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AusstellungNach Burgstall kommen märchenhafte Bilder

In der Arztpraxis in Burgstall werden derzeit Märchen wahr. Die Künstlerin Annegret Ehrmann hat jetzt mit der Vernissage ihre Ausstellung „Dornröschen“ eröffnet.

Von Steffi Pretz Aktualisiert: 21.11.2023, 13:14
Auch im privaten Leben fühlt sich Annegret Ehrmann Dornröschen verbunden - ihr Prinz hat sich durch die Dornenhecke des Lebens zu ihr durchgekämpft.
Auch im privaten Leben fühlt sich Annegret Ehrmann Dornröschen verbunden - ihr Prinz hat sich durch die Dornenhecke des Lebens zu ihr durchgekämpft. Foto: Steffi Pretz

Burgstall. - Insgesamt 13 Bilder mit Acrylfarbe auf Leinwand gemalt laden die Besucher ein, in die märchenhafte Welt der Gebrüder Grimm einzutauchen. Die Vernissage in der Galerie der Praxisräume von Dr. Föllner war gut besucht und die Gäste tauchten in die märchenhafte Welt ein. Musikalisch wurde der Abend vom Gitarristen Hannes Hass umrahmt.

Annegret Ehrmann fühlte seit frühester Kindheit eine Sehnsucht zu Farben und dem Wunsch, sich malerisch auszudrücken und so ihre Gefühle, Stimmungen und Visionen für andere sichtbar zu machen. Von einst ganz kleinen Kunstwerken wie Kronen und Brücken in der Zahntechnik wechselte sie aus ihrem ehemaligen Tätigkeitsfeld in das der Malerei und stieg auf ganz große Formate um. Eine Zeit lang konnte sie als Theatermalerin ihre Berufung leben und seit 2014 unterhält sie in Angern eine kleine Galerie, in der verschiedene Werke von ihr betrachtet werden können.

Die Malerin lässt nicht nur Bilder auf Leinwand entstehen. Bereits vor vielen Jahren entdeckte sie die Gabe, Steinen mit Farben das Aussehen zu geben, das sowieso schon in ihnen wohne, so Annegret Ehrmann. Von Früchten über andere täuschend echt aussehende Nahrungsmittel bis hin zu berühmten Persönlichkeiten finden Steine durch die Hand der Künstlerin zu ihrer wahren Natur. Solche gemalten Steine fertigt sie auch als Auftragsarbeiten an.

Bisher nur wenigen Leuten gezeigt

Märchenbilder habe sie nur für sich selbst gemacht und nur wenigen Leuten gezeigt. „Ich wollte nur für mich ein kleines Märchenbuch machen, einfach so, weil es mir Freude machte, in diese Welt einzutauchen.“ Die Bilder fanden großen Anklang und fast alle wechselten den Besitzer. So kam ihr der Gedanke, dass ja vielleicht doch eine Sehnsucht nach Romantik und auch ein bisschen Kitsch in dieser gerade sehr kalten Welt besteht. „Die Dornröschen-Serie fing ich spontan im Winter 2019 an, eigentlich ohne Plan und Konzept. Mit der Königin am Fenster, das Kind auf dem Arm“. Eigentlich; denn heute, mit Abstand betrachtet, gab es schon einen tieferen Grund, warum sie gerade dieses Märchen malte, wie sie selbst versteht. Es war eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Mobbing aus eigener, bitterer Erfahrung – ein Ventil, um etwas zu verarbeiten, was ihr auf der Seele lag. „Aus dem anfänglichen Stressabbau wurde mehr und mehr Freude und so malte ich weiter. Viele Szenen und Gedanken zum dornigen Thema, was sich rund um die Liebe rankt.“ Jeder kann seine eigene Wahrheit in den detailreichen Werken finden.

Zu Lebzeiten der Gebrüder Grimm gab es den Begriff Mobbing wohl nicht. Aber im Grunde war die Ausladung der 13. Fee nichts anderes, so interpretiert die Malerin aus Angern das Schicksal von Dornröschen. Die Gier nach äußerem Schein und nach Anerkennung durch unbedingt gleich aussehende goldene Gedecke auf dem Fest brachten dem König nur Ärger ein. Die 13. Fee war von Hause aus vielleicht gar nicht böse, aber sie fühlte sich hintergangen durch die Ausladung, gemobbt auf neudeutsch, und da kam sie mit ihrem todbringenden Wunsch um die Ecke. Damalige Psychotherapeuten hätten wohl auf einen tendenziell rachsüchtigen Charakter der Dame geschlossen. Aber zum Glück wandelte ja die 12. Fee den Tod bringenden Wunsch ab und ließ Dornröschen lediglich für 100 Jahre schlafen. Ein bisschen weniger Ego des Königs und eben kein goldenes Gedeck, aber die 13. Fee mit auf dem Fest – und schon wäre das Mobbingthema vom Tisch gewesen. Allerdings hätte es dann auch das Märchen von Dornröschen nie gegeben. Annegret Ehrmann erzählt dieses Märchen auf ihre Weise, in 13 Bildern, eines für jede Fee.

Jedes Bild hat seine eigene Geschichte

Hat die Malerin ein Lieblingsbild aus dieser Serie? „Lieblingsbild würde ich es nicht nennen, denn jedes Bild hat für sich seine ganz eigene Geschichte und auch Energie, mit der ich es malte“, so die Künstlerin. Dennoch gäbe es ein Bild, was ihr besonders am Herzen läge und das sei das Bildnis vom schlafenden Dornröschen selbst.

Zum Glück vergingen keine 100 Jahre bis zur Fertigstellung der Bilder; längere Pausen hätte es dennoch gegeben. Nun ist auch das letzte Bild fertig geworden - Die schlafenden Hunde und das Pferd.

Ungefähr fünf Monate werden die Bilder in der Galerie zu betrachten sein, danach denkt Annegret Ehrmann über den Verkauf von Kunstdrucken ihrer Gemälde nach. Auch ein nächstes Projekt ist geplant – „Schneewittchen“. In einer anderen Größe, in einer anderen Fassung, aber mehr möchte die Malerin noch nicht verraten.

Wenn auch jeder der Besucher seine eigenen Wahrheiten in der märchenhaften Welt sieht, so sind sich doch alle einig, dass die Bilder zum Träumen anregen – zum Erinnern an Kindertage, in denen Märchen zum Alltag gehörten und nicht zuletzt, das ein oder andere Märchen des Lebens einfach wahr werden zu lassen.