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Platznot Sitzt der Kreis den Schultausch aus?

Der Weg für einen Schultausch zwischen Wolmirstedt und dem Kreis ist geebnet. Doch ist damit die Platznot vom Tisch?

Von Gudrun Billowie 19.12.2019, 00:01

Wolmirstedt l Etwa sechs Millionen Euro stellt der Landkreis Börde für den Schultausch zur Verfügung. Das steht im Haushaltsplan, der vom Kreistag festgezurrt wurde und es klingt, als wäre der Weg geebnet, um die Platznot in der Gutenberg-Schule zu beheben. Doch schon jetzt sind Steine auf diesem Weg erkennbar, das Ziel liegt weiterhin im Nebel der Zahlen.

Die sechs Millionen Euro für den Schultausch sind mit einem Sperrvermerk versehen. Der wird erst entfernt, wenn klar ist, wieviel Geld tatsächlich investiert werden muss, wieviel die Herrichtung der ehemaligen Harnisch-Schule tatsächlich kostet. Und: Das ganze Prozedere läuft nur an, wenn klar ist, dass es auf längere Sicht genug Schüler gibt, die das Abitur an der Gutenberg-Schule ablegen wollen.

Vor allem bei dieser Zahl liegt der Hase im Pfeffer. Um die Abiturstufe zu erhalten, braucht es mindestens 50 Schüler. Künftig werden aber nur noch zwei statt bisher bis zu fünf fünfte Klassen in die Gutenberg-Schule eingeschult. Können aus zwei Klassen überhaupt 50 Schüler für eine Abiturstufe nachwachsen?

Manche Schüler möchten keine 13 Jahre lernen, sondern mit dem Haupt- oder Realschulabschluss ins Berufsleben einsteigen. Ebenfalls unklar ist, ob aus anderen Schulen genug Schüler in den Gymnasialzweig der Gutenberg-Schule wechseln. Schließlich steht das Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium nur 200 Meter Luftlinie entfernt.

Sitzt der Landkreis den Schultausch womöglich aus, wartet, bis es sich aufgrund sinkender Schülerzahlen nicht mehr rechnet, sechs Millionen auszugeben? Ein Aussitzen wehrt Dirk Michelmann, der im Landkreis unter anderem für Schulen zuständig ist, vehement ab. Am Schultausch werde kontinuierlich gearbeitet. „Wir liegen absolut im Zeitplan.“

Der Zeitplan wurde im September in einer Rahmenvereinbarung festgelegt und demnach hält sich der Landkreis daran. Das könnte beruhigen, wäre da nicht die Unsicherheit der künftigen Schülerzahlen.

Bleiben diese Zweifel jedoch außen vor, ist die Zeitschiene bisher tatsächlich eingehalten worden. Demnach war jetzt die Erarbeitung des Haushaltsplans dran, der soll im März 2020 genehmigt sein. Dann können im April die Planungsleistungen EU-weit ausgeschrieben werden. Im Mai soll der Tauschvertrag zwischen Landkreis Börde und Stadt Wolmirstedt abgeschlossen werden. Im Juli soll der Auftrag an ein Planungsunternehmen vergeben werden. Baubeginn soll im Juli 2021 sein, sodass zwei Jahre später die Harnisch-Schule so schick hergerichtet ist, dass die Gutenberg-Grundschule dort einziehen kann und die Gemeinschaftsschule genug Platz im Gutenberg-Schulgebäude findet.

Bis dahin jedoch muss das Land Sachsen-Anhalt entscheiden, ob die gymnasiale Oberstufe an der Gutenberg-Schule machbar ist. Der Landkreis als Schulträger muss abbilden, dass langfristig mehr als 50 Schüler das Abitur dort ablegen wollen. Womöglich gelingt das nur über Kooperationen mit anderen Schulen.

In diesem Schuljahr wächst erstmals eine Abiturstufe auf, in zwei elften Klassen lernen 44 junge Menschen. Zu ihnen gehört Larissa Rechlin. Sie hat kein Verständnis, warum es so lange dauert, bis eine Lösung gefunden ist, hat im Kreistag gefragt, warum die Gutenberg-Schüler Jahr für Jahr vertröstet werden. Ihre Mutter Kathrin ist Elternvertreterin und hat sich ebenfalls an die Kreistagsmitglieder gewandt und gezürnt, dass es seit Jahren nicht funktioniert, die erforderlichen Lernbedingungen für Schüler und entsprechende Arbeitsbedingungen für Lehrer zu schaffen.

In der Tat wird seit fünf Jahren über den Schultausch und andere Varianten diskutiert. Als Larissa vor elf Jahren eingeschult wurde, hatte sich die Familie bewusst für die Gutenberg-Schule entschieden. „Meine Tochter hatte immer einen Notendurchschnitt, der unter 1,5 lag und hätte problemlos aufs Gymnasium wechseln können. Doch wir waren immer vom Konzept der Gutenberg-Schule überzeugt.“

Bestätigt wurde sie durch ihren zwölfjährigen Sohn. Trotz einer Lese-RechtschreibSchwäche hat er immer gute Ergebnisse erzielt und eine Empfehlung fürs Gymnasium erhalten. Er lernt weiter an der Gutenberg-Schule. „Weil er hier seine Stärken ausspielen kann“, sagt seine Mutter Und natürlich hofft sie, dass auch er das Abitur bei Gutenbergs ablegen kann.

„Unser Wille ist es, die Oberstufe weiter zu etablieren“, bekräftigt Schulleiterin Regine Albrecht, „die jetzigen elften Klassen arbeiten hochmotiviert.“ Am 23. Januar gibt es einen Schnuppertag.