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Naturschutzbund Waldohreulen in Wolmirstedt entdeckt

Erstmals ist in Wolmirstedt der Tagesruheplatz von Waldohreulen entdeckt worden. Am Bodelschwingh-Haus werden vier Tiere gezählt.

Von Gudrun Billowie 11.01.2017, 00:01

Wolmirstedt l Auf dem Gelände des Bodelschwingh-Hauses sitzt eine Waldohreule. Hoch oben auf einem Nadelbaum. Herbert Bilang schaut noch einmal genauer hin und entdeckt ein paar Äste höher einen weiteren Vogel. Im dichten Geäst darüber verbirgt sich scheinbar ein dritter. Das vierte Exemplar wohnt im Nebenbaum. „Das ist der einzige Tagesruheplatz von Waldohreulen, der in Wolmirstedt bekannt ist“, sagt der Nabu-Experte.

Vermutlich gibt es in Wolmirstedt weitere Ruheplätze der gut 35 Zentimeter großen Vögel, doch nicht immer sind die Eulen leicht zu entdecken. Ihre Tarnfarben lassen sie optisch als Aststumpf erscheinen, besonders, wenn sie dazu die Ohren steil aufrichten, den Körper strecken und das Federkleid eng anlegen. Herbert Bilang weiß, wie sich der Schlafplatz der Eule trotzdem erkennen lässt. „An den weißen Kotflecken auf dem Boden, vor allem aber am Gewölle.“

So heißen die unverdaulichen Nahrungsreste, die aussehen wie Zigarrenstummel, nur dunkler. Diese Gewölle interessieren Wissenschaftler besonders, deshalb werden sie unter anderem im Magdeburger Naturkundemuseum untersucht. „Im Gewölle sind Haare und Knochen der Kleintiere zu finden, die die Waldohreule gefressen und nicht gänzlich verdaut hat. Das lässt darauf schließen, welche Kleintiernager in der Region leben“, erklärt Herbert Bilang.

Als Lieblingsspeise gelten Mäuse, am liebsten zwei bis drei Stück pro Tag, aber auch Spatzen werden verspeist. Die Analyse der unverdauten Reste helfe dabei, den aktuellen Säugetieratlas Sachsen-Anhalts zu konkretisieren. Durch Gewölleuntersuchungen wurden schon verloren geglaubte Hamsterpopulationen wieder entdeckt.

Die Gewölle unter den Heimatbäumen der Waldohreulen im Bodelschwingh-Haus sind derzeit zu nass, um sie aus- einanderzufriemeln. Herbert Bilang belässt es vorerst bei einer äußerlichen Begutachtung.

Waldohreulen stehen unter Naturschutz und Mitarbeiter des Naturschutzbundes (Nabu) würde es sehr freuen, wenn sie über weitere Tagesruheplätze Bescheid wüssten. In der Regel nutzen die Tiere immer ein und denselben Baum. Die Waldohreulen im Bodelschwingh-Haus wurden schon länger von den Mitarbeitern beobachtet, aber erst jetzt gemeldet. Manchmal werden in der kalten Jahreszeit sogar noch mehr Artgenossen gesichtet. „Wird der Winter in Osteuropa zu streng, kommen Waldohreulen aus Polen oder Lettland als Wintergäste zu uns“, erklärt der Eulenexperte.

Als berühmte Nestbauer werden Waldohreulen wohl keine Schlagzeilen machen. Sie nutzen zum Brüten die verlassenen Nester von Elstern oder Krähen.

Seit 15 Jahren werden Eulen gezählt. Der Nabu hofft auf weitere „Eulendetektive“. Einen Meldebogen gibt es unter www.sachsen-anhalt.nabu.de/artenschutz/meldebogen2.rtf  oder Informationen unter Telefon 0391/561 93 50.