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Ratssitzung Von Biersteuer und Burmeisterwahl

Die historische Ratssitzung gehört seit vielen Jahren zum Wolmirstedter Stadtfest. Dieses Mal ging es um die Burmeisterwahl.

Von Regina Malsch 18.06.2018, 23:01

Wolmirstedt l Bei der historischen Ratssitzung kam das Publikum wieder voll auf seine Kosten, denn Gudrun Billowie hatte im Textbuch wie gewohnt viele aktuelle Bezüge, Kurioses und Kritikwürdiges aus 2017 in ein historisches Gewand gepackt. Zudem gehört zum Erfolgsrezept seit einigen Jahren auch kollektiver Gesang. Aufhänger war diesmal die Suche nach mehr Zaster für das Stadtsäckel. Buhrufe gab es, als das Stadtoberhaupt dafür eine Biersteuer vorschlug. Was die Ratsherren und -damen dazu meinten, wie sie sich über Gegenvorschläge ausließen, sich in die Haare kriegten und wieder versöhnten, war ungemein vergnüglich.

Vor der imposanten Kulisse von Wolmirstedt im Jahr 1885 waren Rebecca Lange und Waltraud Wolff, Heinz Maspfuhl, Mark-Andrè Krogel-Riemann und Armin Bartz mit besonderer Spielfreude bei der Sache. Aber auch Burmeister Martin Stichnoth, Gerhild Schmidt und Christina Laqua sowie Rudolf Giersch, Kurt Prilloff, Klaus Mewes, Jürgen Bednorz und Fritz-Georg Meyer konnten überzeugen und genossen sichtlich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Wenn sich der Stadtrat nämlich zu seinen „ernsthaften“ Beratungen trifft, sind nur ganz selten Bürger anwesend. Dabei haben die gelegentlichen Verbalduelle durchaus auch Unterhaltungswert. Allerdings: Gesungen wird im Rathaus wohl nur selten.

Die zahlreichen kleinen und großen Probleme, über die sich Wolmirstedter ärgern, wurden wohl trotz Verklausulierung verstanden. Angesprochen wurde der geplante Bau eines weiteren „Einkaufhauses“ am Kreisel, die ständig geschlossenen Bahnschranken, der geplatzte Weihnachtsmarkt im Lustgraben, der Bau der Elbeuer Brücke, die Schließung der Kreisverwaltung in der Ohrestadt oder eine aus allen Nähten platzende Schule. Den größten Raum in dem Stück aber nahm die Suche nach einem neuen Burmeister ein, denn Martin Stichnoth „segelt als Bördeackerfürst gen Haldensleben“. Also wetteiferten die zwölf ehrenwerten Damen und Herren um den Burmeister-Stuhl. Jeder Kandidat stellte sich natürlich im besten Licht dar, prahlte mit seinen Fähigkeiten oder machte Vorschläge zum vermeintlichen Wohl der Stadt.

Keiner aber überzeugte, jedes Mal wurde geträllert: „Zwölf, elf, zehn... kleine Ratsleute…“ (nach Zehn kleine Negerlein). Und so konnte der Burmeister am Ende verkünden, dass das Volk wählen darf. Und um in guter Erinnerung zu bleiben, spendierte er wie üblich zum krönenden Abschluss Freibier. Und alle sangen noch mal: „Zwölf super Ratsleute, bringen euch jetzt Bier, der Burmeister, der segelt weg, doch wir, wir bleiben hier.”