: Wir machen weiter, jetzt erst recht. „Wir wollen zeigen, dass man einen Verein, der sich 25 Jahre um die Kulturarbeit in der Stadt gekümmert hat, nicht einfach so zerschlagen kann“, sagt Wolfgang Buschner und empörte sich zudem: „Es ist ungeheuerlich, dass uns so ein Vertrag vor die Füße geknallt wird, ohne zuvor mit uns zu reden.“ Jens Grunert bekräftigt: „Wir sind kein Spielball der CDU-Politik.“

Der Schranke-Vorstand hatte im vergangenen Jahr um ein Gespräch mit Bürgermeister Martin Stichnoth gebeten, war jedoch an die Mitarbeiter des zuständigen Fachbereichs verwiesen worden. In Folge dessen gab es Zusammenkünfte mit der stellvertetenden Bürgermeisterin Marlies Cassuhn und Lutz Neumann, dem Verantwortlichen für Vereine.

Im Dezember war es dann vor allem die Fraktion der CDU sowie Bürgermeister Martin Stichnoth, die sich im Stadtrat dafür ausgesprochen hatten, statt der 10.000 Euro des Jahres 2017 nur noch 6000 Euro als Vereinsförderung auszureichen. Debatte und Abstimmung erfolgten hinter verschlossenen Türen.

Aufgrund dieser Kürzungen sah sich der Verein nicht mehr in der Lage, den Alltag im Bürgerhaus weiter aufrecht zu erhalten. Zum März wollte er sich auflösen, die hauptamtlich beschäftigte Veranstaltungsorganisatorin entlassen. Wie es danach mit dem Bürgerhaus weitergegangen wäre, darüber gab es in der Verwaltung und dem Stadtrat offenbar noch keine Pläne. Bürgermeister Martin Stichnoth hatte gegenüber der Volksstimme erklärt, dass Vereine weiterhin im Bürgerhaus zusammenkommen könnten und darüber hinaus Stadtrat und Verwaltung definieren müssten, was unter dem „Betrieb“ des Bürgerhauses zu verstehen sei. Doch nun kann es vorerst weitergehen wie bisher, der Schranke-Verein will die Fäden in der Hand behalten.

Weiter wie bisher? So einfach wollten es sich einige Vereinsmitgliedern nicht machen. Dagmar Müller zeigte sich verwundert, dass nicht alle, die das Bürgerhaus regelmäßig nutzen, auch Vereinsmitglieder sind. Dazu erklärte der Vereinsvorstand, niemand könne in eine Mitgliedschaft gezwungen werden, die Satzung gebe das nicht her. Diese Antwort stellte nicht zufrieden, Klaus Dalichow sprang Dagmar Müllers Vorstoß bei und regte an, im Sinne des Solidargedankens die Mitgliederwerbung voranzutreiben. Schließlich griff Sebastian Filipp den Gedanken auf und schlug vor, die Hausgruppen wie Töpferfrauen, Chöre, das Integrationsbündnis oder den Katharina-Verein noch einmal einzuladen, die Situation zu schildern und für die Vereinsmitgliedschaft zu werben. Derzeit gehören dem Schranke-Verein nur etwa 30 Mitglieder an.

Marion Emmer regte an, einen Jahresplan aufzustellen. Den gibt es nicht, weil davon ausgegangen wurde, dass der Schranke-Verein nur bis März existiert. Außerdem will sich der Verein im Kultur- und Sozialausschuss präsentieren und Gelder aus anderen Fördertöpfen beantragen. Im April soll es eine große Weitermachparty geben. Sebastian Filipp lädt ein: „Mit allen, die uns mögen.“