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Naturschutz Von der Apfelernte bis zur Insektenkunde

Was Schüler aus Wolmirstedt und Magdeburg auf Streuobstwiesen des Naturschutzbundes Barleben erlebt haben.

26.10.2020, 23:01

Barleben/Wolmirstedt (vs) l „Die Exkursionen auf die Streuobstwiesen sind inzwischen Tradition zu Beginn eines jeden Schuljahres und wir sind froh, mit dem Nabu Barleben einen kompetenten Partner an der Seite zu haben“, sagt Evelyn Brämer. Sie ist die Vorsitzende von „Liba – Besser essen. Mehr bewegen.“ Der Verein macht schon seit mehreren Jahren den Lebensraum Streuobstwiese für Kinder hautnah erlebbar.

Doch dieses Mal habe sich der Start der durch Liba initiierten Schul-Arbeitsgemeinschaften bedingt durch die Corona-Pandemie etwas verspätet. So sei der alljährliche Besuch der mobilen Mosterei beim Nabu in Barleben ausgefallen. „Viele Schulen hatten zunächst mit dem Schulstart an sich zu tun und waren unsicher, was unter den geltenden Hygiene- und Sicherheitsauflagen überhaupt noch möglich ist“, erklärt die Vereinschefin. Als es dann zumindest an vier Schulen losgehen konnte, sei das Interesse der Schüler sehr groß gewesen.

Denn für die Startveranstaltung am Kurfürst-Joachim-Friedrich Gymnasium Wolmirstedt hatten sich allein über 40 Kinder angemeldet. Tobias Langner vom Nabu sowie die AG-Leiterinnen des Liba-Vereins hatten also alle Hände voll zu tun. Die große Gruppe wurde zunächst geteilt, so dass nun jeweils montags und dienstags eine Nachhaltigkeits-AG am Gymnasium stattfindet.

Dass es auf der Streuobstwiese nicht nur Äpfel und Birnen zu ernten, sondern auch eine große Artenvielfalt zu entdecken gibt, davon konnten sich die Mädchen und Jungen jüngst überzeugen. Mit Keschern, Vergrößerungsgläsern und Bestimmungsbüchern bewaffnet, wurde die Insektenwelt des Biotops im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe genommen. „Für die Kinder ist die eigene Erfahrung in der Natur eine wichtige Grundlage für das Begreifen und Verinnerlichen komplexer Zusammenhänge, wie zum Beispiel die Intensität der Bewirtschaftung und deren Auswirkungen auf die Artenvielfalt“, ist Evelyn Brämer überzeugt. Unterstützt wurden die Fünftklässler dabei von der frisch gebackenen Agrarwissenschaftlerin und AG-Leiterin Charlotte Hecke sowie von Lisa Reddiger, Studentin der Bildungswissenschaften an der Uni Magdeburg, die aktuell ein Praktikum beim Liba absolviert.

Auch die Schüler der Nachhaltigkeits-AG am Werner-von-Siemens-Gymnasium Magdeburg machten sich gemeinsam mit ihrem AG-Leiter Kevin Zachau auf den Weg zur Streuobstwiese. Ihr Ziel war eine Fläche in Barleben, die ebenfalls vom Nabu gepflegt wird. Die Magdeburger hatten es mit den noch jungen Apfelbäumen leicht, die begehrten Früchte zu ergattern, die dann sogleich verkostet wurden. Der Rest der Ernte wartet nun auf seine Verarbeitung. „In den kommenden Tagen werden die Kinder das Obst trocknen und daraus leckere Apfelchips herstellen“, verrät die Liba-Vorsitzende. Und sollten noch Äpfel übrig bleiben, würden diese zu Apfelmus verarbeitet und in der Schul-Cafeteria, die vom Liba am Siemens-Gymnasium gemeinsam mit Schülern bewirtschaftet wird, angeboten.

An praktischen Einsätzen soll es zumindest auch in den nächsten Wochen nicht mangeln: So steht für die AG–Mitglieder am Wolmirstedter Gymnasium schon eine Müllsammelaktion auf dem Programm. Die Idee kam von den Schülern selbst, die auf dem Rückweg von der Streuobstwiese zur Schule bemerkten, wie viel Müll über den Acker flattert und wie unvernünftig manche Leute doch sind, ihre Hinterlassenschaften so achtlos wegzuwerfen.

Die AG-Schüler des Siemens-Gymnasiums Magdeburg haben indes mit der Anlage eines Schulgartens noch alle Hände voll zu tun und dabei großes Glück, den leidenschaftlichen Gärtner Kevin Zachau an ihrer Seite zu haben. „Man merkt es den Schülern an: Nach einem langen Schultag ist es eine Wohltat für sie, sich an der frischen Luft zu betätigen“, meint Evelyn Brämer.

Das Projekt „Nachhaltige Ernährung macht Schule 2020“ wird aus Mitteln des Landes gefördert. An den Eigenmitteln für das Projekt beteiligen sich neben dem Liba auch der Förderverein des Kurfürst-Joachim-Friedrich Gymnasiums und die Grundschule „Johannes Gutenberg“. Brämer: „Denen sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.“