1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Ochtmersleben feiert die 870

Ortsjubiläum Ochtmersleben feiert die 870

Die Zweifel zur ersten urkundlichen Erwähnung sind ausgeräumt. Ochtmersleben ist 870 Jahre alt. Das wurde gefeiert.

Von Constanze Arendt-Nowak 09.09.2015, 01:01

Ochtmersleben l Hinter die 1144, die mit der Ersterwähnung des Ortes in Verbindung gebracht wurde, hatten einige Ochtmersleber schon länger ein Fragezeichen gesetzt. Schließlich stand auf der Urkunde über der letzten Vier ein Periodenstrich. Die Erklärung gab Ortsbürgermeister Günter Kohl anlässlich der 870-Jahr-Feier ab, die am vergangenen Wochenende begangen wurde. Zuvor war der Neu-Ochtmersleber Josef Hartmann dem Geheimnis auf den Grund gegangen und hatte es auch gelüftet.

Die Ersterwähnung kann erst 1145 gewesen sein. Schließlich gab es das Datum 11. Januar, das mit der Jahreszahl auf der Urkunde in Verbindung steht, nur ein einziges Mal in der Amtszeit des unterzeichnenden Lucius II. Dessen Amtszeit hatte am 13. März 1144 begonnen und endete am 15. Februar 1145. Mit der Feststellung von 1145 als Jahr der Ersterwähnung konnte Ochtmersleben also in diesem Jahr die 870 Jahre begehen. „Warum feiern wir die 870? Die 850 Jahre sind damals untergegangen und bis 875 sind es noch fünf Jahr hin, wer weiß, was dann ist“, begründete Günter Kohl, der nicht nur Ortsbürgermeister ist, sondern auch den Heimatfreunden vorsteht, die Entscheidung, feierlich an die Historie des kleinen Ortes zu erinnern.

Dazu hatte er im Vorfeld auch tüchtig die Chonik gewälzt und einige historische Fakten für einen Vortrag zusammengetragen. Am Freitagabend waren besonders diejenigen eingeladen, die in den vergangenen Jahren bei der Gestaltung der Heimatstube mitgeholfen hatten. „Wir wollen das aber auch als Initialzündung nehmen und unsere Chronik, die in den 1950er-Jahren endet, fortführen“, so Kohl, der wie seine Mitstreiter in den Reihen der Heimatfreunde dabei auf große Unterstützung der Ochtmersleber Einwohner hofft. „Wir wissen aus Erfahrung, dass viele immer noch etwas auf ihren Böden finden“, erklärte er weiter und berichtete davon, dass schon so manches Mal ein Beutel mit alten Utensilien an der Tür der Heimatstube hing.

Die Ortschronik selbst hat Ochtmersleben einem gewissen Rudolf Pfeil zu verdanken, der sie 1945 mit Hilfe vieler Einwohner aufgearbeitet hat. Lange wurde sie wie ein Schatz gehütet, ehe sein Enkel Hanjo Kipper eine Kopie an die Ochtmersleber übergab. Ein Relikt aus alten Zeiten und wohl ebenso wertvoll wie die Chronik ist auch das Protokollbuch, in dem von 1870 bis in die 1930er-Jahre alle Ortschaftsratssitzungen akribisch erfasst worden sind. Das hielt Kerstin Pitschmann lange in Verwahrung, nachdem sie es 1999 von der damaligen Ortsbürgermeisterin erhalten hatte, um die Feuerwehrchronik aufzuarbeiten. Nun hat sie das dicke Buch wieder dem Ortsbürgermeister übergeben.

Das „richtige“ Jahr der Ersterwähnung ist nun auch in Stein gehauen. Denn zum runden „Geburtstag“ hat sich die Ortschaft einen Stein geleistet, der direkt an der Heimatstube seinen Platz fand. Möglich machte das ein Sponsor aus der Nähe. Die Inschrift für „kleines Geld“, wie Günter Kohl sagte, sollten die Bürger mit ihrem Beitrag für die Beköstigung mit Kaffee und Kuchen tragen. Fakt ist: Auch der Stein ist Teil der Ochtmersleber Geschichte.