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Polizeieinsatz Bauernprotest gegen Preisdumping

In Meitzendorf war am Sonntag die Polizei im Einsatz, um einen Bauernprotest vor dem Logistikzentrum des Discounters "Aldi" aufzulösen.

Von Sebastian Pötzsch 07.12.2020, 17:57

Meitzendorf l Zu einem Polizeieinsatz kam es am Sonntagnachmittag vor dem Logistikzentrum des Lebensmitteldiscounters „Aldi“ in Meitzendorf. Etwa 40 Traktoren und bis zu 100 Landwirte haben gegen die Preispolitik von Handelsriesen protestiert. „Eine Anmeldung dieser Versammlung lag nicht vor“, teilte die Polizei am Montag dazu mit. Durch einen Mitarbeiter des Landkreises Börde sei mit den anwesenden Landwirten gesprochen worden, „jedoch wollte niemand verantwortlicher Versammlungsleiter sein.“ Teilweise sei versucht worden, die Auslieferung von leicht verderblichen Lebensmitteln durch Blockaden der Zufahrten zu behindern. Daraufhin seien die Verkehrsbehinderungen beräumt worden.

„Wir wollten vor Ort präsent sein und mit der Blockade auf die ruinöse Preispolitik der großen Discounter aufmerksam machen“, sagte Frank Böcker von der Interessengemeinschaft „Land schafft Verbindung“ der Landwirte im Landkreis Börde auf Volksstimme-Nachfrage. Seinen Worten zufolge kamen die Bauern aus ganz Sachsen-Anhalt. Es sei geplant gewesen, mit den Traktoren die Auslieferung von Waren zu unterbrechen. „Das wurde jedoch durch die Polizei unterbunden. Wir mussten die Traktoren an die Seite fahren“, sagte Böcker. Eine anschließende Sitzblockade auf der Straße sei durch die Polizeikräfte verhindert worden. „Die Beamten haben unsere Mitstreiter beiseite getragen.“

Dennoch lief der Protest bis 1 Uhr in der Nacht. „Grundsätzlich geht es uns darum, dass wir für das, was wir erarbeiten und produzieren, auch gerecht bezahlt werden müssen“, erklärte Frank Böcker zum Hintergrund der Aktion. Produkte wie Fleisch und Milch würden in den großen Lebensmitteldiscountern viel zu billig angeboten. „Wir wollen angemessene Preise, damit wir existieren können“, hob der Landwirt hervor. Außerdem wollen die Bauern die Rückkehr der Handelsriesen an den Verhandlungstisch erreichen.

Es sei Aufgabe der Politik und der Lebensmittelhandelsketten, für faire Preise zu sorgen. Aber auch die Gesellschaft sei gefragt, mehr für landwirtschaftliche Produkte zu zahlen. „Wenn der Liter Milch nur zehn Cent mehr kosten würde, wäre uns schon geholfen“, sagte Böcker. Durch das Preisdumping habe Deutschland die billigsten Lebensmittelpreise im europäischen Vergleich.

„Wir wollen mit den Riesen wie ‚Aldi’, ‚Rewe’, ‚Kaufland’ und ‚Edeka’ gemeinsam eine Lösung finden und fordern sie auf, Gesprächsangebote anzunehmen“, verlangte der Interessenvertreter. Er räumte aber auch ein, dass „Aldi“ am Vortag eine Pressemitteilug veröffentlichte und verlauten ließ, auf entsprechende Forderungen eingehen zu wollen und zeitnah mit Bauernvertretern Gespräche zu führen. Laut Aldi könne „dier die Idee eines ‚FairTrades für die heimische Landwirtschaft‘ sein, genauso wie die Förderung der deutschen Landwirtschaft durch flächendeckende, angemessene Bezahlung bei höheren Qualitätsstandards“. „Dazu sollten alle Beteiligten der Wertschöpfungskette an den Tisch geholt werden, um einen für die Landwirtschaft positiven Strukturwandel konstruktiv und partnerschaftlich zu begleiten“, wird Jens Ritschel, Verwaltungsrat bei „Aldi Süd“, zitiert.

Der Protest vom Sonntag war bereits die zweite Aktion vor dem „Aldi“-Lager in Meitzendorf. Schon Anfang November hatten die Landwirte hier demonstriert und die niedrigen Preise für Produkte wie beispielsweise Milch und Butter kritisiert. Vorausgegangen war eine bundesweite Aktion am 25. Oktober, währenddessen mehrere Lager von Einzelhandelskonzernen blockiert wurden.