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Brandschutz Große Tanks gegen die Löschwassernot

Die Niedere Börde hat ein Löschwasserproblem. Riesige Stahltanks sollen Abhilfe schaffen. Ein Blick nach Gutenswegen.

Von Sebastian Pötzsch 26.11.2019, 00:01

Gutenswegen l Zwischen dem Ackendorfer Weg und der Teerstraße in Gutenswegen herrscht an diesem Vormittag ein kleiner Menschenauflauf. Beobachter zücken ihre Handys, um ihren Angehörigen und Freunden von dieser nicht alltäglichen Begebenheit möglichst hautnah berichten zu können. Kein Wunder, hat doch ein großer Autodrehkran bereits Position bezogen.

Doch das soll es an großer Technik noch längst nicht gewesen sein. So ist ein mächtiger Tieflader vor Ort, der sich den Weg von Dresden aus über die Autobahn und Landstraßen sowie durch die Gassen des Ortes gebahnt hat. Als Huckepack trägt er einen riesigen Stahlbehälter mit sich, der künftig als Löschwassertank sein Dasein fristen wird. Doch bis es soweit ist, muss der Kran das 14 Tonnen schwere Ungetüm aufnehmen und in eine zuvor ausgehobene Grube setzen. Diese befindet sich genau dort, wo eigentlich Kinder auf Spielgeräten herumturnen. „Der Spielplatz kommt dort auch wieder hin, so, als wenn nichts gewesen wäre“, hebt Manuel Buchwaldt hervor.

Der Sachbearbeiter Brandschutz bei der Gemeindeverwaltung ist seit Monaten mit der Planung beschäftigt. Er erzählt, dass es gar nicht so einfach ist, geeignete Flächen für solch einen Löschwassertank zu finden. Schließlich muss dieser zentral erreichbar sein und mit dem Löschwasser ein möglichst großes Einzugsgebiet abgedeckt werden können. Unter dem Spielplatz sei nun ein geeigneter Standort gefunden worden, auch, weil es sich hierbei um eine gemeindeeigene Fläche handelt.

Doch wo genau liegt das Problem mit der Löschwasserversorgung? Laut Buchwaldt muss eine Gemeinde für einen angenommenen zweistündigen Ernstfall 800 Liter pro Minute Löschwasser vorhalten können. „Für die gesamte Einheitsgemeinde inklusive aller Ortschaften wären das in unserem Fall 96.000 Liter“, rechnet der Brandexperte vor. In Mischgebieten, in den Wohnen und Gewerbe vorkommen darf, müssen es 1600 Liter pro Minute sein und in Industriegebieten sogar 3200 Liter pro Minute.

„Wir haben nun das Problem, dass wir zu wenig Entnahmestellen im Umkreis von 300 Metern haben. Und in Gutenswegen selbst reicht das Trinkwassernetz, auf das ja im Regelfall zurückgegriffen wird, mit 400 bis 600 Litern pro Minute einfach nicht aus“, erklärt Manuel Buchwaldt weiter.

Der neue Löschwassertank soll nun Abhilfe schaffen. Der insgesamt 130.000 Euro teure Koloss bietet Platz für 100 000 Liter des wertvollen Nasses. „Damit haben wir also 4000 Liter in der Reserve“, sagt der Verwaltungsmitarbeiter und gibt einen Ausblick, wie es künftig weiter gehen soll. So bekommt Gutenswegen noch zwei weitere Tanks in eben jener Größenordnung. Auch Gersdorf soll auf diese Weise künftig besser mit Löschwasser versorgt werden. Und in Jersleben wird noch in diesem Jahr ein Stahlbehälter verbaut, und zwar im Zuge der Bauarbeiten an der Dorfstraße.

Inzwischen ist der erste Koloss in Gutenswegen verbaut und die Grube schon wieder verfüllt worden. Wenn alles gut geht, kann der Spielplatz am 9. Dezember von den Mädchen und Jungen des Ortes erneut in Beschlag genommen werden.

Gutenswegens Ortsbürgermeister Lothar Chelvier (CDU) zeigt sich unterdessen begeistert vom Ausbau der Löschwasserversorgung in seinem Ort. „Damit ist eine Entspannung der Lage in Sicht“, sagt er am Montag auf Volksstimme-Nachfrage. Die drei bereits bestehenden Zisternen sowie der Dorfteich hätten für eine sichere Versorgung des gesamtes Ortes mit Löschwasser einfach nicht ausgereicht. Nun freue er sich, dass im kommenden Jahr auch die zwei nächsten Riesenbehälter folgen sollen.