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Nach Attacke Schulbetrieb am Wolmirstedter Gymnasium läuft

Nach der Messerattacke am Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium ist der Schulbetrieb wieder aufgenommen worden.

Von Gudrun Billowie 21.09.2016, 01:01

Wolmirstedt l Auf dem gepflasterten Platz vor dem Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium kicken ein paar Jungs eine Plasikflasche hin und her. „Vorsicht“, ruft ein Junge dazwischen, „ihr wisst, was gestern passiert ist.“

Was gestern passiert ist..., damit meinte der Junge die Messerattacke eines 36-jährigen psychisch kranken Mannes am Montag gegen einen Schüler der achten Klasse. So ein Erlebnis lässt sich so schnell nicht abschütteln, dennoch beschreibt Schulleiter Carsten Koslowski die Stimmung an der Schule insgesamt als recht gelassen. Auch Lehrer bestätigen, dass sie sich um Normalität bemühen und die Schüler dabei mitziehen. Zwei Mädchen, die vor der Schule auf einer Bank sitzen, beschreiben ebenfalls einen unaufgeregten Schultag. Für sie ist nur relevant: „Zum Glück ist niemand verletzt worden.“

Trotzdem: Es herrscht erhöhte Wachsamkeit im Hinblick auf das seelische Befinden der Gymnasiasten. Auch heute sind noch zwei Schulpsychologinnen vor Ort, weil Gesprächsbedarf angemeldet wurde. Selbst in den nächsten Tagen und Wochen wird das schulpsychologische Beratungsangebot aufrecht erhalten. „Manchmal entwickelt sich die Betroffenheit über Tage“, erklärt Silke Stadör, Pressesprecherin des Landesschulamtes. So sollen auch später eintretende Angst oder Ohnmachtsgefühle aufgefangen beziehungsweise Fragen, ob alles richtig gemacht wurde, beantwortet werden.

Silke Stadör warnt außerdem davor, das Erlebte und die damit einhergehenden Gedanken und Gefühle einfach zu übergehen. „Das birgt das Risiko, dass die Verarbeitung nicht abgeschlossen wird.“

Die Betreuung wird Schülern angeboten, aber auch Eltern und besonders den Lehrern. „Lehrer müssen Sicherheit ausstrahlen und auch Reaktionen von Schülern auf das Erlebte erkennen und einordnen können“, erläutert Silke Stadör. Die Betreuung durch Notfallseelsorger und Psychologen war unmittelbar nach der Krise aufgenommen worden.

Der Täter sitzt inzwischen wieder im geschlossenen Maßregelvollzug. An der Schule indes wird darüber beraten, wie in solchen Situationen künftig verfahren wird. „Die Abläufe, wie sie verabredet waren, haben funktioniert“, konstatiert Schulleiter Carsten Koslowski, „die Lehrer wussten, was zu tun ist.“ Sie haben nach seiner Durchsage die Türen der Klassenräume verschlossen, das Licht gelöscht und die Kinder angehalten, sich auf den Boden zu setzen. „Wir werden jedoch überlegen, ob wir für die Durchsagen Codierungen entwickeln, damit jeder sofort informiert ist, welche Art einer Notlage eingetreten ist“, blickt der Schulleiter voraus.

Auch die Diskussion, wie offen eine Schule sein kann, müsse geführt werden. Der Täter war in den Chemieraum eingedrungen und hatte einen Jungen aus der letzten Reihe mit einem Küchenmesser bedroht.

In den Stunden nach der Messerattacke haben viele Eltern ihre Kinder von der Schule abgeholt. Alle gingen mit großer Besonnenheit vor.

Der Schulleiter hat die Eltern der achten Klassen zu einem Elternabend geladen. Auch eine außerordentliche Versammlung der Elternvertreter ist einberufen worden. „Ich möchte über den Sachstand berichten“, sagt Carsten Koslowski im Vorfeld. Das soll auch Gerüchten vorbeugen. „Außerdem möchte ich die Sicht der Eltern entgegen nehmen. Vielleicht haben sie ja Verbesserungsvorschläge.“

Auch dabei sind Psychologen vor Ort, die zudem auf die Unfallkasse Sachsen-Anhalt hinweisen, die beispielsweise anbietet, weitere Beratung in Anspruch zu nehmen.