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Naturschutz Der schmale Grat zur Natur

Das Naturschutzgebiet „Lindhorst -Ramstedter Forst“ wird neu abgesteckt. Die Grenzen gehen nun bis an Samswegen und Meseberg heran.

Von Juliane Just 24.07.2018, 07:00

Samswegen l „Ich werde enteignet“, sagt Landwirt Tim Koesling, der den Betrieb Ohreland KG leitet. Als er die Neuordnung zum Landschaftsschutzgebiet „Lindhorst - Ramstedter Forst“ des Landkreises Börde sah, war er schockiert. Das Gebiet wird erweitert, die Grenzen bis an die Ortsgrenzen von Samswegen herangelegt. Für den Landwirt ist das eine wirtschaftliche Katastrophe.

Insgesamt 6400 Hektar ist das neu abgesteckte Landschaftsschutzgebiet groß. Das sind 200 Hektar mehr als zuvor. Es befindet sich im Nordosten des Landkreises Börde zwischen der Elbe und Colbitz-Letzlinger Heide. Es beinhaltet Flächen der Niederen Börde, der Verbandsgemeinde Elbe-Heide sowie der Stadt Wolmirstedt. Laut Landkreis soll die Neuordnung ab 2019 in Kraft treten.

Grund für die Umstrukturierung ist laut der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises die Herauslösung der Halde des Kaliwerks in Zielitz, um die Halde zu erweitern. „Grund ist außerdem, dass wir die letzten Grünlandflächen schützen wollen“, so Jörg Brämer vom Fachdienst Umwelt und Natur des Landkreises. In den vergangenen 25 Jahren sei ein Großteil der Grünlandschaft durch die Landwirschaft verloren gegangen.

Die neuen Grenzen ziehen sich entlang des Betriebsgrundstücks von Tim Koesling. Zusätzliche 380 Hektar des Landwirtes werden unter Landschaftsschutz gestellt. Das sind etwa 20 Prozent der Betriebsflächen, die für den Landwirt nur mit Einschränkungen zu bewirtschaften sind. Die Neuverordnung trifft weitere Landwirte in Meseberg sowie in Mose, einem Ortsteil von Wolmirstedt.

Mit der Verordnung geht eine Liste an Verboten einher. „Ich brauche Platz, um meinen Betrieb erweitern zu können. Dieser soll mir genommen werden“, sagt Koesling. Der Betrieb will künftig auf Biolandwirtschaft umstellen. Doch dafür notwendige Gebäude oder Anlagen darf der Landwirt nicht bauen, weil das Landschaftsschutzgebiet bis an seine Grundstücksgrenze herangezogen wird.

Ohne Entwicklung sieht der Landwirt für die Zukunft schwarz: „So wird es den Betrieb in zehn Jahren nicht mehr geben.“ Dabei hat er vor 13 Jahren schon einmal an gleicher Stelle gekämpft. Bei der Neuordnung des Gebietes im Jahr 2005 sollte das Landschaftsschutzgebiet schon einmal bis an seine Grundstücksgrenze verlegt werden. In einem Flurneuordnungsverfahren in den vergangenen 15 Jahren zugunsten des Naturschutzgebietes am Hägebach wurden dem Betrieb Flächen entzogen. Für die jetzige Neuordnung erhält der Landwirt keine Entschädigung.

Seine Bedenken hat Tim Koesling bereits an die Gemeinde herangetragen. Diese hat die Neuordnung bereits auf dem Tisch liegen und soll sich bis Ende August dazu äußern. Der Gemeinderat hat in der vergangenen Woche einen Beschluss gefasst, demnach die Niedere Börde die Neuordnung ablehnt. Für eine Stellungnahme hat die Gemeinde um eine Fristverlängerung aufgrund der Sommerzeit gebeten. Anschließend wird es eine öffentliche Auslegung der Pläne geben.